Die Siedlung Eiernest in Heslach Foto: Piechowski

Hausbesitzer scheren sich nicht um Auflagen - Bausünden müssen wiedergutgemacht werden.

Stuttgart - Da reibt sich nicht nur mancher Gartenzwerg im Eiernest verwundert die Augen: In der denkmalgeschützten Siedlung in Heslach renovieren Hausbesitzer fleißig drauflos - ohne Genehmigung der Denkmalschützer. Die fordern jetzt, die Fehler rückgängig zu machen.

Vor rund sechs Jahren hat die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) mit dem Verkauf der insgesamt 176 denkmalgeschützten Reihenhäuser im Eiernest begonnen. Die 60 bis 80 Quadratmeter kleinen Häuser kosten 100000 bis 130000 Euro. 79 Häuser sind mittlerweile in Privatbesitz. 96 Häuser gehören noch der SWSG und sind vermietet.

Seit der Privatisierung der Häuser entwickelt sich das einstige Paradies zum Sündenfall: Frisch renovierte Hausfassaden haben nicht mehr den typischen Farbton von Eierschalen, sondern einen grell weißen Anstrich. Fensterläden werden graublau statt grün gestrichen. Vordächer sind zu massiv, Türen nicht mehr aus Holz, sondern aus Metall. Pergolen haben feste Seitenwände und viele Dächer Fenster. Das alles ist nicht im Sinne der Denkmalschützer und vor allem ungenehmigt gebaut worden.

"Von uns ist nicht unbeobachtet geblieben, dass durch die Privatisierung vieles schiefgelaufen ist", sagt Ellen Pietrus von der unteren Denkmalschutzbehörde beim städtischen Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Von Mitte September an plant die Behörde im Eiernest deshalb erstmals Kontrollen. Eine Bestandsaufnahme soll sämtliche Bausünden ans Licht bringen. Ziel ist die Wiederherstellung des Ursprungszustands. Pietrus: "Nachdem wir eine Liste erstellt haben, schreiben wir die Eigentümer an und weisen sie auf die Fehler hin. Bevor wir über den Rückbau entscheiden, werden die Eigentümer angehört."