Marco Mihelic (links) und Tobias Miller in ihrem Stuttgarter Lager, wo die beiden Studenten die Bestellungen entgegen nehmen und die Pakete für ihre Kunden packen. Foto: privat

Zwei Studenten aus Stuttgart haben den Onlineshop Xundes gegründet. Die jungen Startup-Gründer wollen nicht nur gesunde Lebensmittel verkaufen, sondern auch zum Nachdenken anregen.

Stuttgart - Sechsmal in der Woche sind Marco Mihelic und Tobias Miller im Fitnessstudio anzutreffen. Sport, so betonen die zwei 25-jährigen Stuttgarter bei einer Tasse Espresso, sei ihnen sehr wichtig. Genauso wichtig ist den beiden nach eigener Aussage eine gesunde Ernährung. Aus ihrer Leidenschaft für ein bewusstes Leben haben Mihelic und Miller eine Geschäftsidee gemacht: Die Studenten haben vor etwas mehr als einem Jahr den Onlineshop Xundes an den Start gebracht – und vertreiben darüber Lebensmittel, die im Allgemeinen als gesund gelten.

Etwa 600 verschiedene Produkte umfasst das Sortiment derzeit. Neben Brotaufstrichen, Gewürzen oder Tees – das meiste davon biozertifiziert – verkaufen die jungen Männer über ihre Plattform auch Produkte für Fitnessbegeisterte: Nahrungsergänzungsmittel oder Proteinriegel beispielsweise. „Uns ist wichtig, dass keine Chemie in diesen Produkten steckt“, sagt Miller – und will damit klarstellen, dass Sportnahrung nicht gleichbedeutend sein muss mit chemieüberladenen Eiweißpulvern oder Diätprodukten, die gemeinhin mit intensivem Krafttraining in Verbindung gebracht werden.

Mit ihrem Konzept wollen sich Mihelic und Miller von der Konkurrenz abheben – sich dabei aber nicht ausschließlich als Plattform für Sporternährung verstanden wissen. Denn nur etwa 20 Prozent ihres Umsatzes, das schätzen die beiden jungen Männer, machen sie mit Proteinriegeln und Co., die Naturkost mache den weitaus größeren Anteil aus. „Ich sage immer: Wir sind wie ein Reformhaus – nur in jung“, so Mihelic.

Die beiden Unternehmer wollen mit Service punkten

Und warum sollte man die gesunden Lebensmittel nun online bestellen, wo doch die stationären Bioläden und Reformhäuser boomen? Es sei eben gerade die Kombination aus gesunder Sportnahrung und anderen nährwertigen Bio-Lebensmitteln, die es der Zielgruppe von Xundes – laut Mihelic und Miller sind das junge, sportbegeisterte und ernährungsbewusste Menschen Mitte 20 – ermöglichten, beides aus einer Hand zu bekommen. „Wer Proteinriegel für sein Training bestellt, bestellt bei uns meist auch noch einen veganen Brotaufstrich oder andere Naturkostprodukte mit“, sagt Miller.

Allein über den Preis könne man die Kunden nicht locken, sagen die beiden jungen Männer. Vielmehr will man bei Xundes mit Service punkten. „Der intensive Kontakt zu unseren Kunden ist uns sehr wichtig. Wir beantworten jede Frage so schnell wie möglich persönlich“, erzählt Mihelic. Überhaupt kümmern sich die beiden um alles eigenhändig: Bestellungen bearbeiten, Pakete packen, auch Marketing oder Buchhaltung fallen in ihr Aufgabengebiet. So sind auch die Fotos und Beschreibungen der Produkte in Eigenregie entstanden. „Wir haben uns alles selbst beigebracht“, berichtet Mihelic.

Begonnen hatte es indes mit einer etwas anderen Geschäftsidee: Im Jahr 2014 gründeten Mihelic, Miller und ein weiterer Kompagnon das Unternehmen „Foodoo“ – und wollten unter diesem Namen Automaten in Universitäten und Büros aufstellen, die ausschließlich gesunde Lebensmittel beinhalten sollten. Doch aus verschiedenen Gründen – einer davon sei gewesen, dass die Brandschutzverordnungen geänderten wurden, erzählt Mihelic – hat sich das Projekt letztlich zerschlagen. Wohin also mit den vielen Lebensmitteln, die bereits beim Großhandel bestellt waren? „Da sind wir auf die Idee gekommen, die Produkte über einen Onlineshop zu verkaufen“, sagt Miller.

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Nebenher muss noch an der Tankstelle gearbeitet werden

Seit Sommer vergangenen Jahres haben die beiden Gründer in Stuttgart ein 50 Quadratmeter großes Lager angemietet. Zuvor nutzten Mihelic und Miller ihre WG-Zimmer als Lagerstätte für die Produkte. Bis auf das Bett habe man alles aus den Räumen entfernt, um genügend Platz zu schaffen. „Wir haben sozusagen zwischen Riegeln geschlafen“, erzählt Miller. Richtig froh sei man nun, Privates und Berufliches zumindest räumlich voneinander trennen zu können.

Mit der bisherigen Entwicklung ihres Startups sind die beiden Masterstudenten der Immobilienwirtschaft zufrieden. In diesem Jahr peilen Mihelic und Miller nach eigenen Angaben einen Umsatz von 100.000 Euro an. Viel hängen bleibt dabei allerdings nicht. „Wir stecken jeden Cent in unser Unternehmen, weil wir schnell wachsen wollen“, sagt Miller. Um über die Runden zu kommen, arbeiten die jungen Männer am Wochenende noch nebenberuflich an einer Tankstelle.

Bei der Etablierung ihres Onlineshops setzen die beiden Studenten vor allem auf die sozialen Medien und die dort agierenden Influencer – also Instagramer oder Youtuber mit vielen Followern, die das Portal und die dort verkauften Produkte testen und dadurch auch bewerben. Gerade die Fotoplattform Instagram spielt für die beiden Gründer eine große Rolle. Hier hat Xundes bereits 20.000 Abonnenten.

Ihre bestehenden und potenziellen Kunden erreichen wollen die Stuttgarter Unternehmer auch über ihr Blog, das dem Onlineshop angegliedert ist. Dort gibt es neben Rezepten Beiträge zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit. „Wir wollen den Leuten nicht unsere Meinung aufzwingen“, sagt Miller. „Wir möchten sie einfach zum Nachdenken anregen.“