Michael Gunesch hat am heutigen Mittwoch seinen letzten Arbeitstag im Rathaus. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Verwaltung: Der stellvertretende Bauamtsleiter Michael Gunesch geht in den Ruhestand

Lange Vorträge zu halten, waren nicht sein Ding. Kurz und prägnant pflegte Michael Gunesch im Gemeinderat, Bauvorhaben vorzustellen. Der stellvertretende Bauamtsleiter der Stadt Sulz hat am heutigen Mittwoch seinen letzten Arbeitstag.

Sulz. Die Verwaltungslaufbahn hat Gunesch 1989 in Sulz gestartet. Geboren wurde er 1956 in einem kleinen Dorf in Siebenbürgen. Im deutschen Gymnasium von Hermannstadt absolvierte er das Abitur, um anschließend Buchdrucker zu lernen. In dem Beruf war er sechs Jahre lang tätig. Nach dem Militärdienst in Rumänien wanderte er nach Deutschland aus.

"Wir fühlten uns unterdrückt, nicht nur die Deutschen, sondern auch die Rumänen", schildert er die damalige Situation unter dem Diktator Nicolae Ceausescu, der nach dem Sturz des Regimes 1989 erschossen wurde. Einfach sei die Ausreise, wie er erzählt, nicht gewesen Zwei Jahre dauerte es, bis sein Antrag genehmigt war, andere Ausreisewillige mussten viel länger darauf warten.

Deutsch ist seine Muttersprache. Der Dialekt der Siebenbürger Sachsen ähnle dem Luxemburgischen. Gunesch spricht ihn heute noch, wenn er sich mit seinen Brüdern unterhält.

Den Start in Deutschland hätte er sich leichter vorgestellt. "Es ist ein Kulturschock gewesen", erinnert er sich. Er kam 1983 mit zwei Koffern in Heidelberg an: "Ich fühlte mich total fremd." Ein weiteres Jahr verbrachte er in Darmstadt, wo er ein Kolleg besuchte, damit sein in Rumänien erworbenes Abitur auch in Deutschland anerkannt wurde. Da hat er sich dann auch für die Verwaltungslaufbahn entschieden. Der Beruf des Buchdruckers war keine Option mehr.

Nach dem Studium in Ludwigsburg und dem Praktikum im Betzweiler Rathaus bewarb er sich in Sulz. 17 Jahre lang leitete er das Liegenschaftsamt, und in den vergangenen 13 Jahren war er stellvertretender Bauamtsleiter. Die Aufgaben seien vielfältiger gewesen und hätten mehr Spaß gemacht. "Es gab keine zwei gleichen Fälle", erklärt er. Allerdings brachte ihm das neue Amt auch mehr Ärger ein.

"Man hat die Gesetze und Kommentare dazu ständig in der Hand", erklärt er. Strittige Fälle gibt es immer wieder. Und die landen oft beim Regierungspräsidium oder vor dem Verwaltungsgericht. Auch in diesem Jahr laufen einige Verfahren. Ob diese sich in den vergangenen Jahren gehäuft haben? Das kann Gunesch nicht bestätigen: "Streitlustig waren die Leute immer." Nachbarschaftsstreitigkeiten seien an der Tagesordnung. Vereinnahmen ließ er sich dabei nicht: "Ich bin kein Anwalt, ich vertrete das Bauamt", verdeutlichte er bei solchen Auseinandersetzungen seine unparteiische Position.

Schwer in Griff zu bekommen seien im Außenbereich die illegalen Kleinbauten – Schuppen, Gerätehütten oder Bauwagen. Teilweise stehen sie schon seit den 1960er-Jahren und werden von den Eigentümern gewissermaßen als Gewohnheitsrecht betrachtet. "Die sind ein großes Ärgernis", sagt Gunesch. Oft fehle es an der Einsicht, dass durch solche ungenehmigten Bauten die Natur kaputt gemacht werde.

Eine "Verhinderungsbehörde" sei das Bauamt nicht, betont er, "wir wollen aber Bauvorhaben in eine Richtung leiten, die vertretbar ist." Dabei lasse sich vieles im Gespräch mit Bauherrn und Planern klären, am besten in einer angenehmen Atmosphäre. Dann könne auch viel mehr erreicht werden als mit Konfrontation.

Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat bezeichnet er als "sehr angenehm". Zuletzt erläuterte er im Gremium höchst informativ und kompetent das Öko-Konto der Stadt. Der Vortrag gehörte, neben seinem Referat zu Windkraftanlagen auf dem Hopfauer Brachfeld, zu den längsten, die er je gehalten hat. "Ich mag es lieber kurz. Man muss sich auf das Wesentliche beschränken", sagt er. Manchmal konnte man bei den sachlichen Ausführungen auch einen leicht sarkastischen oder ironischen Unterton heraushören.

Im Ruhestand möchte er zunächst "entschleunigen" und sich erholen. Verantwortung wolle er sich nicht mehr aufbürden. Anfang Juli plant er eine Fahrradtour mit seiner Tochter. Für kommendes Jahr hat er sich vorgenommen, seine alte Heimat in Siebenbürgen mal wieder aufzusuchen. In Hermannstadt findet ein großes Treffen der Siebenbürger statt. Daran will er mit seiner Tochter und seinen Brüdern teilnehmen.