Das Fangtuch wird untersucht: Da ist eine grüne Tannenhoniglaus.Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Bienenzucht: Bezirksimker zufrieden mit dem Waldbegang in Fischingen: Es gibt wieder ein gutes Honigjahr

Sulz. Richard Graf schlägt dreimal auf einen Tannenzweig, während er das Fangtuch darunter hält. Gespannt untersuchen die Imker hinterher die Ausbeute. Etwas krabbelt herum: "Das ist nur eine Spinne". Doch dann wird sie entdeckt, wonach die Bienenzüchter eigentlich suchen – die grüne Tannenhoniglaus.

Gibt es dieses Jahr Waldhonig? Das ist die spannende Frage beim Waldspaziergang, zu dem der Bezirksimkerverein Sulz jährlich seine Mitglieder einlädt. Diesmal haben sie sich am "Katzensteig" getroffen. Der Fischinger Imker Werner Giering führt die Kollegen in ein Waldstück mit Fichten und Tannen.

Viel Fachwissen und Erfahrung, aber auch gute Augen braucht man für diese Exkursion. Die hat Otto Gönner, der frühere langjährige Vorsitzende des Vereins. Er zeigt auf einen Nadelbaum: "Da glänzt es." Was so schimmert, ist Honigtau, den sich die Bienen holen. Der Bezirksimkervorsitzende Richard Graf hat einen Feldstecher mit dabei. Er sucht die Baumkronen nach Bienen ab. Wenn man sich für einen Moment still verhält, hört man auch, wie es summt und brummt. Es ist viel Betrieb im Wald – das Wetter ist bei diesem abendlichen Spaziergang ideal.

Bestimmte Blattlausarten sorgen dafür, dass es Honigtau, auch Meltau genannt, gibt. Sie erzeugen den süßen Saft eigentlich nicht, wie der Bezirksimkervorsitzende Richard Graf erklärt. Vielmehr bohren sie mit ihrem Rüssel die Fichtennadel an und saugen den zuckerhaltigen Saft in sich hinein. Weil sie aber nur Stärke als Nahrung benötigen, scheiden sie den Zucker wieder aus. Honigtau ist also eine Ausscheidungsprodukt.

Ein Imker wäre beinahe in einen Ameisenhaufen am Wegrand getreten. "Dort wo Klemmer sind, sind auch Läuse", weiß Otto Gönner. Ameisen laufen an einer Fichte rauf und runter. Diese emsigen Insekten betrachten die grün gestreifte Fichtenrindenlaus als Melkkuh und animieren sie dazu, den Meltau abzuspritzen. "Da ist einiges drauf", bestätigt auch Graf. Die Nadeln glänzen hier besonders, und sogar Tropfen sind erkennbar. "Dann ist es ganz gut", stellt Graf fest.

Nicht schlecht war in diesem Frühjahr bereits der Blütenhonigertrag. Jetzt fliegen die Bienen die gerade blühenden Brombeersträucher an und sammeln den Honigtau auf den Fichten. Auf ihr sitzen neben der grünen noch die braune und schwarze Laus. Die letztere sehen die Imker nicht so gern. "Die bringt den Zementhonig", sagt Graf. Er kristallisiert schon nach wenigen Tagen in den Waben und lässt sich deshalb nicht schleudern.

Umso erfreuter sind die Bienenzüchter, wenn sie die grüne Tannenhoniglaus in möglichst großer Zahl vorfinden. Der Zeitpunkt ist aber noch ein bisschen früh. "Ende Juni hört die Fichte auf zu honigen", sagt Graf. Von Mitte Juli an bis in den Oktober hinein folgt die Weißtanne. In der Zeit können die Imker einen sortenreinen Honig gewinnen, der bei den Verbrauchern besonders beliebt ist. Aber das ist auch Geschmacksache. Graf weiß, dass die Norddeutschen den Rapshonig bevorzugen und den Waldhonig dagegen weniger gern essen.

Es scheint wieder ein gutes Honigjahr zu werden. Jedenfalls sind die Imker zufrieden mit dem Ergebnis des Waldbegangs. Umso mehr, als das vergangene Jahr ein Totalausfall war – sowohl was den Blüten- als auch den dunkleren Waldhonig betraf. Höchste Zeit also, dass die Bienenzüchter ihr Vorräte wieder auffrischen können. Richard Graf erinnert sich an das Jahr 1975. Es war besonders trocken. Das ganze Jahr über musste er seine Bienen füttern. 1976 konnte er dagegen einen Rekordertrag verzeichnen. So unterschiedlich kann der Honigertrag ausfallen.

Der gesellige Abschluss findet am Bienenstand von Werner Giering statt. Dort herrscht um 20 Uhr noch reger Flugbetrieb in den Wald und wieder zurück. "Die sind viel zu beschäftigt, um zu stechen", beruhigt Graf den ängstlichen Reporter. Giering hat allerdings auch sehr friedliche Völker gezüchtet. Zum Beweis hebt er die Abdeckung eines Bienenkastens. Die fleißigen Honigsammlerinnen krabbeln unaufgeregt auf der Wabe. So lässt sich gut mit ihnen arbeiten. Auch Imker mögen es nicht, gestochen zu werden.