Das Baugebiet "Hintergärten" soll hier entstehen. Der Verkehr führt durch das benachbarte Baugebiet "Obere Gärten". Foto: Fuchs

Neues Baugebiet Segen für Häuslebauer. Anwohner verärgert über Verkehrsführung.

Sulz/-Renfrizhausen - Auf das geplante Wohngebiet "Hintergärten" in Renfrizhausen haben Bauwillige lange gewartet. Für die Anlieger der Zufahrtsstraße ist es jedoch alles andere als ein Segen.

Auf insgesamt 1,53 Hektar sollen sich auf 17 Bauplätzen Einzel- und Doppelhäuser zum Wohngebiet formieren. Das Interesse ist laut Ortsvorsteher Reiner Kimmich groß. Die Wohnungsnot in Renfrizhausen ist bekannt, wenig Verständnis haben die Anwohner an der Straße "Auf dem Markstein" aber dafür, dass selbige als Zufahrtsstraße genutzt werden soll. Sie halten die Straße für die verstärkte Verkehrsbelastung als ungeeignet. In einer Bürgerfragestunde im vergangenen Monat wies Ortsvorsteher Kimmich darauf hin, dass sich die Verkehrsbelastung in Grenzen halten werde. Lediglich in der Bauphase sei mit starkem Verkehr zu rechnen.

Anwohnern wurde versprochen, dass nicht weitergebaut wird

Mit dieser Prognose lassen sich die Anwohner jedoch nicht abspeisen und erscheinen nun gesammelt in der Gemeinderatssitzung, um ihre Argumente vorzubringen. 101 Unterschriften gegen die Erschließung haben sie zusammengetragen. "Wir bitten den Gemeinderat, seine Entscheidung noch einmal gründlich zu überdenken", beginnt Anwohner Siegmar Kimmich.

Das Interesse ist immens. Die hinteren Reihen im Sitzungssaal sind gefüllt, die letzten Besucher bekommen nur noch Stehplätze. "Wir sind gegen die Straßenanbindung, aber auch die restliche Planung passt nicht ins Gesamtbild." Als Schnellschuss bezeichnet Kimmich die Erschließung von "Hintergärten" mit dem beschleunigten Bebauungsplanverfahren nach Paragraf 13b BauGB. Das Gebiet "Obere Gärten" sei als Ring konzipiert, da eine Erweiterung nicht vorgesehen gewesen sei. "Als ich mein Grundstück vor Jahren gekauft habe, hat die Stadt versprochen, dass hier nicht weitergebaut wird", erinnert sich Rolf Werner, ebenfalls Anwohner. Die erhöhte Gefahr bei stärkerem Verkehr wird von den Nachbarn ebenso in Betracht gezogen, wie eine mögliche stärkere Verkehrsbelastung im Bereich des Kindergartens. Außerdem seien bisher in Sachen Erweiterung auch andere Gebiete im Gespräch gewesen, so zum Beispiel das Baugebiet "Breite". Nur seien diese wieder "totgeredet" worden.

Kimmich: "Es gibt nur noch zwei städtische Bauplätze"

"Das hört sich an, als würden wir nur absegnen, aber der Gemeinderat ist souverän genug, eigene Entscheidungen zu treffen", meldet sich Bürgermeister Gerd Hieber zu Wort. Man lege aber Wert darauf, wichtige Entscheidungen "mit der Bürgerschaft und den Ortschaftsräten gemeinsam auf den Weg zu bringen."

Und der Ortschaftsrat von Renfritzhausen spricht sich für das Baugebiet aus. "Es gibt nur noch zwei städtische Bauplätze", gibt Ortsvorsteher Reiner Kimmich zu bedenken. Andere Gebiete kämen teils aus besitzrechtlichen Gründen momentan nicht in Frage. "Und egal, wo wir bauen, der Verkehr ist immer irgendwo."

Eine Verbindung von der Hauptstraße her zu schaffen ist laut Stadtbauamt aufgrund des starken Höhenunterschieds zwischen Straße und Straßenrand hin nicht möglich. Die Straße Auf dem Markstein soll stattdessen als Zufahrtsstraße verbreitert werden. Man versuche, dazu Grund zuzukaufen. Im Notfall falle der Gehweg eben weg, so Stadtbauamtsleiter Michael Gunesch.

Gemeinderat stimmt mit 14 ja-Stimmen für die Erschließung

Im Laufe der Diskussion wird deutlich, dass es auf der Kontraseite im Gremium um weitaus mehr geht, als um Verkehrsbelastung. Gabriele Brucker von der Grün-Alternativen Liste spricht sich gegen die zunehmende Flächenversiegelung aus, obwohl "ungenutzte Flächen brachliegen". Klaus Schätzle von der SPD kritisiert den Bau von Einfamilienhäusern in einer Zeit der Wohnungsknappheit.

Am Ende eines langen, ausufernden Schlagabtauschs, müssen sich die Anwohner mit einer Aussage von Tobias Nübel, SPD, zufrieden geben: "Ein stärkeres Verkehrsaufkommen lässt sich nicht wegdiskutieren, aber anderorts funktioniert das auch."

Bürgermeister Hieber lobt die Bereitschaft der Anwohner, sich einzubringen. "Aber wir dürfen auch unsere Aufgabe, Bauplätze zu schaffen, nicht infrage stellen."

Dementsprechend fällt die Abstimmung aus. Der Gemeinderat stimmt mit 14 ja-, vier nein-Stimmen und zwei Enthaltungen für die Erschließung von "Hintergärten".