Einzug der Spielleute, und der Edlen mit Gefolge: Bei strahlendem Sommerwetter startet der Mittelaltermarkt. Foto: Schnekenburger

Viel los beim Mittelalter-Markt rund ums Wasserschloss in Glatt. Verschiedene Spektakel begeistern Jung und Alt.

Sulz-Glatt - Hart im nehmen muss sein, wer sich ins Mittelalter begibt. Am Wochenende stimmte das in Glatt nur teilweise: Die Besucher hatten bei doch gutem Wetter einen angenehmen Aufenthalt beim Mittelaltermarkt und den verschiedenen Spektakeln.

 

Das konnte ja nicht gut gehen: Mit ein paar Holzspießen und einer Fliegenklatsche lässt sich eine Herrschaft kaum verteidigen. Im Zweifelsfall hätte sogar das Schloss dran glauben müssen! Bei so wenig vorausschauender Rüstungspolitik muss der Lehensherr ja in Rage kommen. Der "Geschäftsführer" vor Ort wird kurzerhand in den Stock geschlossen, während der Leiter der Innenrevision im äußeren Schlosshof den Markt eröffnet und die Marktregeln vorträgt.

Dann ist es am neuen "Geschäftsführer", einen Akt mit großer Symbolkraft zu absolvieren. Für Ortsvorsteher Helmut Pfister eine Premiere, die gelingt. Mit seiner Technik der vielen kleinen Schläge sorgt er beim Fassanstich dafür, dass kaum ein Tröpfchen Bier verloren geht. Was in symbolischer Hinsicht auch mit Blick auf eine unbeeinflussbare Rahmenbedingung wichtig ist: Das Wetter hatte sich einen heißen Sonnentag für das Mittelalterspektakel ausgesucht. Die Glatter Vereine, die die Bewirtung übernahmen, durften sich also auf einigen Umsatz einstellen.

So kam’s dann auch. Viele Besucher aus der Region, aber auch etliche mit langen Anfahrtswegen nutzten die Gelegenheit, über den mittelalterlichen Markt zu schlendern, an den Marktständen nach schönen Accessoires für den eigenen Bedarf oder als Mitbringsel zu stöbern, den Nachwuchs mit der neuesten Holzschwert-Technologie zu versorgen, zu schauen, wie Papier geschöpft, rustikales Gerät geschmiedet oder Seile gewirkt werden, oder einfach nur die Menschen, die für dieses Wochenende Samtrobe und Barrett, Kettenhemd, Rüstung und Wappenmantel überziehen, zu beobachten.

Sie hatten nämlich einiges zu bieten. So musste sich der Steuereintreiber eines Angriffs erwehren, ein pestkranker Bettler musste des Marktes verwiesen – und nachts schließlich im Fackelschein außer Lagers gebracht – werden, die Musikanten von "Spectaculatius" sorgten für schmissige Unterhaltung und die etwas feineren Töne umspielten die Darbietungen der Tanzgruppe Domenico. Während Nachwuchs-Robin-Hoods im Alter zwischen vier und irgendwas weit über 40 Jahren an der Glatt von der BIG in die Kunst des Bogenschießens einführen lassen konnten, hatten die verschiedenen Gruppen auf dem Platz immer wieder ein kleines Scharmützel auszufechten. Im Großen und Ganzen blieb es aber friedlich. Da durfte man feine Schmuckwaren oder auch teilweise vor Ort von Norbert Stockhus gedruckte Radierungen unbehelligt mitnehmen.

Ach ja. In dem ganzen Mittelalterspiel nutzten viele die Gelegenheit, die Sammlungen – und beileibe nicht nur die thematisch passende Rüstkammer – im Wasserschloss mal in aller Ruhe zu besichtigen.