Seit 1955 präsentiert der „Playboy“ seine Gespielinnen. Die Bilderstrecken dieser Playmates sind immer auch typisch für ihre Zeit. Heißt der neue Trend: Zurück zur Natur? Auf Silikon verzichtet das Playmate im März, das aus Stuttgart kommt.

Stuttgart - Das Leben ist kurz – feiert es! Mit Botschaften wie dieser hat Hugh Hefner, 87, Herrscher eines Häschen-Imperiums, weltweit Männer erfreut, die gern mal den Playboy aus sich rauslassen. Was wäre die Menschheit schon ohne Lust und Leidenschaft? Selbst wenn ihre Vermehrung allein durch Reagenzgläser gesichert wäre – wer ein Herz hat, will auch lieben und spielen.

Und doch haben sich die Zeiten geändert, wie Cooper Hefner, der jüngste Sohn des Firmengründers, kürzlich in einem Interview versichert hat. „Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der es cool ist, viele Freundinnen gleichzeitig zu haben“, sagte der 22-Jährige, „ich denke, viel auszugehen und viele Leute zu treffen, ist cooler.“

Und wir leben in einer Zeit, in der nicht mehr die Stärke des Silikons darüber entscheidet, welche Frau es ins ausklappbare Ehrenamt des „Playboys“ schafft. Die 23-jährige Stuttgarter Studentin Barbora Kuzmiakova – in Zahlen ausgedrückt, wie bei Herrenmagazinen üblich: 83-59-89 – ist stolz darauf, naturbelassen zu sein und dass kein Chirurg Hand bei ihr anlegte. Im März-Heft des Zentralorgans des Mannes kommt die Tierfreundin groß raus, die laut Fragebogen keine Radarfallen mag und keine orientierungslosen Männer, die in den Schwabenquellen und im Cavos anzutreffen ist und deren Traum es ist, „bei Porsche zu arbeiten“. Ihre nicht zu üppige Oberweite macht Frauen happy, die eher weniger haben. Ist Schluss-mit-Silikon nun hip?

„Das ist eher Zufall“, heißt es in der „Playboy“-Redaktion in München. Und unser Stuttgarter Playmate-Kurvenstar Mia Gray, ein viel beschäftigtes und beliebtes Model, das mit Mann und Manager Oliver Burghart auf kaum einem roten Teppich fehlt, glaubt nicht an eine Umkehr des Trends: „Also, ich kenne viele, die daran denken, ihren Busen vergrößern zu lassen.“

Dennoch: In allen Epochen galt der „Playboy“ als stilbildend. Nach den Recherchen eines amerikanischen Wissenschaftlers hat das Magazin in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und sozialer Unsicherheit gehäuft Frauen reiferen Alters, kräftigerer Statur und mit breiteren Hüften abgebildet. Wer die Stuttgarter Studentin im neuen „Playboy“ betrachtet, kann sich freuen: Die Zeiten müssen wieder besser sein – so dünn und schmal, wie Barbora ist.

Silikon oder nicht? Jede darf’s halten oder hängen lassen wie sie will. Bitte keine Beschränkungen oder Vorgaben! Dies ist die Maxime von Cooper Hefner, der den „Playboy“ in eine neue Zukunft führen will. Wer sein Interview liest, könnte meinen, da spricht ein Politiker. Von Freiheit redet er, von den Werten und der Verantwortung einer Gesellschaft! Für Gleichberechtigung von Mann und Frau tritt er ein (wann gibt’s männliche Playmates mit Silikon-Po?), für die gleichen Rechte von Homosexuellen.

Der neue „Playboy“ wertet Frauen auf, will uns der junge Hefner klarmachen. Wer zwischen den Zeilen liest, versteht den Erben gut. Es ist lächerlich, sich als Sexprotz zu inszenieren, will er sagen, und Frauen als Beute oder Trophäe zu sehen. „Alles, was Männern Spaß macht“ – der alte „Playboy“-Slogan meint aus heutiger Sicht: Am meisten Spaß machen jene Frauen den modernen Männern, die mehr bieten können als nur einen perfekten Körper.

Doch in welchen Maßzahlen werden Charme, Esprit und Intelligenz angegeben?

Dass Mia Gray, zum Playmate des Jahres gewählt, mehr bieten kann als Silikon, beweist sie nicht zuletzt mit ihrer Schlagfertigkeit bei Interviews. Der deutsche „Playboy“ wollte die Wahl-Schwäbin zunächst gar nicht drucken. Erst als die slowenische Ausgabe ihre Bilder brachte und diese obendrein in zehn anderen Ländern nachgedruckt wurden, öffnete sich die deutsche Ausgabe für sie. „Wer nach seinen Fotos im ,Playboy‘ im Gespräch und im Geschäft bleiben will, muss hart arbeiten“, erklärt Mia, „die meisten sind rasch vergessen.“

Kinga Mathe, ein weiteres Stuttgarter Playmate, ist es nicht. Sie ist heute eine erfolgreiche Designerin von Dirndlmode. „Die Fotos helfen nicht bei der Karriere, dafür muss man schon viel mehr tun“, sagt sie, „aber die Fotos können den Bekanntheitsgrad steigern.“

Mia Gray und Kinga Mathe haben sich durchgesetzt, werden heute nicht mehr nur an ihrem Busen gemessen. Play made in Stuttgart. Nach dem Spiel auf Hochglanz ist vor dem Spiel auf anderen Feldern.