Die Metzgerei schließt: Werner und Lore Gänßle (Mitte) gehen in den Ruhestand. Der Musikvereinsvorsitzende Steffen Strobel, Ortsvorsteher Martin Sackmann und Wirtschaftsförderer Hartmut Walter (von links) haben sie verabschiedet.Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Metzgerei Gänßle schließt in Bergfelden / Nachfolger nicht gefunden

Sulz-Bergfelden. "Ich könnte heulen", sagt Lore Gänßle angesichts der fast leeren Wursttheke. Am heutigen Donnerstag hat die Bergfelder Metzgerei letztmals geöffnet.

"Seit Januar haben wir ein super Geschäft gemacht", erzählt Lore Gänßle. Dafür musste ihr Mann Werner aber auch täglich von 3.30 bis 19 Uhr in der Wurstküche stehen. Rund 4000 Wurstdosen habe er zuletzt produziert. Und die waren gefragt: Ein Kunde habe gleich 700 Stück auf einmal abgeholt.

Seit Schließung der Metzgerei Hölle in Sulz im Januar kamen auch von dort Kunden nach Bergfelden – und blieben der Metzgerei Gänßle treu. Überhaupt kommen viele zum Teil weit her. Die Kundschaft weiß die Qualität der von Metzgermeister Werner Gänßle selbst hergestellten Wurst und Fleischwaren zu schätzen. "Der gute Ruf geht weit über Bergfelden hinaus", sagte Wirtschaftsförderer Hartmut Walter, der am Mittwoch zusammen mit Ortsvorsteher Martin Sackmann und Steffen Strobel, Vorsitzender des Musikvereins, mit Abschiedsgeschenken gekommen war.

Walter bedauerte, dass für die letzte Metzgerei mit eigener Herstellung im Sulzer Stadtgebiet kein Nachfolger gefunden werden konnte. Das sei zum einen am fehlenden Personal und zum anderen an der Bürokratie gescheitert. Dennoch habe er die Hoffnung nicht aufgegeben, noch einen Metzger zu finden. Er sagte den Gänßles Dank für 40 Jahre "Handwerkskunst".

"Die Qualität hat gestimmt", bestätigte Ortsvorsteher Martin Sackmann. Er werde das Einkaufen im Laden vermissen. Lore und Werner Gänßle dankte er für die jahrelange Unterstützung bei Veranstaltungen im Ort. "Wir durften immer kommen", betonte er. Steffen Strobel war im Auftrag der Vereine mit einem Geschenk gekommen. Es sei eine schöne Zusammenarbeit gewesen.

Wegen "Corona" wollten Lore und Werner Gänßle eigentlich nicht aufhören. Gerne hätten sie noch das 1. Maifest des Musikvereins beliefert. Das fiel der Pandemie zum Opfer.

Zuletzt durften sie nur noch ein bis zwei Besucher gleichzeitig in den Laden lassen. Ohne Druck sei es ein entspanntes Arbeiten gewesen. Die Kunden hätten sich mehr Zeit gelassen. So weh es tut, nach vier Jahrzehnten aufzuhören: Beide freuen sich jetzt auf den Ruhestand. "Wir haben ihn uns verdient", sagt Lore Gänßle.