Der Präsident des Japanischen Oberhauses, Kenji Hirata, empfängt den Bundesratspräsidenten und baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Foto: dpa

Regierungschef Kretschmann ist auf Dienstreise in Japan. Unter anderem will er Fukushima gut zwei Jahre nach der Atomkatastrophe besuchen. Den Japanern steht er auch in seiner Funktion als Bundesratspräsident Rede und Antwort in Sachen Energiepolitik.

Tokio - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist zum Auftakt seiner Gespräche in Japan auf großes Interesse am deutschen Atomausstieg gestoßen. „Das Interesse an regenerativen Energien ist enorm“, sagte der amtierende Bundesratspräsident am Montag nach einer Reihe politischer Gespräche in Tokio. Zwar werde unter der neuen rechtskonservativen Regierung in Japan erwogen, bis zum Sommer wieder die ersten Atomkraftwerke hochzufahren. Der zukünftige energiepolitische Weg des Landes sei nach seiner Einschätzung jedoch noch nicht entschieden.

Eher habe er den Eindruck gewonnen, dass sich das Land rund zweieinhalb Jahre nach dem Gau in Fukushima in einem „ehrlichen Suchprozess“ befinde, sagte Kretschmann. Er wird auch in die Region reisen. Die Reaktorkatastrophe gilt als ein Grund dafür, dass Grüne und SPD die Landtagswahl 2011 gewannen und die CDU die Macht nach 58 Jahren abgeben musste.

In Japan seien die Folgen der Reaktorkatastrophe indes kein wahlentscheidendes Thema gewesen, so Kretschmann. Unter dem seit Dezember regierenden neuen Ministerpräsidenten Shinzo Abe von der traditionell atomfreundlichen Liberaldemokratischen Partei LDP steht die wirtschaftliche Erholung derzeit im Mittelpunkt.

Gleichwohl sei das Interesse an regenerativer Energie und dem Atomausstieg Deutschlands groß, sagte Kretschmann. Doch seien die Voraussetzungen in Japan mit seiner Insellage ganz anders. So gebe es zum Beispiel noch keinen liberalisierten Strommarkt.

Kretschmann traf in Tokio unter anderem mit den Präsidenten des Unterhauses und des Oberhauses des japanischen Parlaments zusammen. Er hält sich in Japan in seiner Funktion als Bundesratspräsident mit einer 30-köpfigen Delegation aus Umwelt-, Wissenschafts- und Wirtschaftsvertretern auf. Zudem begleiten Kretschmann Europaminister Peter Friedrich (SPD), Umweltminister Franz Untersteller und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (beide Grüne). Im Mittelpunkt stehen energiepolitische Themen. Der Ministerpräsident reist im Anschluss an seine Gespräche in Japan weiter nach Südkorea.