Das Thema Sucht ist noch immer ein Tabu-Thema. In der Rottweiler Fachstelle gibt es vielerlei Angebote, den Weg aus der Abhängigkeit zu finden. (Symbolfoto) Foto: BillionPhotos.com – stock.adobe.com

Es ist ein Tabuthema: Sucht. Alkohol, Zigaretten, Tabletten oder gar harte Drogen haben schon so manche Existenz zerstört. In der Fachstelle Sucht in Rottweil werden vielerlei Hilfen geboten. In einer Serie stellen wir die Einrichtung vor.

Kreis Rottweil - Den Tag bei einem Gläschen Wein ausklingen zu lassen, oder nach einem guten Essen eine Zigarette zu rauchen, gehört bei vielen Menschen zum Wohlbefinden. Genussmittel sind meist selbstverständlicher Teil des Alltags.

"Doch sie bergen auch Gefahren", weiß Anja Klingelhöfer, Leiterin der Fachstelle Sucht in Rottweil. Oft sei der Übergang vom Genuss zur Abhängigkeit fließend. "Und über das Thema Sucht möchte im Alltag keiner gerne sprechen. Es ist leider noch immer ein Tabuthema, obwohl es für die Betroffenen ganz wichtig wäre, sie darauf anzusprechen", betont sie. Eine Abhängigkeit sei etwas, das sich über eine längere Zeit entwickle. "Der Weg in eine Abhängigkeit, egal ob von Alkohol oder auch harten Drogen, hat ganz verschiedene Stadien", sagt sie.

In der Fachstelle Sucht wird Hilfe angeboten. Egal, ob man mit dem Rauchen aufhören, oder von harten Drogen wegkommen möchte – die Angebote der Fachstelle sind nicht nur ganz individuell, sondern auch sehr vielseitig. Gerade in Zeiten von Corona habe die eine oder andere Abhängigkeitsproblematik zugenommen, bedauert Anja Klingelhöfer. "Wir benutzen den Suchtbegriff nicht so gerne, da wir mit den Betroffenen gern wertungsfrei sprechen", erklärt sie. Die Hemmschwelle der Leute sei oft hoch, in die Beratungsstelle in dem schmucken Klinkerhaus in der Schramberger Straße 23 in Rottweil zu kommen. Meist seien es Angehörige oder Vorgesetzte, die in der Beratungsstelle anfragen würden, wie sie mit einem Vorfall umgehen sollen. "Man sollte die Leute ansprechen und sie mit der Wahrnehmung konfrontieren, allerdings ohne Vorwürfe", rät Klingelhöfer. Betonen, dass man sich Sorgen mache und Unterstützung anbieten, sagt die Expertin.

Fachstelle ist gut frequentiert

Die Fachstelle ist gut frequentiert. "Es wird Zeit, dass das Thema aus der Tabuzone herauskommt", fordert Klingelhöfer. Denn meist würden die Betroffenen noch beschuldigt oder angefeindet, statt dass man sich ihrer annehme. Sätze wie: "Da bist du selber schuld, oder, wenn du nicht so schwach wärst würdest du nicht so viel konsumieren", seien nicht zielführend. "Es will sich ja auch keiner outen und zugeben, dass er es nicht auf die Reihe bekommt aufzuhören", weiß die Fachfrau.

Wer sich erstmal auf Hilfe eingelassen habe, der sammle schnell interessante Erkenntnisse. "Zum einen merken die Leute, dass sie mit ihrem Anliegen nicht allein sind und zum anderen kommt es immer wieder vor, dass sich die Klienten in den Gruppen auch kennen", erzählt Anja Klingelhöfer. Der Austausch tue gut. Und die Mitarbeiter der Fachstelle unterliegen der Schweigepflicht. "Wer möchte, der kann sich auch erst mal anonym informieren".

Bis zu fünf kostenfreie Gespräche könne man in Anspruch nehmen. Hierbei werde dann auch ein möglicher Behandlungsweg festgelegt. "Es geht darum, gemeinsam einen Weg zu finden. Es ist bei uns alles freiwillig", sagt Anja Klingelhöfer, denn Veränderung gebe es nur, wenn man die passende Motivation finde. Wie die Motivation aussehen kann und was Betroffene sagen, das stellen wir in den nächsten Folgen vor.  n Für Termine und Anfragen: bwlv Fachstelle Sucht, Telefon 0741/8 08 20, Mail fs-rottweil@bw-lv.de.