Dekra prüft nicht nur Fahrzeuge, sondern unter anderem auch Aufzugstechnik. Foto: Dekra

Fünf Milliarden Dinge und Produkte waren 2015 über das Internet verbunden, 2020 sollen es 25 Milliarden sein. Dekra bereitet sich mit Zukäufen und neuen Prüflabors auf die neue Welt vor.

Stuttgart - Mit strategischen Zukäufen bereitet sich die Stuttgarter Dekra auf die digital vernetzte Welt vor. Prüfungen von Maschinen und Produkte, die drahtlos miteinander kommunizieren, werden künftig immer wichtiger, sagte Stefan Kölbl, der Chef des Prüfkonzerns in Stuttgart. Im vergangenen Jahr habe Dekra drei Unternehmen übernommen oder sich daran beteiligt, die ihren Schwerpunkt im Bereich des Internets der Dinge haben: eine Firma hat ihren Sitz in Spanien, zwei sind in Taiwan. In Asien seien allein im vergangenen Jahr fünf Labore eröffnet worden, wo Autozulieferer und Ersatzteilhersteller ihre Produkte entsprechend prüfen und zertifizieren lassen können. Ein weiteres Prüflabor in China komme Anfang 2017 hinzu. Dekra habe damit das Prüfnetzwerk rund um digital vernetzte Fahrzeuge ausgebaut.

100 Millionen Euro habe der Dekra Konzern in den beiden Jahren 2015 und 2016 in dieses Geschäft investiert, sagte der Dekra-Chef. Es verspricht ein stark wachsendes Geschäft zu werden, sagte er. Waren im vergangenen Jahr noch fünf Milliarden Dinge und Produkte über das Internet miteinander verbunden, so werden es 2020 bereits 25 Milliarden sein, schätzt Kölbl. Wohin die Reise gehen könnte, veranschaulichte er an zwei Beispielen. So könne man im Internet bereits jetzt eine smarte Gabel kaufen, die dem Hungrigen sagt, was und wie er essen soll. „Die Gabel vibriert, wenn man zu schnell oder zu langsam isst“, so Kölbl. Und als Vision stellte Stefan Kölbl in Aussicht, dass das Auto der Zukunft möglicherweise die Termine und die Einkaufsliste des Fahrers bereits kenne. In diesem Zukunftsmarkt, wo es auch um ein sichere und zuverlässige Datenübertragung in Fabriken gehe, sieht sich der Prüfdienstleister unter den Top-5-Anbietern der Welt – was sich auch in Aufträgen widerspiegele. So habe die neuerworbene spanische Dekra-Tochter den Auftrag für Prüfleistungen erhalten, wobei es darum geht, dass der Mobilfunkstandard LTE-U und der Drahtlosstandard Wifi störungsfrei nebeneinander bestehen können.

Dekra unter den Top-5-Anbietern

Im zu Ende gehenden Jahr ist das Stuttgarter Unternehmen auf dem Wachstumspfad geblieben. Der Konzernumsatz werde 2016 vermutlich um sechs Prozent auf 2,9 Milliarden Euro steigen, sagte Kölbl. Dies sei das 13. Wachstumsjahr in Folge. Zugelegt habe Dekra vor allem organisch. Von dem Zuwachs um sechs Prozent entfielen fünf Prozentpunkte auf Bereiche, die bereits existierten, Zukäufe hätten lediglich ein Prozentpunkt zum Wachstum beigetragen. Dekra ist mittlerweile in 50 Ländern vertreten. Auch das Ergebnis habe zugelegt, so Kölbl. Zahlen nannte er nicht. Im vergangenen Jahr ist das Ergebnis vor Steuern um fast 20 Prozent auf gut 178 Millionen Euro gestiegen.

1700 neue Stellen

Die positive Entwicklung spiegele sich zudem in der Entwicklung der Belegschaft wider. Die Zahl der Beschäftigten ist in diesem Jahr um 1700 auf mehr als 38 000 gestiegen. Damit habe sich die Zahl Mitarbeiter innerhalb von acht Jahren fast verdoppelt. Und für die Zukunft ist das Unternehmen, das für mehr Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause steht, weiterhin zuversichtlich. „Wir haben 2016 international an Schlagkraft gewonnen und erwarten 2017 einen weiteren Wachstumsschub“, sagte Kölbl voraus. Der Zuwachs werde auf dem hohen Niveau der Vorjahre liegen.

In allen drei Geschäftsbereichen gewachsen

Im Jahr 2016 ist der Prüfkonzern in allen drei Geschäftsbereichen gewachsen. Den höchsten Zuwachs verbuchte dabei das kleinste Segment, die Dekra Personnel (plus acht Prozent auf 506 Millionen Euro). Die firmeneigenen Akademie sei einer der größten privaten Bildungsträger in Deutschland, so Dekra. Wachstum konnte mit Firmenkunden etwa im Bereich Arbeitssicherheit und Brandschutz verbucht werden. So sei etwa der Umsatz mit Brandschutzschulungen um rund ein Drittel gestiegen. Erfolgreich laufe auch das Geschäft mit der Integration und Qualifizierung von Flüchtlingen. Rund 7000 Flüchtlingen seien 2016 geschult worden – im Wesentlichen in Deutschkursen.

Das Traditionsgeschäftsfeld Auto habe zum Erfolg des vergangenen Jahres ebenso beigetragen (plus sechs Prozent auf 1,5 Milliarden Euro Umsatz). Mit elf Millionen Fahrzeugprüfungen in Deutschland konnten die Stuttgarter ihren Marktanteil von 34 Prozent festigen. Das Unternehmen hat weltweit 26 Millionen Fahrzeuge geprüft. Auf- und ausgebaut wurden dabei Prüfstellennetze in Bulgarien, Kanada, Schweden, Portugal, Luxemburg und den USA.