Die gefesselte Königin gibt am Ende zu, dass sie neidisch auf ihre Tochter war. Foto: Steinke-Vollmer Foto: Schwarzwälder Bote

Aufführung: Inszenierung der Chamäleon Theaterwelten gefällt / Schneewittchen im Wasserschloss

Sulz-Glatt. Brillant inszeniert und interpretiert mit dem Fokus auf Versöhnung und gegenseitiger Annahme überraschte Dorothee Jakubowski (Königin) mit ihrem Ensemble. In diesem Stück spielten Elisabeth Kaiser (Schneewittchen), Swen Richter (Sieben Zwerge, Jäger), Andreas Schnell (Erzähler, Spiegel).

Das Wasserschloss in Glatt bot die perfekte Kulisse für das Märchen um die Königstochter "Schneewittchen". Mit überraschenden Effekten, wunderbarem Gesang und tänzerischen Einlagen nutzten die Schauspieler das vorhandene Ambiente vortrefflich für ihre Inszenierung. Selbst die eiserne Kunstinstallation im Schlossgarten wurde zum Anklopfen miteinbezogen. Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus.

Wenige Requisiten genügten, um die verschiedenen Schauplätze auszuweisen, an denen sich das Märchen zutrug. Swen Richter verstand es vortrefflich, mit Drehen seiner Mütze zum jeweiligen Buchstaben alle sieben Zwerge, die er zuvor namentlich vorgestellt hatte, mit Gestik und Mimik aufleben zu lassen, wenn es darum ging, die Freude über Schneewittchens Ankunft oder ihren vermeintlichen Tod zu interpretieren.

Die Verbindung zwischen den Schauplätzen schaffte Sprecher Andreas Schnell, der ebenso den Spiegel darstellte, der mit der Wahrheit zwar haderte, doch – ohne es zu wollen – Schneewittchen immer wieder verriet. Denn er wollte der Königin den Triumph, die Schönste im ganzen Land zu sein, nicht lassen.

Bei warmem Sommerwetter waren alle Stühle unter der großen Linde im Schlossgarten besetzt. Elisabeth Kaiser gefiel durch ausdrucksstarken Gesang und Tanz, mit der sie die Freude darüber ausdrückte, dass Jäger Moritz (Swen Richter) sie am Leben ließ, bis sie schließlich im Häuschen der Zwerge ankam und als achter Zwerg aufgenommen wurde. Auch hier wurde getanzt und gesungen: "Wir geben gut auf uns Acht, dass keiner von uns zu wenig lacht", tanzte sie mit den Sieben Zwergen und bekam ihre eigene Mütze mit den Initialen "Sch".

Eine magische Anziehungskraft hatte der Apfel in der Hand der Königin (Dorothee Jakubowski), doch auch wenn der Schreck bei den Zwergen tief saß, als Schneewittchen wie tot am Boden lag: "Hab i an Hunger – wie soll’s denn da was zu Essen geben?" – sie erwachte wieder.

Das Stück war eine neue zeitgemäße Interpretation, bei der eher leise gelächelt und geschmunzelt wurde statt lauthals gelacht. Um die Königin anzulocken, lud Schneewittchen zu ihrem Begräbnis ein, und die Zwerge fesselten die Königin. Bei der Gegenüberstellung gab die Königin zu, dass sie neidisch auf die Schönheit ihrer Tochter war und bat sie um Verzeihung.

"Wisst ihr, wer hier die Schönsten sind?", wandte sich Sprecher Andreas Schnell ans Publikum, nur um zu antworten: "Ihr alle!". Nach tosendem Applaus wurden alle zum Feiern ins Wasserschloss eingeladen.