Ganz schön fleißig: Dieser Stamm ist für den Fischinger Biber kein Problem. Fotos: Huber Foto: Schwarzwälder Bote

Natur und Umwelt: Noch halten sich die angerichteten Schäden des gefräßigen Kerlchens in Grenzen

Am Neckar in Fischingen hat sich ein Biber häuslich eingerichtet. Die Bissspuren an den Baumstämmen entlang des Ufers sind eindeutig. Unser Mitarbeiter Jürgen Huber hat sich auf die Lauer gelegt.

Sulz-Fischingen. Im Gewann "Eselwiesen" sind die Spuren, die der Biber hinterlassen hat, unverkennbar. Dort finden sich nicht nur kleine angenagte Stämme, sondern auch welche mit einem Durchmesser von circa 45 Zentimetern. Auch sind dort Kotspuren zu finden. Bei so vielen Beweisen für die Existenz, muss es doch auch irgendwo einen Biberbau geben.

Nach intensiver Suche dann der Fund: In unmittelbaren Nähe befindet sich der an Land gelegene Eingang. Eine etwa 40 Zentimeter breite Öffnung am Steilhang der Uferböschung gibt etwa einen Meter tief den Blick in den Bau frei. Unterhalb der Wasserlinie sind sogar die flussseitigen Öffnungen des Baus zu sehen. Ich lege mich auf die Lauer, um vielleicht ein Tier zu sehen. Da die Biber nachtaktiv sind, habe ich tagsüber keinen Erfolg.

Landwirte sehen’s gelassen

Dass die Tiere im Neckartal ansässig sind, davon berichtete zuletzt auch Landwirt Bernd Steinwand bei der Versammlung des Kreisbauernverbandes in Bergfelden (wir berichteten). "Die Ansiedlung bei uns im Neckartal ist nicht das Hauptproblem. Bei der Strömung, die hier herrscht, besteht nicht die Gefahr des Aufstauens. Wohl aber an den kleineren Zuflüssen und an den Unterläufen der Nebenflüsse. Dort können größere Flächen versumpfen, mit der Folge, dass diese dann nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können. Wir müssen den Bestand im Auge behalten" sagte der Obmann. Nun, wo zu sehen ist, welch kräftige Stämme der Biber zu fällen vermag, sind die Bedenken des Landwirts nachvollziehbar.

Der Biber in aller Munde

Der Biber beansprucht normalerweise einen Uferabschnitt von circa 700 Metern für sich. Dieses Revier markiert er mit dem sogenannten Bibergeil, einem Sekret, das er aus Drüsensäcken an seinem Hinterteil absondert. Medienberichten zufolge gibt es im Augenblick in den USA eine kleine Renaissance des Bibergeils. Dort ist es nämlich als Aromastoff in Lebensmitteln zugelassen und als für den Genuss "unbedenklich" eingestuft worden. Der "natürliche Aromastoff" aus dem Biberhintern wird dort bevorzugt als Vanille- oder Erdbeer-Aroma verwandt. Das Analsekret eines Nagetiers als Geschmacks- und Duftstoff für Eiscreme und andere Köstlichkeiten? Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Doch die weitaus wichtigere Frage lautet: Welche Schäden richtet der Nager hier am Neckar an? Für die Landwirtschaft ist der Bau an der Fundstelle in Fischingen erst einmal unbedenklich. Auch ist es eher unwahrscheinlich, dass sich dort ein Wanderer oder Spaziergänger durch das Einsinken in die unterhöhlte Grasnarbe verletzen könnte. Doch welche Schäden können entstehen, wenn sich die Population ausbreitet und sich auf andere Uferbereiche ausdehnt? Eine Unterhöhlung Wiesen im Uferbereich kann zum Einsinken von Traktoren führen, meinen die hiesigen Landwirte.

Eine wahre Fressmaschine

Nach Informationen des NABU hat eine Untersuchung gezeigt, dass der Biber seinen Bau bis maximal 20 Meter vom Ufer entfernt baut. Deshalb sollte beim Neubau von Dämmen zum Hochwasserschutz darauf geachtet werden, dass durch den Einbau von Gittern die Stabilität des Dammes erhalten bleibt. Lange Zeit wurde der Biber gejagt. Früher glaubte man fälschlicherweise, dass Biber Fische fressen. Der Nager ist aber ein reiner Vegetarier, mag Kräuter und weiche Zweige, wie die der Pappel oder Weide. Auch Feldfrüchte wie Mais oder Zuckerrübe stehen auf seinem Speiseplan. Bei einem Körpergewicht von etwa 20 Kilogramm und der Tatsache, dass er die meiste Zeit im Wasser verbringt, benötigt er viele Kalorien. Laut "pro natura" entfernt er sich zur Nahrungssuche maximal 150 Meter vom Ufer. Die Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen halten sich in Grenzen, da der Biber sich nur an den Randzonen der Felder bedient. Im Herbst greift er auch gerne zu Fallobst. Im Winter frisst ein Biber drei bis vier Kilogramm. In dieser Jahreszeit greift er am liebsten zur Rinde und zu Knospen von Weiden und anderen Weichholzarten. Deshalb ist die Fäll-Aktivität im Herbst und Winter deutlich größer. Bäume unter zehn Zentimetern Durchmesser fällt der Biber in einer Nacht. An dickeren Stämmen nagen Biber mehrere Nächte. Im Sommer werden dünnere, im Herbst mittlere bis starke Durchmesser bevorzugt.

Der tägliche Nahrungsbedarf eines Bibers macht im Winter rund ein Fünftel seines Körpergewichtes aus. Das heißt etwa drei bis vier Kilo Blätter und Rinde pro Tier und Tag. Der Biber hält keinen Winterschlaf, deshalb legt er Wintervorräte an. So stapelt er vor dem Baueingang im Wasser Äste. Die Tiere können bequem im Wasser, in strengen Wintern sogar unter der Eisdecke, zu ihrem Vorrat schwimmen und die Äste in den Bau schleppen.

Bleibt zu hoffen, dass die Population der fleißigen Nager sich nicht allzu sehr vergrößert. Unter Beobachtung steht der Fischinger Biber aber auf jeden Fall.