Daimler-Vertreter stellten in Immendingen die Planung (im Hintergrund) für das Prüf- und Technologiezentrum vor. Von links: Bürgermeister Markus Hugger, Lothar Ulsamer und Reiner Imdahl. Foto: Steinmetz

Autobauer legt Plan für Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen vor. Ursprünglich war auch Sulz in der Auswahl.

Sulz/Immendingen - Die Gemeinde Immendingen im Landkreis Tuttlingen wandelt sich vom Garnisons- zum Wirtschaftsstandort – dank der Daimler AG, die diese Entwicklung ins Rollen gebracht hat. In Sulz spricht man hingegen immer wieder von einer verpassten Chance.

Während die 6200-Einwohner-Gemeinde Daimler von Anfang an mit offenen Armen willkommen hieß, gab es in Sulz zwischen Gegnern und Befürwortern des geplanten Prüf- und Technologiezentrums heftige, teils auch recht unfair geführte Auseinandersetzungen. Bei der Standortsuche bekam letzen Endes Immendingen den Vorzug, auch deswegen, weil die Daimler AG Konversionsflächen von Anfang an Priorität eingeräumt hatte.

Zuletzt ist es in Immendingen, was Daimler anging, nach außen hin ruhig geworden. Doch im Hintergrund lief eine ganze Menge. Lothar Ulsamer und Reiner Imdahl – beide haben auch in Sulz das Daimler-Projekt vorgestellt – präsentierten dem Immendinger Gemeinderat am Montag eine konkrete Planung (wir berichteten gestern aktuell auf unserer Wirtschaftsseite). Vorausgegangen war die Kartierung von Flora und Fauna auf dem Truppenübungsgelände der Bundeswehr. Das von Daimler damit beauftragte Fachbüro ließ das Areal von 26 Biologen untersuchen. Das Ergebnis: Das Gebiet könne aus ökologischer Sicht als "mittelwertig" bezeichnet werden. Das heißt: Aus Sicht des Naturschutzes gibt es keine unüberwindbaren Hürden. Die aus der Kartierung gewonnenen Erkenntnisse fließen nun in die Planung für das Prüf- und Technologiezentrum mit ein.

Daimler steht für das Vorhaben eine Fläche von 400 Hektar zur Verfügung. "Wir glauben, auf einem guten Weg zu sein, das Genehmigungsverfahren weiter vorantreiben zu können", sagte Ulsamer. Es soll bis Mitte 2014, hofft jedenfalls auch Bürgermeister Markus Hugger, abgeschlossen werden. Bis dahin will nach jetzigem Verhandlungsstand die Bundeswehr den Truppenübungsplatz freigeben, und Daimler könnte bereits die ersten Module, angefangen mit dem großen Oval, bauen.

Die anfängliche Euphorie, die mit den Ansiedlungsplänen des Autobauers aufkam, ist ungebrochen. "Nach wie vor steht Immendingen zu 110 Prozent hinter Daimler", versicherte Bürgermeister Hugger.

Der Gemeinderat hat die vorgelegte Planung mit den auf dem Gelände verteilten Teststrecken denn auch wohlwollend zur Kenntnis genommen. Sie wird noch bei einer Bürgerversammlung am 19. Februar vorgestellt. Transparenz, so Ulsamer, sei bei diesem Projekt "außerordentlich wichtig".

Die positiven Auswirkungen für die Gemeinde sind schon jetzt zu spüren. Hugger berichtete, dass Immendingens Einwohnerzahl innerhalb eines Jahres um 400 Menschen zugenommen hat. So sind rund 300 Wohnungen, die durch den Abzug der französischen Soldaten frei wurden, großteils wieder vermarktet. Zu den Käufern zählten, so Hugger, auch Daimler-Mitarbeiter. Aufgrund der explosiven Bevölkerungsentwicklung muss jetzt auch kräftig in die Infrastruktur investieren.

Mit Daimler ist in Immendingen aber nicht nur der befürchtete "freie Fall" des Immobilienmarkts vermieden worden. Hugger rechnet auch mit weiteren Ansiedlungen von Betrieben. Die Gemeinde will in der Nachbarschaft des Daimler-Testgeländes deshalb ein neues Gewerbegebiet mit 17 Hektar erschließen.

Hugger konnte zuletzt eine intensivere Wahrnehmung und einen Imagegewinn für seine Gemeinde feststellen. Dass die Zollbehörde nun auch das örtliche Bundeswehrleistungszentrum übernimmt und hier vorerst 42 Dienststellen einrichten möchte, hat mit Daimler zwar nichts zu tun, ist aber ebenfalls höchst willkommen. Immendingen ist, so scheint’s, eine glückliche Gemeinde, die jedoch auch die Chancen genutzt hat.