Entwicklungsminister Dirk Niebel (rechts) war auf Einladung des Landtagsabgeordneten Dieter Kleinmann in Sulz. Foto: Priotto Foto: Schwarzwälder-Bote

Dirk Niebel gibt im "Lamm" einen Einblick in neue Ziele und aktuelle Probleme der deutschen Entwicklungspolitik

Von Cristina Priotto Sulz. Vergangene Woche noch Jemen und Äthiopien – und am Samstag Sulz: Dirk Niebel, der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (FDP) kam aber nicht, weil die Stadtentwicklung im Argen liegt. Vielmehr war der 47-Jährige zu Gast beim Gaisburger Marsch-Essen, zu dem der FDP-Landtagsabgeordnete Dieter Kleinmann ins "Lamm" eingeladen hatte.

Den rund 40 Zuhörern legte Kleinmann zunächst die Positionen seiner Partei zu den Themen Bildung, Wirtschaft und Verkehr im Land dar. Als gelungenes Beispiel für die Entwicklung in Sulz erklärte der FDP-Kandidat für die Landtagswahl am 27. März dem Minister, was sich im Bereich Neckarwiesen und Bahnhof jüngst getan hat.

Wie sieht es jedoch anderswo auf der Welt aus und welche Rolle spielt Deutschland bei der Entwicklungshilfe? Hierüber berichtete Dirk Niebel den Zuhörern am Samstag Interessantes. Erst am Tag zuvor hatte er in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag vor einem zu negativen Bild Afghanistans gewarnt, nach dessen Gründen auch Josef Rack fragte. Als positive Beispiele nannte der Minister die gestiegene Zahl an Mädchen in Grundschulen. Wo 30 Prozent der angehenden Lehrer aber erst selbst Lesen und Schreiben lernen müssten, sei ein langer Atem gefragt.

"Der Ansatz heute ist ein anderer als das klassische Brunnenbohrprojekt", machte Niebel die gewandelte Zielsetzung deutlich. Unmittelbare Hilfe sei zwar wichtig, in geförderten Ländern müsse sich jedoch eine Eigendynamik entwickeln, um eine nachhaltige Wirkung sicherzustellen und die Länder zu Wirtschaftspartnern zu machen.

Besonders beeindruckt hat den gebürtigen Hamburger auf seinen jüngsten Reisen ein Zementwerk, das ein schwäbischer Unternehmer in Namibia gegründet hat. Schnell habe sich dort eine gute Infrastruktur mit vielen Arbeitsplätzen entwickelt, erzählte Niebel. Zuweilen prallten unterschiedliche Ansätze aufeinander: Auf der für ihre Biodiversität bekannten jemenitischen Insel Sokotra wolle Deutschland etwa sanften ökologischen Tourismus implementieren, während Saudi-Arabien ein Hotel plane. "Der erste Schritt der Wertschöpfungskette muss in dem jeweiligen Land erfolgen", stellte Niebel klar. Kein Land lasse sich in Kolonialherrenmanier von außen entwickeln.

Die Zeit für Fragen war knapp bemessen, und auch zum Suppeauslöffeln blieb dem Entwicklungsminister kaum Zeit: Punkt 13 Uhr gemahnten die Leibwächter zum Aufbruch –– und schon ging’s weiter zum nächsten Termin nach Offenburg.