In Schutzanzügen und Masken wird im Haus aufgeräumt (rechtes Bild). Die Küche ist völlig vermüllt. Fotos: Loeffler/Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Ärgernis: Familie hat Haus in Renfrizhausen total vermüllt verlassen

Der Entrümpler sitzt bei dem schönen Wetter am Tisch im Garten und macht den Kostenvoranschlag. Mehr als 6000 Euro berechnet er für seine Dienste. Seine Mitarbeiter dürfen nur mit Schutzanzug und Maske das Haus betreten, das Mieter in einem total vermüllten Zustand fluchtartig verlassen haben.

Sulz-Renfrizhausen. In dem Haus an der Kirchbergerstraße in Renfrizhausen hat bis vor Kurzem noch eine vierköpfige Familie gewohnt, zusammen mit 14 bis 16 Katzen und einem Wellensittich. Die Familie ist im Oktober 2017 eingezogen. Nach mehreren Gerichtsverfahren wollte der Gerichtsvollzieher am 13. März die Herausgabe der Wohnung vornehmen. Die Mieter kündigten in einem handschriftlichen Schreiben an, dass sie das Haus schon bis spätestens 15. Februar geräumt übergeben. Zur Schlüsselübergabe sind sie aber nicht gekommen. Die Familie ist verschwunden.

Was sie hinterlassen haben, gleicht einem Albtraum. Eigentümerin Jasmin Jauch führt durch ihr Haus, holt vorher aber nochmals tief Luft. Im Keller muffelt es. Der Gestank nimmt zu. Drei leere Fressnäpfe für die Katzen, daneben ihr Klo, stehen auf der Treppe. In der Küche sieht es besonders schlimm aus: "Alles voller Schimmel", ekelt sich die junge Frau. Auf dem Tisch stehen Plastikflaschen und Lebensmittelreste, auf der Bank randvoll gefüllte Plastiktaschen. Neben dem Herd der "Aschenbecher": gefüllt mit vielleicht 50 nur an- oder halbgerauchten Zigaretten. Leere Tabakdosen stehen davor mit der Aufschrift: "Rauchen schädigt ihre Lunge".

Kippen sind im Seifenbehälter der Dusche ausgedrückt worden. Der Ablauf der Badewanne ist voller Schmutz. Das Zimmer der 13-jährigen Tochter, die dort ihren Vogel gehalten hat, ist verdreckt. Überall, auch im Wohnzimmer mit den verschlissenen Sofas und im Schlafzimmer, riecht es nach Katzenurin. Auf dem Boden sind dunkle Flecken. Jasmin Jauch öffnet den Elektrokasten an der Wand. In dem wurden Kabel zum Stromzähler abgezwickt.

Rund 120 Müllsäcke sind voll geworden, die nun entsorgt werden. "Wir schauen nochmals rein", sagt Siegfried Loeffler, Chef des Entrümpelungsdienstes aus Tübingen. Nicht gerade appetitlich aber eventuell müsse der Müll noch sortiert werden.

Der Fall in Renfrizhausen ist für den Entrümpler und Tatortreiniger nichts Außergewöhnliches. Etwa 30 bis 50 vermüllte Wohnungen räumt seine Firma im Jahr auf. Die Mitarbeiter lässt er nur in einem Ganzkörper-Schutzanzug und mit Masken rein – eine Vorsichtsmaßnahme.

Das Haus in Renfrizhausen wird zuerst desinfiziert und einer Ozonreinigung unterzogen. Damit wird der Gestank beseitigt, der vor allem von den aggressiven Katzenhinterlassenschaften ausgeht. Loefflers Leute sind noch bis Montag im Einsatz.

Wegen der Kosten ist er mit der Eigentümerin schnell einig geworden. Doch dabei bleibt es nicht. Die Familie habe nach dem Einzug nur zögerlich Miete gezahlt, seit August überhaupt nicht mehr. Durch Mietausfälle, Anwaltshonorare, Übernahme von Strom- und Wassergebühren hat Jasmin Jauch schon jetzt einen Verlust von 14 000 Euro. Die Renovierung des Hauses kommt noch dazu.

Judith Kopf, Lebensgefährtin des verstorbenen Vaters der Hauseigentümerin, will einziehen. Sie hat das Jugendamt informiert, unter welchen Umständen die Kinder in dem Haus gelebt haben. Man habe ihr gesagt, dass nichts unternommen werden könne, wenn die Familie nicht mehr da sei. Für sie ist das unverständlich.

Zumindest wegen der entstandenen Kosten wollen Jasmin Jauch und Judith Kopf nicht locker lassen und die ehemaligen Mieter regresspflichtig machen. Ob es gelingt, dürfte eine andere Frage sein. Sie wissen von mindestens zwei Vermietern, unter anderem in einem Horber Stadtteil, denen es bereits ähnlich ergangen ist wie ihnen.