Die Blass Erlebniswelt hat sich im Backsteinbau etabliert und ist zu einem Magnet in der Region geworden. Von links: Ulrike Blass, Inga und Mahmoud Elsayed Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Inga Elsayed sieht ihr Unternehmen gut aufgestellt

Sulz. Die Leerstände in der Innenstadt sind eine Dauersorge des Sulzer Handels- und Gewerbevereins. Vorsitzende Gislinde Sachsenmaier hat es bei der jüngsten Hauptversammlung nicht zum ersten Mal angesprochen. Verändertes Einkaufsverhalten, mangelnde Kundenbindung, Internetbestellungen, Gebäudebestand mit hohem Renovierungsbedarf: Das machte die HGV-Vorsitzende mit als Ursache für leer stehende Geschäftsräume aus.

Ulrike Blass hat mit ihrem Spielzeug-Paradies rechtzeitig die historische Innenstadt verlassen. Die Blass Erlebniswelt konnte sich im Backsteinbau erfolgreich weiterentwickeln. Zehn Mitarbeiterinnen werden hier derzeit beschäftigt.

Geschäftsführerin ist jetzt Tochter Inga Elsayed. Sie ist froh, dass die Eltern vor sieben Jahren diesen Schritt gewagt haben. Der neue Standort bietet eine größere Fläche als zuvor im Vayhinger-Haus auf zwei Stockwerken, und "ein Parkplatzproblem gibt es nicht". Klar: Auch für sie ist das Internet ein Thema, ohne das gehe es einfach nicht mehr. Für Kunden sei es bequemer, Waren online zu bestellen. Mit Billigpreisen kann sie allerdings nicht mithalten: "Das wollen wir auch nicht." Sie räumt aber ein, dass kleine Einzelhändler, die nur Spielwaren anbieten, es schwer haben. Diese werden von der Bildfläche verschwinden, glaubt die junge Unternehmerin.

Ein glücklicher Umstand ist, dass das Einzelhandelsunternehmen im Backsteinbau in der Umgebung kaum Konkurrenz hat. "Wir haben den Riesenvorteil, dass es in Oberndorf und Horb kein Spielwarengeschäft gibt", erklärt Inga Elsayed. Und hinzu kommt, dass die Kunden auf einer Fläche viel erledigen und hinterher noch ins Café sitzen können. Kinder haben einen Spielbereich und halten sich dort auf, während die Eltern einkaufen. Manche seien bis zu zwei Stunden im Haus.

Bald läuft das Weihnachtsgeschäft an. Die Adventskalender stehen schon, sagt Inga Elsayed. Die Bestellungen hat sie im Frühjahr aufgegeben, jetzt würden gerade die Spielsachen für Sommer 2019 geordert. Immer ein halbes Jahr vorher gilt es zu wissen, was bei der jungen Klientel ankommt und welches Spielzeug gefragt ist.

"Man muss Bauchgefühl haben", erklärt sie. Aber damit kann sie auch mal daneben liegen: "Wir haben uns schon verschätzt. Manchmal gefällt uns etwas, und die Kinder sagen, das ist komisch." Sie schauen sich viel Werbung im Fernsehen und auf Youtube an, sind somit bestens informiert. Inga Elsayed weiß das, sie hat selber Kinder und nutzt dieselben Infoquellen.

Was sie beobachten konnte: Die Kinder beginnen inzwischen früher mit dem Spielen, hören aber auch früher wieder auf. Heute kommen schon Einjährige in die Kita und beschäftigen sich mit Spielzeug. Mit zehn Jahren seien bei Mädchen "Barbies" aber auch schon "out". Mit den Puppen beschäftigten sie sich allenfalls noch heimlich. Noch ein Trend ist auszumachen: Für Kinderspielzeug werde mehr Geld ausgegeben. Umweltbewusste Eltern achteten auf das Etikette "Made in Germany".

Derzeitiger Renner sowohl bei Kinderfesten als auch Erwachsenen-Partys sind Luftballons, die mit Helium gefüllt werden. "Ich habe gerade wieder eine Heliumflasche geholt", teilt Hans-Walter Blass mit.

Er sieht in der Sulzer Innenstadt einige Geschäfte gut aufgestellt, befürchtet aber generell für die Stadtzentren einen weiteren Schwund der Einzelhandelsbetriebe. Um wirtschaftlich zu sein, brauche man Fläche. "Ich kann mir nicht vorstellen, in meiner Branche in der Innenstadt ein Geschäft aufzumachen", meint denn auch Inga Elsayed. Aber ganz so negativ stellt sich die Situation des Einzelhandels in Sulz für sie auch wieder nicht dar. Ihre Kunden bestätigten, dass man in Sulz vieles einkaufen könne: "Sie kommen nicht nur zu uns, sondern gehen auch in die Innenstadt."