Neuerscheinung arbeitet die Geschichte von Burg Albeck auf und erinnert Karel Schwarzenberg an einen besonderen Teil seiner Biografie.
Sulz - An der Realisierung des Traums haben viele mitgearbeitet, und schließlich ist er Wirklichkeit geworden: Seit gestern Abend liegt ein Buch vor, das die Geschichte der Burg Albeck beleuchtet.
In der Aula des Albeck-Gymnasiums haben sich am Freitagabend zahlreiche Gäste eingefunden, und ein besonders illustrer wird gut eine Dreiviertelstunde nach Beginn der Buchvorstellung hinzukommen: Karel Schwarzenberg, ehemaliger tschechischer Minister, kommt direkt von einem EU-Gipfel nach Sulz. Den Namen der Stadt trägt auch er, nachdem Ende des 17. Jahrhunderts einer seiner Vorfahren Grafin Anna Maria von Sulz geheiratet hat. Was die damit verbundene Übernahme des Besitzes im Klettgau knapp 300 Jahre später für die Familie bedeuten würde, ist nach wie vor großes Thema in seiner Geschichte.
Zunächst allerdings geht es um die Burg Albeck und das neue Buch, für das insbesondere Casimir Bumiller verantwortlich zeichnet. Otto Wössner, Vorsitzender des Fördervereins Ruine Albeck, berichtet nach der Begrüßung von der Genese der Freilegung der Ruine mit einer vom Denkmalamt angeordneten Unterbrechung. 1978 hatte die Stadt die Ruine aus privater Hand erworben, bereits im Folgejahr machte sich die "Arbeitsgemeinschaft Ruine Albeck" ans Werk.
Nach der erzwungenen Pause war es am 1995 gegründeten Förderverein, den Faden wieder aufzunehmen und gemeinsam mit der Stadt an Freilegung und Sanierung der Ruine zu arbeiten. Das Engagement führte nicht nur dazu, dass die Ruine wieder zugänglich ist, "nahezu zwei Tonnen Artefakte konnten in der Sammelstelle für archäologische Funde in Rastatt abgegeben werden", berichtet Wössner. Mit den Arbeiten, und nicht zuletzt auch die mit Blick auf das Buchprojekt von Harald von der Osten-Woldenburg vorgenommenen Georadaruntersuchungen, habe man "umfangreiche Kenntnisnahme vieler spektakulärer Funde erreicht." An einen weiteren Vereinszweck, die Aufarbeitung der Geschichte der Burg Albeck, habe man sich erinnert, als Casimir Bumiller im Jahre 2009 an selber Stelle den Festvortrag anlässlich 725 Jahre Stadtrecht hielt. Danach war klar: Der Adelsexperte sollte der Mann sein, der die Geschichte schreibt.
Bürgermeister Gerd Hieber erinnerte in seinem Grußwort ebenfalls an jenen denkwürdigen Vortrag. Die Veranstaltung habe "viel Nachhall in der Stadt" erzeugt. Dieser wirkt bis in das aktuelle Buchprojekt. Zu der Sanierung der Ruine Albeck habe die Stadt einen Beitrag von fast 770 000 Euro leisten können, erinnerte Hieber wies aber auch darauf hin, dass sie ohne die vielen freiwilligen Arbeitsstunden nicht gelungen wäre.
Dann betritt Casimir Bumiller das Podium, bedankt sich zunächst bei den "musici trossingensis", dem Komos Ensemble, das die Gesellschaft mit mittelalterlicher Musik – "das passt ganz hervorragend" – einstimmt. Bumiller konzentriert sich in seinem Festvortrag auf die Geroldsecker Fehde und beleuchtet nicht nur, wie es um 1420 in Burg und Stadt Sulz zugegangen ist, sondern wie eine zunächst überschaubare Auseinandersetzung hätte, befeuert durch unterschiedliche Interessen, zu einem regionalen Konflikt ausarten und in einen Flächenbrand münden können.
Schwarzenbergs Vorväter waren damals schon längst nicht mehr in Sulz. Doch nach den Verwerfungen, die das 20. Jahrhundert dem bedeutenden Adelsgeschlecht der Schwarzenbergs beschert hatte, war es ausgerechnet der Sulzer Teil der Geschichte, der dem damals jugendlichen Schwarzenberg und seiner Familie nach der Entlassung aus einem kommunistischen Lager die Zukunft in Form von Reisefähigkeit schenkte: Die von Sulz eingebrachte Herrschaft Klettgau bedeutete auch Zürcher Bürgerrecht. In dessen Rechtsfolge waren die Schwarzenbergs Schweizer Staatsbürger. Nach Hitler und Stalin habe es zwei Wochen gedauert – und sie hätten ihre Pässe holen können.