Maria Kitzler und Hermann Krafft vom BUND zeigten Gründe auf, warum das regionale Gewerbegebiet nicht auf der Mühlbachebene realisiert werden sollte. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Naturschützer auf der Mühlbachebene / Hermann Krafft: Hunger nach landwirtschaftlichen Flächen immer größer

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist mit den Landwirten nicht immer einig. Doch wenn es um Flächenverbrauch geht, wird an einem Strang gezogen.

Das war schon der Fall, als Daimler ein Testzentrum bauen wollte und in Sulz die Mühlbachebene als Standort in die engere Wahl zog. Der Autobauer hat sich inzwischen für den Bundeswehrstandort Immendingen entschieden.

Das regionale Gewerbegebiet, geplant zwischen Bergfelden und Holzhausen, wollen nach der Daimler-Absage allerdings weder die Stadt Sulz noch der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg aufgeben. Als nächstes ist vorgesehen, die Grundstücke für die Ansiedlung eines Großunternehmens zu sichern.

Für den BUND geht dieser Schritt schon zu weit. Der Industrie Vorrang zu geben und die Landwirtschaft als zweitrangig zu betrachten, "das war einmal", sagte Hermann Krafft, Vorsitzender des BUND-Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg am Donnerstagabend bei einem Pressegespräch in der Bergfelder "Linde". Er ist überzeugt, dass mit der zunehmenden Weltbevölkerung die Landwirtschaft ein immer größeres Gewicht haben wird, während bei Industriegütern eine Sättigung eintritt. Der "Hunger nach landwirtschaftlichen Flächen" sei erkennbar: "Darauf werden wir in Zukunft den Schwerpunkt legen müssen".

Krafft hat sich zusammen mit Mitgliedern des Vereins zur Förderung des Umwelt- und Landschaftsschutzes Sulz die Mühlbachebene angeschaut und auch ein Gespräch mit Vertretern der Stadt geführt. Er legte anschließend mehrere Gründe dar, warum das regionale Gewerbegebiet nicht weiterverfolgt werden sollte.

"Wir kommen zu einer insgesamt negativen Einstufung", erklärte Krafft. Zum einen sprächen die hochwertigen landwirtschaftlichen Böden auf der Mühlbachebene dagegen. Diese sollten in ihrer bisherigen Qualität erhalten werden. Dann sei das Gebiet bereits eingerahmt von Gewerbeflächen. Wenn ein großflächiges Unternehmen angesiedelt werden soll, bräuchte man auf jeden Fall eine Bahnanbindung. Außerdem glaubt Krafft nicht, dass für ein regionales Gewerbegebiet noch Bedarf besteht. Wenn die Stadt Sulz, so Krafft, gesagt hätte, ohne regionales Gewerbegebiet müsste man Anfragen abweisen und die Entwicklung der Stadt wäre stark gefährdet, dann könnte man das Projekt bejahen. Aber das ausschließlich einem Großinvestor vorbehaltene Gewerbegebiet habe nichts mit der Kommune zu tun, sondern sei ein Projekt auf regionaler Ebene.

Akzeptieren kann der BUND das interkommunale Gewerbegebiet Sulz/Vöhringen, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die Tongrube nicht verfüllt werde. Krafft: "Es wäre auch illegal, das Biotop zu zerstören".

Anstatt in die Fläche hineinzubauen, empfahl Krafft eine verdichtete Bebauung sowohl der vorhandenen Gewerbe- als auch Wohngebiete. Ein Steuerungsinstrument sei die mittlerweile eingeführte gesplittete Abwassergebühr. Über einen entsprechend hohen Preis für Versiegelungen könnte der Flächenverbrauch reduziert werden.

Wenn trotzdem noch Flächen für Gewerbe benötigt werden, dann sollten Krafft zufolge vorzugsweise Industriebrachen genutzt werden. Außerdem habe die Entwicklung bei der Bundeswehr Möglichkeiten eröffnet, "die wir vor fünf Jahren noch nicht geahnt hatten".