Die ersten Schwimmer drehen im Becken ihre Bahnen. Die Stadt Sulz hat als eine der ersten Kommunen in der Region ihr Freibad zum frühest möglichen Termin eröffnet. Foto: Steinmetz

Hygienekonzept in der Schublade. Freibad öffnet dank Vorarbeit direkt am 6. Juni.

Sulz - Es regnet und ist kühl: Der große Ansturm bleibt aus. Als Schwimmmeister Stefan Bornheft am Samstag punkt 10 Uhr das Freibadtor aufschließt, stehen zehn Leute vor der Kasse.

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Das wäre bei schönem Wetter sicher anders gewesen. Das Sulzer Freibad öffnet mit drei Wochen Verspätung. Die Stadt ist dennoch die erste Kommune in der Region, die zum frühestmöglichen Zeitpunkt in die diesjährige Badesaison startet.

Trotz der überschaubaren Besucherzahl ist vor der Kasse Geduld angesagt. Es dauert, bis der erste Badegast seine Dauerkarte gekauft hat. Bei Gutscheinen geht der Umtausch schneller. "Jedenfalls wird kein Coronatest verlangt ", tröstet sich ein Wartender. Es ist diesmal eben alles ein bisschen anders.

150 Gäste, aber nur 100 im Wasser

So müssen Regeln beachtet werden. Beim Eintritt ist Mundschutz vorgeschrieben. Drinnen erwarten Bürgermeister Gerd Hieber und Stadtkämmerer Markus Staubitz die ersten Badegäste. Noch dürfen sie nicht in die Umkleidekabine. Staubitz erklärt gerade an einem Stehtisch Heinz Eppinger, was er zu tun hat.

Er muss die Nummer seiner Dauerkarte und die Ankunftszeit in die ausgelegte Liste eintragen. Der Name ist nicht nötig. Die Stadt achtet auf den Datenschutz. Wer das Freibad verlässt, muss am Ausgang erneut seine Nummer und die Zeit notieren. Damit hat der Schwimmmeister eine Kontrolle, wie viele Leute im Freibad sind. Maximal dürfen es 250 sein, im Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken allerdings jeweils maximal 50.

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Als erste hat es Catrin Hils vom Stadtbauamt ins Wasser geschafft. Auch Heinz Eppinger dreht schon bald seine Runden. Dem früheren Sulzer Bademeister ist kein Wetter zu kühl. Das Baden lässt er sich nicht vermiesen, selbst wenn es "Katzen hagelt". "Meinen Rekord vom letzten Jahr schaffe ich nicht", bedauert er. Wer weiß: Die Saison ist bis zum 30. September verlängert worden. "Es lohnt sich noch, Dauerkarten zu kaufen", versichert Bürgermeister Hieber.

Auf "Startschuss" gewartet

Am vergangenen Donnerstagvormittag stand noch nicht fest, ob die Freibäder in Baden-Württemberg ab Samstag wieder öffnen können. "Es war sehr kurzfristig", räumt Hieber ein. Die Öffnung sei nur deshalb möglich gewesen, weil man sich rechtzeitig Gedanken über die Sicherheitsregeln gemacht habe. "Wir hatten ein Hygienekonzept schon in der Schublade und brauchten nur auf den Startschuss zu warten", sagt Hieber. Es war trotzdem eine Zitterpartie, da zwei oder drei Punkte der neuen Corona-Verordnung des Landes noch nicht bekannt waren. Dass es geklappt hat, darauf ist Hieber stolz. Viele Städte haben es in der kurzen Zeit nicht mehr geschafft, sich auf 6. Juni einzustellen.

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Die Einschränkungen sind nichtsdestoweniger erheblich. Die Stadt hat beschlossen, dass nur Dauerkartenbesitzer ins Freibad eingelassen werden. Sie sind auch die Haupteinnahmequelle. Zahlreiche Jahreskarten wurden bereits am Weihnachtsmarkt 2019 verkauft. Das Defizit fürs Freibad wird jedoch wohl deutlich höher als sonst ausfallen. Das hat auch schon Kämmerer Markus Staubitz angedeutet (wir berichteten). Zudem wird der Aufwand bei der Aufsicht höher sein. Am Sprungturm und an der Rutsche, die nur einzeln betreten werden dürfen, muss kontrolliert werden. Die Stadt will dennoch ohne zusätzliches Personal auskommen.

Auftakt ist verregnet

"Wo ist die Schnellschwimmerbahn?" "Gleich rechts", informiert Hieber. Im Kraulstil legen die geübten Schwimmer Runde um Runde zügig zurück. "Es sind immer die gleichen, die um diese Zeit kommen", weiß Walter Schumacher von der DLRG Dornhan-Sulz. Am ersten Tag haben die Rettungsschwimmer nicht viel zu tun. Ein älterer Badegast stolpert beim Aussteigen aus dem Wasser und fällt auf den Beckenrand. Schnell ist Schwimmmeister Stefan Bornheft zur Stelle und hilft ihm wieder auf die Beine. Nichts passiert.

Es nieselt ununterbrochen. Der Freibadauftakt war auch schon im vergangenen Jahr verregnet, erinnert sich Hieber. "Mir ist es zu kalt im Wasser", klagt eine junge Frau. Sie ist nicht die einzige, die es friert. Normalerweise sollten es 24 Grad Celsius sein. Es waren sicher weniger: "Eppinger-Grade", wie Bürgermeister Hieber scherzhaft meint. "Einfach schneller schwimmen", rät DLRG-ler Walter Schumacher.

Weniger Einnahmen

Der Freibadkiosk ist ebenfalls geöffnet. Die Corona-Pandemie wird die Einnahmen des Betreibers erheblich schmälern. 1500 bis 2000 Besucher, keine Seltenheit an einem schönen Sommertag, werden in diesem Jahr nicht im Freibad sein. Für den Kiosk gelten die gleichen Regeln wie für die Gastronomie. Die Tische sind im vorgeschriebenen Abstand aufgestellt.

Die erste Schwimmerin hat das Freibad nach einer halben Stunde schon wieder verlassen. Draußen gibt es Lob für die Stadt, dass sie in der Corona-Krise das Freibad so schnell eröffnet hat.