Der Biber hat es nicht nur auf Bäume abgesehen. (Symbolfoto) Foto: pixabay

Landwirt baut zum Schutz einen 300 Meter langen Weidezaun. Schaden wird nicht ersetzt.

Sulz-Holzhausen - Die Spuren des Bibers sind unübersehbar. Die Furche führt am steilen Neckarufer hoch. Dann überquert der Nager den Radweg und holt sich die Sojabohnen auf dem Acker des Holzhauser Landwirts Helmut Rosenfelder.

 

"Ich habe es anfangs nicht bemerkt", berichtet Rosenfelder. Der Jäger habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass "etwas nicht stimmt". Dann entdeckte er den Schaden auf seinem Feld zwischen Sulz und Fischingen. Wo der Biber war, wächst nichts mehr. Es sind fünf bis sechs Kahlstellen im Randbereich des vier Hektar großen Soja-Ackers. Es wären sicher mehr, hätte Rosenfelder nicht reagiert. Er hat einen elektrisch geladenen Weidezaun auf einer Länge von 300 Metern aufgestellt. "Eine Rolle mit 50 Metern kostet 80 Euro", sagt er. Die Kosten bekomme er nicht ersetzt, auch nicht die Schäden, die der Biber bisher angerichtet hat. Der Nager, der sich immer weiter an den Gewässern ausbreitet, ist kein jagdbares Tier, und somit kann der Landwirt nicht mit Schadensersatz rechnen.

Biber sammelt Bohnen wohl als Wintervorrat

Eine Alternative zum Zaun hat er nicht. Rosenfelder schätzt, dass der Ernteverlust in seinem Feld ohne diese Schutzvorkehrung bei mehr als fünf Prozent liegen würde.

Der Landwirt vermutet, dass der Biber nachts sein Feld heimsucht, die Stängel abnagt und sie mitsamt den Schoten in seinen Bau irgendwo am Neckarufer transportiert. "Sie dienen ihm als Wintervorrat", so Rosenfelder.

Dafür sind seine Sojabohnen aber nicht gedacht. Seit fünf Jahren baut er diese Feldfrucht zum Eigenbedarf als Viehfutter an. Damit war er einer der ersten im Landkreis Rottweil. Sojabohnen sind sehr eiweißhaltig. Werden sie mit Hitze behandelt, werde das Eiweiß noch hochwertiger und für den Schweinemagen besser verdaulich.

Soja ganz ohne Gentechnik

Soja wird aus Ländern wie Brasilien, Argentinien und den USA importiert. Rosenfelder wollte jedoch auf seinem Acker eine gentechnikfreie Sorte haben. Zudem sollte sie mit dem normalen Mähdrescher abgeerntet werden können. Die Hülsen dieser besonderen Pflanzenzucht befinden sich so hoch am Stängel, dass sie nicht unterm Messerbalken durchschlüpfen. Auf Stickstoffdünger kann verzichtet werden. Und ein weiterer Vorteil ist, dass der Anbau von Sojabohnen den Boden verbessert. Die nächste Fruchtfolge, die schon im Herbst ausgesät wird, ist Weizen. Aber den mag der Biber auch. Rosenfelder weiß das: Sein Weizenfeld unter der Mühlheimer Autobahnbrücke hat ein anderes Tier aufgesucht. Damit das im Neckartal nicht wieder passiert, will er sich jetzt noch etwas einfallen lassen.

In einigen Tagen werden die Blätter abfallen, ein Zeichen dafür, dass die Bohnen bald erntereif sind. "In ein bis zwei Wochen kommt der Soja weg", teilt Rosenfelder mit. Er erwartet eine gute Ernte, im Gegensatz zum Weizen. Da sei der Ertrag nur mittelmäßig gewesen. Die Landwirtschaft leidet unter dem ausbleibenden Regen und den Dürreperioden. Extreme Jahre habe es schon immer gegeben, nur seien sie inzwischen häufiger geworden, hat Rosenfelder beobachtet.

Auch der Wolf war schon zu Besuch

Von daher könnte er auf Wildschaden gut und gerne verzichten. Gegen Wildschweine unternimmt der Jäger etwas, nicht aber gegen den Biber, der sich an dem stark frequentierten Neckartal-Radweg von den vielen Radlern, Spaziergängern und Walkern offenbar nicht stören lässt. Zu Gesicht bekommen hat das nachtaktive Tier dort noch niemand.

Der Biber hat sich schon vor etlichen Jahren weiter oberhalb am Neckar in Sulz angesiedelt. Ein neuer Besucher ist dazu gekommen, zum Glück nur auf Durchreise. "Wir haben schon einen Wolf gehabt", erzählt Rosenfelder. Eines Nachts sind bei ihm die Rinder in Panik geraten und ausgebrochen, sodass sie im Dunkeln wieder eingesammelt werden mussten. Zu Schaden kam keines der Rinder. Rosenfelder hat seinen Hofhund losgelassen, um den Räuber abzuschrecken.

Auf dem Fahrsilo seien dann Wolfsspuren entdeckt worden. Der Jäger stellte ihm daraufhin ein Wildkamera zur Verfügung, gesehen worden ist der Wolf aber nicht mehr. Einige Tage später hat Rosenfelder aber erfahren, dass in Fürnsal ein Rehkitz offenbar von einem Wolf gerissen worden ist.