Die Bürgerinitiative tritt für einen Erholungsort ein, in dem sich Einwohner und Gäste wohlfühlen. Auf dem Bild: Axel Anger und Sabine Weikum. Foto: Steinmetz

Weiterhin Narrenfreiheit für Raser und Lärmer? Erst kürzlich ein Unfall. Vorwurf der "Flickschusterei".

Sulz-Glatt - Tempo 40 gestand die Verkehrsschau Glatt zu, zusätzliche Maßnahmen nicht. Das hat bei der Bürgerinitiative Lärmschutz Glatt "Kopfschütteln" ausgelöst. Die über 100 Mitglieder hatten mehr erwartet. Sprecher Axel Anger und Sabine Weikum sind enttäuscht. Sie fordern ein nachhaltiges Lärmschutzkonzept. "Was wir haben, ist Flickschusterei", ärgert sich Anger.

Erst kürzlich ein Unfall

Um das Lärmproblem aufzuzeigen, hat die Initiative in der vergangenen Woche anlässlich des Besuchs der Verkehrsschau-Kommission Plakate im Ort aufgehängt. Hauptproblem sind für die Mitglieder die Ortsausgänge. Wenn dort Motorradfahrer beschleunigen, bekommen die Anwohner die volle Dröhnung ab. Quietschen die Reifen, weiß Anger, dass es ein Autofahrer mal wieder sehr eilig hat, Gas zu geben.

Wie kürzlich ein 19-Jähriger, der mit seinem PS-starken Wagen noch innerorts einen Lastwagen überholte, um dann die Kurve am Ortsausgang nicht mehr zu kriegen. Bei dem Unfall wurde er schwer verletzt. Die Bürgerinitiative befürchtet weitere Unfälle. Vor dem Ausbau der Glatttalstraße haben die Anwohner den Lärm nicht so wahrgenommen. Der holprige und gefährliche Straßenzustand verhinderte Raserei.

Narrenfreiheit für Raser, Poser und Lärmer

Ihre Stellungnahme zum jüngsten Verkehrsschau-Ergebnis in Glatt hat die Bürgerinitiative schriftlich formuliert. Eine innerörtliche Tempo-Begrenzung auf 40 Stundenkilometer ändere ohne begleitende Maßnahmen nichts an den Brennpunkten: "Es wird an den Ortsenden auch weiterhin der gleiche Missstand erhalten: Narrenfreiheit für Raser, Poser und Lärmer." Die Bürgerinitiative kritisiert, dass die geforderten Maßnahmen wie stationäre Blitzer, Geschwindigkeitstrichter, Versetzung der Ortsschilder an die "reale Ortsgrenze" und die schon seit vielen Jahren diskutierten Zebrastreifen an gefährlichen Wegkreuzungen nicht in Erwägung gezogen wurden. Für den Durchgangsverkehr habe man alles gemacht, während die Lebensqualität der Bürger offensichtlich keinen Stellenwert habe.

Vermisst werden zudem Kontrollen. Dass außerorts deutlich schneller als 100 Stundenkilometer gefahren werde, werde ignoriert. Statt Momentaufnahmen im Rahmen einer Verkehrsschau sollten über einen längeren Zeitraum hinweg die Verkehrsbelastungen in der Ortsdurchfahrt gemessen und damit verbindliche Daten ermittelt werden. Anger ist der Meinung, dass für relativ wenig Geld Messstationen eingesetzt werden könnten.

Aufforderung an Verantwortliche bei Stadt und Land

Die Aufstellung der Schilder, die inzwischen wieder abgebaut worden sind, war die erste Aktion der Bürgerinitiative. Weitere sind geplant. So wird voraussichtlich Anfang September die Homepage freigeschaltet. Darauf stellt sich die am 17. Juli gegründete Bürgerinitiative vor und zeigt ihre Ziele auf. Dazu zählen auch die Prüfung von Tempo 30, versteckte Geschwindigkeitskontrollen innerhalb und außerhalb der Ortschaft sowie Schallpegelmessungen. Die Bürger seien bereit, Privatgrundstücke für Messungen zur Verfügung zu stellen.

Die Bürgerinitiative Lärmschutz trete für einen lebendigen Erholungsort und ein Umfeld ein, in dem sich Einwohner und Gäste wohl fühlten. "Wir fordern die Verantwortlichen in Stadt und Land auf, diesen Ansatz zu unterstützen und den Anspruch der Einwohner auf Lärmschutz und Lebensqualität sicherzustellen", heißt es am Schluss der Stellungnahme zum Verkehrsschau-Ergebnis.