Viele Menschen suchen sich Hilfe. Auch Alkohol ist mitunter ein Problem.
Alkohol, Drogen, Spielsucht oder Unsicherheit wegen der Corona-Pandemie. Die Anzahl an Problemen ist vielfältig. Gerade jetzt vor Weihnachten suchen sich viele Menschen in Schramberg Hilfe bei der Suchtberatung.
Schramberg - "Die Weihnachtszeit ist insgesamt eine schwierige Zeit, da einem dort die Konfrontation mit der Vergangenheit bevorsteht, die oftmals überhaupt nicht leicht war", sagt Anja Klingelhöfer, Leitung der Fachstelle Sucht in Rottweil.
Auch die pandemiebedingten Umstände würden dabei eine Rolle spielen, denn die Menschen kämen vermehrt ins Straucheln. Die Unsicherheit, die dadurch entsteht und nicht zu wissen, wie es weitergeht, helfe nicht bei der Behebung der Probleme.
Immer reichlich zu tun
"Die Weihnachtszeit ist sowieso immer etwas besonderes", sagt Jürgen Steinwandel, Zuständiger der Außenstelle der Fachstelle Sucht in Schramberg. In diesem Jahr seien viele Menschen, die ohnehin Probleme hätten, verstärkt betroffen und würden vermehrt in ein Loch fallen. "Ich hatte in Schramberg noch nie nichts zu tun. Der Kalender ist häufig voll, wenn ich donnerstags in Schramberg bin. Manchmal gab es auch schon Wochen, in denen ich aufgrund hoher Nachfrage noch einen zweiten Tag in Schramberg war, da ein Termin nicht ausgereicht hat", sagt Steinwandel. Er freue sich, dass viele Menschen aus Schramberg und den umliegenden Gemeinden das Angebot der Fachstelle Sucht in Schramberg nutzten.
"Es gibt auch im Raum Schramberg vielfältige Suchtprobleme. Von Alkohol über Drogen bis zur Spielsucht ist wirklich alles dabei", sagt er. Daher ist er sehr froh, dass es die Außenstelle in Schramberg gibt und die Menschen so nicht den teils beschwerlichen Weg nach Rottweil auf sich nehmen müssen. "Es werden die unterschiedlichsten Drogen genommen. Aber ich habe das Gefühl, dass viel gekifft wird. Auch wenn das kein Problem ist, welches es nur in Schramberg gibt", bedauert Steinwandel. Auch mit Heroinabhängigkeit hätten wieder vermehrt Menschen zu kämpfen. Er könne sich vorstellen, dass Heroin wieder mehr im Kommen sei.
Nicht nur individuelle Beratungsangebote, sondern auch die Gruppenangebote werden rege genutzt und es bestehe ein Bedarf, so auch die Kindergruppe "Trampolin". "Bei den meisten Kindern, die in der Kindergruppe sind, sind aber auch die Eltern in Beratung. Wir merken aber, dass der Austausch den Kindern Entlastung gibt und sie gerne zu uns kommen", freut er sich über die rege Annahme der Kinder. Es nehmen auch Menschen die Beratung der Fachstelle für Sucht in Anspruch, die der Meinung sind, in ihrem Leben versagt zu haben, betont Steinwandel.
Austausch beim Spazieren
Dass auch unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie noch unterschiedliche Beratungsmöglichkeiten stattfinden können, freut sowohl Steinwandel als auch seine Kollegen.
"Manche Gespräche finden derzeit telefonisch statt. Das kommt allerdings in der Regel nur vor, wenn die Menschen Ängste haben oder coronabedingt nicht in die Beratungsstelle kommen können. Bei den unterschiedlichen Gruppen kommt es auf die Räumlichkeiten und Gruppengrößen an. Da können manche Angebote derzeit leider nicht stattfinden. Bei Terminen vor Ort halten wir dann Abstand und lüften, aber ein persönliches Gespräch ist in der Regel am besten. Weiterhin gibt es noch die Möglichkeit des Austauschs während eines Spaziergangs im Freien", sagt Jürgen Steinwandel.
Manche seiner Klienten hätten auch durch die Corona-Pandemie mehr Probleme als vorher, da sie beispielsweise eine Therapie beginnen wollten und dafür auch bereits einen Termin hatten, dieser sich allerdings um mehrere Monate verschoben hat. Das verunsichere die Menschen dann nochmals mehr.
Trotz den Schwierigkeiten, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, gebe es auch Menschen, denen die Weihnachtszeit in diesem Jahr weniger zu schaffen macht als sonst. "Manche sehen sich in diesem Jahr weniger in der Außenseiterrolle als sonst. Denn auch der Rest der Bevölkerung ist in den Planungen des Weihnachtsfests dieses Jahr pandemiebedingt eingeschränkt und kann in diesem Jahr möglicherweise nicht alle Familienangehören sehen", erklärt Anja Klingelhöfer. Dennoch gebe es derzeit immer die unterschiedlichsten Unwägbarkeiten der Corona-Situation, betont Jürgen Steinwandel.