Manfred Zach, Bürgermeister Gerd Hieber und Norbert Stockhus (von links) bei der Ausstellungseröffnung. Foto: Vollmer

Werkschau zum 70. Geburtstag von Norbert Stockhus. Enormer Besucheransturm bei Eröffnung.

Sulz-Glatt - Seit Samstag ist Norbert Stockhus mit 50 Exponaten im Wasserschloss Glatt zu sehen. Der Maler und Grafiker zählt zu den führenden Künstlerpersönlichkeiten im oberen Neckarraum.

 "Norbert Stockhus – immer noch" – so lautet der Titel der Werkschau, mit der die Stadt Sulz den Jubilar anlässlich seines 70. Geburtstags in seinem Schaffens- und Wohnort würdigt. Einen enormen Besucheransturm mit Freunden, Weggefährten und Bewunderern hat die Vernissage im Fürstensaal erlebt.

In seiner Begrüßung brachte Bürgermeister Gerd Hieber seine Freude über die große Resonanz zum Ausdruck. Dann ging er auf das Glatt-Bild, dem Blickfang im Fürstensaal ein. Musste der Künstler erst 70 Jahre werden, um seine Ortschaft darzustellen? Dabei kam Hieber geradezu ins Schwärmen.

In der Tat hat sich Stockhus in seinem jüngsten großformatigen Kunstwerk in Acryl "Im Dorf" viele Besonderheiten einfallen lassen. Die Hommage an Glatt mit dem Wasserschloss als Mittelpunkt ist ein tektonisches Porträt in künstlerischer Perfektion mit vielen kleinen Details, die das Dorf richtig lebendig machen.

In den Erzählungen des Bildes gehen Realität und Fantasie eine außergewöhnliche Symbiose ein. Übrigens – der Künstler hat noch bis zur Eröffnung filigrane Pinselstriche gesetzt. Von den Besuchern hat er sich dabei nicht aus der Ruhe bringen lassen.

"Das 130 auf 200 Zentimeter große Bild ist nicht nur ein malerisches Porträt eines malerischen Ortes, sondern auch eine Liebeserklärung an die hiesige Bürgerschaft, die ihn und seine Frau Waltraut vor fast 40 Jahren aufgenommen hat und seine Kunst seither mit einer Mischung aus Neugier, Bewunderung und scheuer Distanz verfolgt", mit diesen Worten begann Manfred Zach, Buchautor und ehemaliger Regierungssprecher unter Lothar Späth seine Einführung in die Ausstellung. Welchen Reiz habe für einen Maler im Zeitalter der Digitalisierung die Vogelperspektive? Dazu warf Zach einen Blick in die Kunstgeschichte und das relativ spät entwickelte handwerkliche Können aus dieser Höhe, schlug ironisch eine Brücke zur heutigen Politbühne und ging alsdann näher auf die perspektivischen Finessen des Werkes ein.

Beim diesbezüglichen Gespräch mit dem Künstler hätte dieser gebrummt: "Um Perspektive hab’ ich mich nie gekümmert. Glaubwürdig muss es sein". Schöner könne man den Unterschied zwischen Theorie und Praxis nicht benennen. Weiter betonte der Freund des Malers, dass handwerkliches Können das eine sei. Die Idee, die einem Bild zugrunde läge und das Konzept, mit dem die Idee realisiert werde, seien das andere.

Fotos würden zeigen, welche für Gebäude, Straßen und Plätze es in einer Ortschaft gäbe. Jedoch, welcher bürgerschaftliche Geist diese Ortschaft präge und wie er sich äußere, nicht. Ohne eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart bliebe ein Stadtbild stumm, wäre es eine Kartografie. Deshalb sei es von entscheidender Bedeutung, wann und wie der Funke der Fantasie, die Lust am schöpferischen Gestalten, vom Bild auf den Künstler überspringe. Der Prozess sei ein langer und beginne mit einer leeren Leinwand, die zum Leben erweckt werden solle. Die schöpferische Imagination wäre dabei neben dem Künstler selbst eine Quelle, die Blüten treibe und vollendet werden wolle. "Anders kann ich mir die ungeheure Vitalität, die von den Stockhus’schen Stadtbildern ausstrahlt, nicht erklären".

Interessante Details

Begeistert zählte Zach dann Fiktionen im Bild auf wie Stockhus Glatt und die Glatter verzaubere – so selbstfahrende Schwarzwälder Kirschtorten oder einen französischer Barockgarten mit glitzernden Kugeln. "Der ist so schön, dass niemand die Minigolfanlage vermisst".

Vom Glatt-Porträt ging Zach über zum Rottweil-Bild, das als Leihgabe in der Ausstellung hängt sowie auf weitere malerische und druckgrafische Arbeiten wie "In Rot", ein Frauenporträt von geradezu suggestiver Farbkraft oder dem gestirnten Nachthimmel bei "Augustnacht".

"Diese Ausstellung zeigt, wie es war, wie es sein könnte und wie es hoffentlich nie sein wird. Drei grandiose künstlerische Szenarien, eine gemeinsame humane Botschaft. Danke, Norbert Stockhus, und eine tiefe Verbeugung", endete Zach.

Als köstliche Ergänzung zu den faszinierenden Bildern von Norbert Stockhus reichte der Bürger- und Kulturverein den mehr als 250 Besuchern Gaumenfreuden der Fernsehköche Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer wie Käse-Crostinis, Blätterteigröllchen und Pastetentörtchen. Dazu gab es vom Apfelgut Pomme-Pure, Cidre oder Pomme-Brut.