Heidenheims Julius Reinhardt bringt Marco Calamita (Kickers) zu Fall. Foto: Pressefoto Baumann

Die Stuttgarter Kickers holen gegen Drittliga-Spitzenreiter 1. FC Heidenheim einen Punkt. Doch so richtig zufrieden ist bei den Blauen damit niemand.

Die Stuttgarter Kickers holen gegen Drittliga-Spitzenreiter 1. FC Heidenheim einen Punkt. Doch so richtig zufrieden ist bei den Blauen damit niemand.

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers steckten in einem Dilemma. Nach dem 3:3 (1:0) gegen den 1. FC Heidenheim wussten sie nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Einerseits hatten sie den unangefochtenen Spitzenreiter vor 6360 Zuschauern über eine knappe Stunde dominiert, andererseits eine 3:0-Führung noch aus der Hand gegeben. „Das ist eine gefühlte Niederlage“, sagte Mittelfeldspieler Sandrino Braun. Auch Fabio Leutenecker sah es so: „Im Moment fühlt es sich so an, als hätten wir zwei Punkte verloren“, meinte er, „in ein paar Tagen können wir uns über das Unentschieden aber vielleicht freuen.“

Auch Horst Steffen war hin- und hergerissen. „Ich habe gemischte Gefühle“, sagte der Kickers-Trainer, „ich bin froh und zufrieden, wie wir lange aufgetreten sind. Ich bin aber auch sauer und enttäuscht, dass wir drei Punkte so einfach weggegeben haben.“ Die Kickers erlebten in den 90 Minuten Himmel und Hölle. Ein Überblick.

Die Höhen: Es war beeindruckend, wie mutig die Kickers auch gegen den offensivstarken Tabellenführer von der Ostalb auftraten. Der beste Beleg für das große Selbstvertrauen nach neun Partien ohne Niederlage im Gazistadion war der Treffer zum 1:0. Elia Soriano nahm eine Flanke von Marco Calamita direkt ab – und versenkte den Ball per Aufsetzer im Torwinkel. „Danach ist die Brust der Kickers noch breiter geworden“, konstatierte FCH-Coach Frank Schmidt.

Spielerisch und vor allem läuferisch waren die Blauen dem Klassenprimus, der in dieser Saison erst zwei Spiele verloren hat, in den ersten 55 Minuten klar überlegen. Das einzige Manko in der ersten Hälfte: Sie verpassten, den zweiten Treffer nachzulegen. Soriano traf mit einem Kopfball nur die Latte (16.), Sturmkollege Lhadji Badiane mit einem Rechtsschuss nur ans Außennetz (18.). Erst nach dem Seitenwechsel belohnten die Kickers sich für den großen Aufwand: Fabio Leutenecker (47.) und Enzo Marchese (53.) mit einem überlegten Flachschuss erhöhten auf 3:0. „Eigentlich waren wir da raus aus dem Spiel“, sagte FCH-Coach Schmidt.

Die Tiefen: Binnen nur neun Minuten verspielten die Kickers ihren klaren Vorsprung. „Eine Unachtsamkeit hat dem Spiel einen ganz anderen Lauf gegeben“, sagte Kickers-Außenverteidiger Fabian Gerster. Das Kopfballtor von Tim Göhlert (57.) brachte den Gastgeber komplett aus dem Tritt. Von der sonst so guten Organisation im Spiel gegen den Ball war kurzzeitig nicht mehr viel zu sehen. „Wir hatten Schwierigkeiten, uns zu sortieren“, räumte Coach Steffen ein. Florian Niederlechner (58.) und der eingewechselte Routinier Michael Thurk (66.) nutzten das gnadenlos aus. Ärgerlich für die Kickers ist außerdem: Kapitän Marchese sah wegen Meckerns seine fünfte Gelbe Karte und fällt für das Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg am kommenden Samstag (14 Uhr) aus.

Das Fazit: Die Blauen haben unter Coach Horst Steffen ein Niveau erreicht, um auch Drittliga-Spitzenteams Paroli bieten zu können. Zum großen Coup gegen Heidenheim fehlte nur etwas Abgezocktheit und Cleverness. „Die Partie hat gezeigt: Wir dürfen nie nachlassen“, sagte Steffen. Sportdirektor Michael Zeyer wurde sogar noch deutlicher: „Das ist ein Rückschlag für uns, aber auch das gehört zum Entwicklungsprozess der Mannschaft.“