50 Flüchtlinge kommen noch in diesem Monat nach Glatt. Über die Unterbringung in der Pension Talblick informierten gestern (von links) Ordnungsamtsleiterin Sabrina Glöckler, Bürgermeister Gerd Hieber, Kreissozialamtsleiter Volker Weber, Hauseigentümer Alexander Esslinger, Sozialdezernent Bernd Hamann, Urs Thiel vom Arbeitskreis Asyl (hinten) sowie der Glatter Ortsvorsteher Helmut Fleiner (vorne). Foto: Steinmetz

Im Haus Talblick werden Asylbewerber untergebracht. "Viele sind traumatisiert." Ängste in Bevölkerung.

Sulz - Bei den steigenden Flüchtlingszahlen sucht der Landkreis intensiv nach neuen Unterkünften. Sozialdezernent Bernd Hamann und Sozialamtsleiter Volker Weber sind in Glatt fündig geworden.

Das Haus Talblick der Familie Alexander Esslinger, in dem bisher Touristen und Geschäftsleute übernachtet haben, wird Flüchtlingsunterkunft. Vom 22./23. September an soll das Haus mit bis zu 50 Asyl suchenden Menschen belegt werden.

"Den Auszugstermin können wir einhalten", teilte Alexander Esslinger gestern bei einem Pressegespräch im Bürgersaal des Sulzer Rathauses mit. Er wollte, wie er erklärte, ohnehin die Pension mittelfristig verkaufen oder verpachten. Das Haus sei "absolut in Schuss". Es habe eine Wohnfläche von 750 Quadratmetern, eine große Wohnung, mehrere Appartements mit sieben bis acht Zimmern sowie vier Küchen.

Wer einziehen wird, weiß Hamann im Moment noch nicht. Dem Landkreis Rottweil seien für September 157 Flüchtlinge angekündigt worden. Die Hälfte davon komme aus dem Balkan, 20 Prozent seien Syrer, 30 Prozent Afrikaner und Asiaten. Bei der Unterbringung werde zwar darauf geachtet, dass das Zusammenleben in einem Haus funktioniere. Probleme seien aber nicht auszuschließen. Die Menschen seien durch ihre Flucht auch psychisch belastet.

Dass die Pension künftig für die Flüchtlingsunterbringung genutzt wird, hat sich in Glatt bereits herumgesprochen. "In der Bevölkerung sind Ängste da", berichtete Ortsvorsteher Helmut Pfister. Der Flüchtlingsanteil würde im Ort immerhin neun Prozent betragen. Müsse möglicherweise am "Talblick" eine Außenstelle der Feuerwehr eingerichtet werden?, zitierte Pfister einen besorgten Glatter. Eine Frau, die frühmorgens unterwegs sei, habe sich gefragt, ob sie Angst haben müsse, überfallen zu werden. Für Pfister ist indes klar: Die Menschen, die kämen, seien in Not. "Sie haben Anspruch, dass wir uns um sie kümmern."

In einem Glatter Gebäude waren schon einmal 20 Asylbewerber untergebracht – ohne nennenswerte Probleme. Bürgermeister Gerd Hieber ist daher überzeugt, dass die Bürger auch mit dieser neuen Situation umgehen können.

Für die Flüchtlinge im "Talblick" wird es nach Auskunft von Hamann stundenweise einen Ansprechpartner geben. Einbringen wird sich auch der Arbeitskreis für Flüchtlinge in Sulz mit Urs Thiel. Wie konkret geholfen werden kann, das hängt von den künftigen Bewohnern des Hauses ab. Thiel sieht verschiedene Möglichkeiten, angefangen von persönlichen Patenschaften, Betreuung, Behördengängen bis zu Deutschkursen. Bei der Ankunft der Flüchtlinge in Glatt werde der Sulzer Tafelladen mit einem Sortiment vor Ort sein, so dass die Ankömmlinge nicht gleich einkaufen müssten. Sie würden aber auch schon in der Erstaufnahmestelle mit Kleidung und einem Essenspaket versorgt.

"Die Flüchtlingszahlen steigen, das hat auch für Sulz Folgen", sagte Bürgermeister Hieber. Bislang hat die Stadt in der Hartensteinstraße 20 Asylbewerber, großteils aus Asien, aufgenommen. Damit hat die Stadt im Landkreis ihr Soll bei Weitem noch nicht erfüllt.

Nach dem Verteilerschlüssel müsste Sulz derzeit 80 Flüchtlinge aufnehmen. "Wir stehen noch in der Pflicht", betonte Hieber. In Sulz seien weitere Privateigentümer von möglichen Unterkünften angesprochen worden. Die Stadt habe aber auch eigene Wohnungen, die dafür in Frage kämen.

Das wäre, so Hieber, zum einen eine Wohnung im Bergfelder und eine weitere im Fischinger Rathaus. Dort könnten jeweils bis zu zehn Menschen einquartiert werden. Darüber müsse der Gemeinderat noch entscheiden.

Bernd Hamann kündigte im Übrigen an, dass auch Kontakt mit den Kirchen aufgenommen werde.

Der Arbeitskreis Flüchtlinge informiert am Donnerstag, 17. September, ab 17.30 Uhr im Glatter Kursaal, wie sich die Bürger engagieren können.