Sabine Kopp von der Bäckerei Kopp präsentiert ihre Box mit gesammelten zurückgelassenen Kassenzetteln. Kunden können sie hier direkt entsorgen. Fotos: Neumann Foto: Neumann

Am 1. Januar ist die neue Regelung in Kraft getreten. Viele Händler finden es nur frustrierend.

Sulz - Ein Kassenzettel muss bei Betrieben mit einer elektronischen Kasse zwingend bei jedem Kauf ausgestellt werden. Ganz egal, ob der Einkauf beim Bäcker nun zehn Euro oder 50 Cent beträgt. Dies ist seit dem 1. Januar Pflicht. Auch Sulzer Bäckereien sind davon betroffen.

Vor allem kleine Bäckereien trifft die Kassenbonpflicht hart. Sabine Kopp von der Familienbäckerei Kopp präsentiert ihre Box, in der sie die nicht mitgenommenen Kassenzettel sammelt. "Nur etwa acht Kunden pro Tag nehmen den Bon mit", sagt Kopp. Dabei ist die Bäckerei sehr gut besucht.

Stammkunden hätten ihr sofort gesagt, dass sie von der Bonpflicht nichts halten und ihren Zettel deshalb nie mitnehmen werden. Kopp sieht das Ganze als "unnötig" an. "Was will ein Kind, das sich morgens vor der Schule eine Brezel kauft, mit einem Kassenbon?" fragt sie.

Nimmt tatsächlich mal jemand den Bon mit, wird er meist entweder auf der Straße oder im normalen Hausmüll entsorgt. Außerdem sei das Thermopapier, auf das die Kassenbons gedruckt werden, teuer und vor allem umweltschädlich. "Mit Umweltbewusstsein hat das nichts zu tun", findet Kopp. "Der Kunde wird als Kontrollorgan benutzt und jedem kleinen Betrieb kriminelle Energie schon mal vorab unterstellt."

Befreiung beantragt

Eine Lösung, so Kopp, wäre, dass erst ab einem bestimmten Einkaufsbetrag ein Bon nötig wäre. Dies sei allerdings in den elektronischen Kassen schwer zu programmieren.

Anders ist es beim Café Bäcker Mayer. Hier habe die Geschäftsleitung eine Befreiung von der Kassenbonpflicht beim Finanzamt beantragt, erklärt Verkäuferin Manuela Hütter. "Es müssen aktuell keine Bons zwingend ausgestellt werden", merkt sie an.

Das Unternehmen habe in einer zweimonatigen Testphase im vergangenen Jahr die Bonpflicht bereits "simuliert". Das Ergebnis war erschreckend: Ganze Säcke voller Kassenbons sammelten sich an. "Die Bonpflicht verstößt völlig gegen die aktuelle Umweltpolitik", findet Hütter.

Zwei Arbeitsschritte mehr

Kunden der Bäckereikette Sehne mit einer Filiale in Bergfelden halten das Ganze ebenfalls für "unnötig und unüberlegt". "Die Politiker sollten selbst mal in einer Bäckerei arbeiten, damit die sehen, was das für ein Schwachsinn ist", heißt es. "Man sollte die Kassenbons alle sammeln und nach Berlin schicken", ärgert sich ein Kunde.

Eine Verkäuferin meint, dass die Kassenbonpflicht für sie bei jedem Einkauf zwei Arbeitsschritte mehr bedeutet. Das koste Zeit – Zeit, die man anderweitig sinnvoll nutzen könnte. Auch sie hat eine gut gefüllte Box mit den zurückgelassenen Kassenzetteln hinter der Theke stehen.

Die Kassenbonpflicht bewegt also auch Sulz. Doch eine Änderung sieht aktuell aussichtslos aus, ganz egal, wie schädlich oder teuer das Thermopapier und wie nötig oder unnötig der Kassenbon auch ist.