Als Abschiedsgeschenk erhielt Röhm einen Gutschein für eine Ballonfahrt mit seinen Liebsten. Foto: Göttling

Nach fast zwei Jahrzehnten im Dienst der Süddeutschen Gemeinschaft im Zollernalbkreis tritt Gemeinschaftspastor Günther Röhm nach der Sommerpause seinen Vorruhestand an.

Albstadt-Ebingen - In Zeiten hoher Kirchenaustrittszahlen kommt es nicht allzu oft vor, dass rund 250 Kirchgänger die Friedenskirche füllen. Auch für die Süddeutsche Gemeinschaft – im Zollernalbkreis an einem dutzend Orten aktiv – ist das eher die Ausnahme. Doch die Abschiedsfeier von Gemeinschaftspastor Günther Röhm und Jugendreferent Manuel Braunmiller zog viele an.

Günther Röhm, Geschäftsführender Pastor der Süddeutschen Gemeinschaft im Bezirk Zollernalb, tritt nach 18 Jahren Dienstzeit – allein in Albstadt und Umgebung –, den Vorruhestand an. Für viele der kreisweit etwa 800 Mitglieder und Freunde kam diese Meldung überraschend, ist Röhm doch längst zum Urgestein des freien Werkes innerhalb der evangelischen Landeskirche Württemberg geworden.

Dank für "Ausdauer und Nächstenliebe"

Uli Metzger überbrachte als Stellvertreter des Oberbürgermeisters den Dank der Stadt für Röhms "Ausdauer und Nächstenliebe" im Einsatz fürs Gemeinwohl. Solch ein dauerhaftes und verbindliches Engagement werde heutzutage immer seltener. In der Tat wirken nicht viele Geistliche über so lange Zeit am selben Ort. Einer jener, die das mit Röhm verbinden, sprach als Vertreter der evangelischen Kirche: Winterlingens Pfarrer Ernst Nestele. Er würdigte Röhm als Lehrer, der andere Menschen in die Nachfolge Jesu geführt habe. Röhm habe sich den idealen Zeitpunkt für eine neue Etappe im Leben mit mehr Ruhe ausgesucht.

"Wie gut kenne ich meinen Pastor?"

Markus Siegele, Geschäftsführer des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes, bezeichnete Röhm als einen, der Menschen "eine Brücke ins Reich Gottes eröffnet" habe. Martin Fiedler, Bezirksleiter der Süddeutschen Gemeinschaft, leitete die Feier, in der Gottesdienst, Reden, Predigten, moderne Musik, Chorlieder, Videoclips und das Quiz "Wie gut kenne ich meinen Pastor?" ineinander übergingen. Er zählte Schwerpunkte von Röhms Arbeit auf: Von unzähligen Predigtdiensten im ganzen Landkreis über sein Wirken als Begleiter ehrenamtlicher Mitarbeiter, das Erstellung von Dienstplänen, die Vorbereitung von Freizeiten, Veranstaltungen und Online-Gottesdiensten bis hin zu seiner Rolle als Ansprechpartner und Vertreter des Verbands sei Röhms Einsatz vielfältig, engagiert und immer gewissenhaft gewesen. Solche Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit gebe es nur noch selten, so Fiedler. Beeindruckt zeigte er sich von Röhms geistlichen Impulsen, die vielen Gläubigen in diversen Lebenslagen geholfen und sie in ihrem persönlichen Glauben getragen hätten.

Berufung führte zum Bruch mit dem Elternhaus

Günther Röhm dankte allen, die es "über all die Jahre ermöglichten", die ausschließlich durch Spenden finanzierte Arbeit aufrechtzuerhalten. Der künftige Ruheständler, den seine Frau Susanne und seine erwachsenen Kinder begleiteten, blickte zurück auf seine Kindheit und Jugend. Sein Entschluss, ein Bibelstudium zu absolvieren und Prediger zu werden, sei aus Überzeugung und Berufung gefallen – nach der Ausbildung in einem handwerklichen Beruf. Doch er habe zum schmerzlichen Bruch mit seinem Elternhaus geführt.

Trotz dieser Widerstände ging er seinen Weg. Auf diesem ging Röhm treu den für ihn entscheidenden Fragen nach: "Wer bin ich, wohin gehe ich und was gibt meinem Leben Sinn?" Mit seinem Wirken, bekannte der pietistische Pastor, habe er die Antwort auf diese Fragen im Umgang mit der Heiligen Schrift als "Wort Gottes und als Wegweiser im Leben" gefunden. Zum Abschied freute sich Röhm über einen Gutschein für eine Ballonfahrt.

"Du bist ein super Typ!"

Ebenfalls verabschiedet wurde Jugendreferent Manuel Braunmiller, dem Fiedler zurief: "Ich fand, es war echt eine sehr angenehme Zeit, du bist ein super Typ!". Er habe in vier Jahren seines Wirkens in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen viele junge Menschen im Glauben geprägt und wichtige Dinge angestoßen. Braunmiller und seine Frau Anne, bisher Grundschullehrerin in Albstadt, mit ihrer fünfmonatigen Tochter zieht es nach Papua-Neuguinea. Dort will sich die Familie für Kinder und Familien aus schwierigen Verhältnissen einsetzen und ihnen Wertschätzung und Hoffnung geben.