Chronik: "Sportfreunde" werden aufgelöst / Fußballer holen namhafte Mannschaften nach Sulz

Das Vereinsleben war während des Zweiten Weltkriegs in Sulz weitgehend zum Erliegen gekommen. Kaum war der Krieg beendet, wurde aber wieder Fußball gespielt.

Sulz. Albert Bässler hat schon kurz nach Kriegsende eine Fußballmannschaft aufgestellt, die gegen die französische Besatzungsmacht spielte und 3:1 gewann. Auf Vorschlag des damaligen Bürgermeisters Schloz hatte ihn der Ortskommandant zum Sportbeauftragten ernannt. In dieser Funktion bekam Bässler den Befehl, der Besatzungsmacht Fußballstiefel, Bälle und Trikots zur Verfügung zu stellen. Das erschwerte den Neustart des Fußballs in Sulz. Die Sportausrüstung musste irgendwie zusammengebettelt werden, um an der ersten Spielrunde der Bezirksklasse Schwarzwald teilnehmen zu können. Nach fünf Spielen ist die Mannschaft aber zurückgezogen worden. Ein Jahr lang wurde pausiert.

In der Zwischenzeit erteilte die französische Besatzungsmacht die Erlaubnis, Vereine gründen zu dürfen. Der Antrag zur Gründung der "Sportfreunde Sulz" mit den Abteilungen Fußball, Handball und Leichtathletik wurde am 29. April 1946 gestellt und am 11. Mai 1946 vom Bürgermeisteramt befürwortet. Der Gouverneur der Stadt Sulz erteilte für den 3. April 1947 die Genehmigung für die konstituierende Sitzung der Sportfreunde.

Die einjährige Spielpause hat sportlich gesehen offenbar gut getan. Die Fußballmannschaft der Sportfreunde holte sich gleich die Meisterschaft des Landkreises Horb und stieg 1948 in die Bezirksklasse auf. Sportkleidung war immer noch rar. Kickschuhe konnten aber über die Landesleitung für Sport- und Körperkultur Süd-Württemberg gekauft werden.

Ein Höhepunkt war das Spiel gegen die Stuttgarter Kickers am 18. April 1949 in Sulz. Wie es ausging, ist in der Chronik nicht festgehalten. Dass die Kickers zu diesem Gastspiel gekommen waren, hing, wie Chronist Theo Dittmann vermutet, damit zusammen, dass die Verpflegung im ländlichen Sulz besser war als in der Großstadt. Außerdem erstatteten die Sulzer die Fahrtkosten in Höhe von 80 D-Mark.

Offenbar waren die verschiedenen Interessen des Vereins mit seinen Sparten nicht mehr unter einen Hut zu bringen, sodass es besser erschien, eigene Wege zu gehen. Auslösender Punkt der Trennung war die geplante Weihnachtsfeier 1949. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung im Oktober 1949 wurde diese Frage salomonisch geklärt. Die Mitglieder einigten sich auf zwei Feiern, eine für die Sparte Fußball und eine weitere gemeinsam für die Sparten Handball und Turnen.

Die Hauptversammlung am 14. Januar 1950 gilt als der "Tag der Wiedergeburt des VfR Sulz". Zum Vorsitzenden wurde Erich Klett gewählt. Gleichzeitig ist der Turnverein gegründet worden. Die letzte Hauptversammlung der Sportfreunde mit dem Beschluss, den Verein aufzulösen, fand am 15. Februar 1950 im Gasthaus Traube statt. Die Neubildung der Vereine sei "ohne jeden Streit und in aller Ruhe, aber auch mit Genehmigung der Franzosen vor sich gegangen", hält Hans Wössner in seinen Erinnerungen fest.

Der VfR war nun selbstständig und plante gleich ein arbeitsreiches Jahr. Sportlich lief es weiterhin gut: Der VfR belegte in der Bezirksliga Schwarzwald einen vorderen Tabellenplatz. Doch es musste auch wieder Geld in die Kasse kommen. So holte der VfR attraktive Mannschaften nach Sulz, unter anderem den VfL Schwenningen mit mehreren Auswahlspielern, darunter Helmut Haller.

Der nächste Höhepunkt folgte an Pfingsten. Dem VfR gelang es aufgrund persönlicher Kontakte die Mannschaft aus München-Pasing und den FC Nordstern Basel, der damals in der zweiten Schweizer Liga spielte, einzuladen. Fünf Jahre nach dem Krieg gastierte erstmals eine ausländische Mannschaft in Sulz. Entsprechend herzlich war der Empfang: Die Schweizer sind von der Stadtkapelle musikalisch begrüßt worden. Anschließend ging es im Umzug zum Marktplatz.

Gegen die starken Gegner hatten die Sulzer Fußballer von der A-Jugend, den Aktiven bis zu den Alten Herren spielerisch allerdings keine Chance.

Noch ein Großereignis stand an: Anlässlich 30 Jahre VfR Sulz wurde vom 5. bis 7. August ein Pokalturnier ausgetragen. Am 10. September veranstaltete der VfR ein Seifenkistenrennen mit 80 Fahrern, unter anderem aus Magstadt und Ludwigsburg. Der ADAC hatte die Schirmherrschaft für das Rennen an der Vöhringer Straße übernommen. Rund 4000 Zuschauer standen an der Strecke.

Es war in der Tat ein ereignisreiches Jubiläumsjahr und ein gelungener Neustart. Der Verein verzeichnete einen Gesamtumsatz von 11 000 D-Mark und war schuldenfrei. Für das zweite Halbjahr 1950 hatte der VfR 230 Mitglieder an den Landesverband Württemberg-Hohenzollern gemeldet. Erich Klett ist erneut zum Vorsitzenden gewählt worden.