Michael Mäder (links) und Jörg-Dieter Klatt von der Kooperation Holz auf der Spur präsentieren die 42 Meter lange Modelleisenbahn in der Halle X der Südwest-Messe. Foto: Kratt

Nein, nicht nur Kinderaugen kommen hier zum Leuchten: Eine 42 Meter lange Modelleisenbahn, die durch die Kooperation Holz auf der Spur entstanden ist, lockt Groß und Klein in die Halle X der Südwest-Messe. Doch was hat solch eine Anlage auf einer Verbraucherschau verloren?

VS-Schwenningen - "Das habt Ihr klasse gemacht!", "Das ist der absolute Wahnsinn!" – solche und ähnliche Sätze sind in diesen Tagen bei der Sonderschau in Halle X der Südwest-Messe öfters zu hören."Die bisherigen Reaktionen sind sensationell für uns", freut sich Jörg-Dieter Klatt von der Kooperation Holz auf der Spur.

Weltpremiere auf der Südwest-Messe

Doch dass die 42 Meter lange Modelleisenbahn, die das rund siebenköpfige Team Stück für Stück in den vergangenen Wochen in der Halle aufgebaut hat, bei den Besuchern gut ankommt, ist eigentlich kein Wunder. "In dieser Konstellation ist die Anlage bei der Südwest-Messe das erste Mal in Betrieb, es ist eine absolute Weltpremiere", erzählt Klatt.

Einen Teil gibt es schon seit der Landesgartenschau

Einen Teil der Anlage, nämlich 14 von 42 Metern, gibt es schon seit vielen Jahren, besser gesagt seit der Landesgartenschau im Jahr 2010. Denn die Anlage wurde damals als Forstbeitrag von ForstBW, dem Forstamt der Stadt Villingen-Schwenningen und dem Kreisforstamt Schwarzwald-Baar zur Landesgartenschau konzipiert und dort ausgestellt. Seither schlummert die Anlage in Kisten verpackt im Keller und wird immer wieder herausgeholt, wenn das Team zu Ausstellungen und Modellbahnshows eingeladen wird.

Während der Corona-Zeit fleißig gewesen

Doch den sieben Herren, alles Tüftler, Bastler und Programmier, war dies nicht genug: Sie nahmen die Corona-Zeit zum Anlass, weitere Elemente entstehen zu lassen – in Eigenregie, versteht sich. Was dabei herausgekommen ist, sollte auch einen adäquaten Ausstellungsplatz bekommen. "Wir selber haben nirgends soviel Platz", sagt Klatt. So kam das Team auf die Idee, bei der SMA Messegesellschaft anzufragen. Platz für die Südwest-Messe als Sonderschau wurde der Kooperation Holz auf der Spur direkt eingeräumt. Schon seit März darf in Halle X aufgebaut werden.

Pädagogisches Konzept

Das Konzept: "Die Anlage soll die Waldwirtschaft im Schwarzwald als Kulturlandschaft, als Wirtschafts-, Erholungs- und Naturraum zeigen", erklärt Hobby-Eisenbahner Klatt. Das heißt: Es steckt nicht nur viel Handarbeit, Liebe zum Detail und Know-How darin, sondern auch viel Pädagogik. Alle Materialien, die das Team zurande gezogen hat, stammen direkt aus der Natur. Und: Die selbst gebastelten Bäume, die unzählig über die Anlage verteilt stehen, sind laut Klatt maßstäblich, also im Maßstab eins zu 87. Das sei für eine Anlage ungewöhnlich groß – Bäume für Modelllandschaften, die es zu kaufen gebe, seien definitiv kleiner.

Landschaften und Szenen der Realität nachempfunden

Was die Messe-Besucher also rund um die Anlage zu sehen und zu erleben bekommen, das ist keinesfalls frei erfunden – die Bahnstationen sowie die Landschaften sind alle der Strecke an der Sauschwänzlebahn nachempfunden. Da ist der Bahnhof Grimmelshofen oder Fützen, da ist die Viaduktbrücke über die Wutach an der B 314, da ist auch der deutschlandweit einzigartige Kreiskehrtunnel. Und nicht nur das: Immer wieder findet der Betrachter kleine Szenen, die politische oder wirtschaftliche Situationen oder sogar Missstände in den Blick nehmen – und teilweise "mit einem Augenzwinkern zu genießen sind", so Jörg-Dieter Klatt. So geht es um die Baumpflanzung, gleichzeitig aber auch um das Waldsterben, woanders wird eine Sicherheitsfällung mit umfallendem Baum mit viel Liebe zum Detail dargestellt. In einer Szene finden Polizeibeamte ein Hanffeld, in einer anderen futtern zwei Ziegen von einem kleinen Anbaugebiet. An der Wutach, dem Wasserschutzgebiet, steht ein Angler, während ein Maler die Szenerie künstlerisch festhält, woanders sind zwei Nacktbader zu sehen, die beobachtet werden.

Jedes Teammitglied hat seine Funktion

Nahe dem großen Schattenbahnhof, an dem alle Züge zusammenkommen – 40 sind es an der Zahl – ist Michael Mäder als Programmierer in seinem Element. Er steht am Computer und ist dafür zuständig, dass die digital betriebenen Züge richtig laufen. So habe jeder der sieben Hobby-Eisenbahner eine eigene Funktion, erklärt Klatt, der die Steuerung und die Signale im Blick hat und gleichzeitig als "troubleshooter" agiert, wenn es mal ein Problem gibt.

Die Intention der Ausstellung

Das Ziel der Ausstellung auf der Südwest-Messe: "Wir wollen strahlende (Kinder-)Augen sehen", meint Klatt. Wenn er sich umguckt, dann weiß er, dass das jetzt schon geschafft ist. Die Kooperation Holz auf der Spur ist sich bewusst, dass mit der Ausstellung – im Gegensatz zu anderen Angeboten auf der Südwest-Messe –keine Umsätze generiert werden können. Dennoch hoffe man, die Begeisterung für Modelleisenbahnen ein Stück weit wecken zu können – und zwar bei der gesamten Familie. Denn Jörg-Dieter Klatt kann aus eigener Erfahrung sagen: "Da wird man wieder zum Kind."

Wenn die Messe vorbei ist, dann wird das Team die riesige Anlage wieder einpacken – und bis zur nächsten Ausstellung, voraussichtlich im November in Friedrichshafen, wiederum in Kisten irgendwo im Keller verschwinden lassen.