Mimosa Pale lässt ihre singende Säge erklingen Fotos: Vögele Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Vernissage im Wasserschloss / Nachfolge von "Die geraubten Mädchen von Boko Haram"

Die Ausstellung soll wie ein erinnernder Dorn sein: Fotografien und Tafeln zeigen das Leben von Frauen auf der Flucht und ihrer schwierigen Suche nach einer neuen Heimat.

Sulz-Glatt. "Auf der Flucht – Frauen und Migration" lautet der Titel der Ausstellung im Wirtschaftsgebäude des Wasserschlosses. Sie geht auf die Initiative von Michael Widmann zurück, Referent im Bereich Migration und Flucht bei der Diakonie Sulz. Neun Fotografen haben das Leben von geflohenen Frauen festgehalten. Vierzig Tafeln sprechen vom Leben in der Heimat, von der Flucht, vom Alltag in den Flüchtlingslagern und der schwierigen Suche nach einer neuen Heimat. In seiner Begrüßung unterstrich Widmann die bewegenden Bildaussagen durch die derzeitige Asylpolitik. Er verwies auf die Aufgabe der Kirche zu zeigen, geflohene Menschen human und menschlich zu behandeln.

Diese Ausstellung solle daran erinnern, dass wir bei Menschen auf der Flucht auch wirklich von Menschen reden, fasste er zusammen. Ortsvorsteher Helmut Pfister ging auf Fluchtursachen ein und auf die menschliche große Leistung von Frauen auf der Flucht mit der Sorge um die Kinder und die Zukunft, den Zusammenhalt der Familie, überschattet von der ständigen Angst vor Gewalt. Er rief den Ankunftstag der ersten Flüchtlinge im Ort im Herbst 2015 in Erinnerung mit der beidseitigen Unsicherheit. Sie wuchs inzwischen zum Vertrauen. Die Menschen haben Fuß gefasst. Ausgehend von der Verzweiflung in den Gesichtern rief er nicht nur zur Suche nach Lösungen auf, sondern auch zu deren Umsetzung, denn jeder könne was tun. In einem Abriss zeigte Daniel Röthlisberger, Diakoniepfarrer im Kirchenbezirk Sulz, Flüchtlingsschicksale aus dem Jahr 1687 auf. Es ging um Hugenotten und Waldenser. Die Besucher erlebten die gleichen Ängste, die gleichen Fluchterlebnisse, die gleichen zögerlichen Aufnahmen wie heute.

Der Fokus der Ausstellung liegt auf besonders Schutzbedürftigen wie Mütter mit Kindern, Schwangeren und jungen Mädchen, beispielhaft aufgezeigt an Angehörigen der Jesiden und Kurden. Doch Krieg, Terror, Hunger und die Sehnsucht nach einem besseren Leben, nach Ruhe und Frieden betrifft alle Menschen gleich. Er plädierte für praktische und finanzielle Hilfe, für ein deutliches und couragiertes Widerwort gegen fragwürdige Parolen damit ein Leben in Würde und auf Augenhöhe geführt werden kann.

Die politische Ebene verlange ein vernünftiges Einwanderungsgesetz, Regeln und Bedingungen, die Werte des Grundgesetzes achtend. Diakon Matthias Rose zeigte in seinen Grußworten vom Diakonischen Werk in Stuttgart auf, wie Flucht auch eine Chance für Frauen sein könne und deren Unterstützung durch Projekte wie "Brot für die Welt" und "Katastrophenhilfe". Umrahmt wurde die Vernissage durch ein besonderes Klangerlebnis auf der singenden Säge, dargeboten von Mimosa Pale aus Finnland.

Die Ausstellung ist bis zum 21. Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Rahmenprogramm zur Ausstellung: 13. Oktober, 18 Uhr "Amal, eine syrische Flüchtlingsfamilie in Deutschland" (Film), 20. Oktober, 18 Uhr "Töchter des Aufbruchs" (Film) 21. Oktober, 17 Uhr Finissage mit Impulsen.