Die Kickers-Innenverteidigung um Paul Polauke profitiert von der Ruhe und Ausstrahlung des neuen Torwarts Felix Dornebusch. Foto: imago/Hartenfelser

Gehören die Stuttgarter Kickers schon zur Kategorie Spitzenmannschaft oder noch nicht? Fest steht: Nur sieben Gegentore in elf Regionalligaspielen vor dem Spiel beim Bahlinger SC sind ein Top-Wert. Die defensive Stabilität kommt nicht von ungefähr.

Elf von 34 Spieltagen sind in der Fußball-Regionalliga vorbei, und die Stuttgarter Kickers stehen weiterhin auf Platz eins. Diese erfolgreiche Zwischenbilanz des Aufsteigers ist der Verdienst des kompletten Teams. Wenn sich ein Mannschaftsteil noch ein Sternchen verdient hat, dann ist das die Defensivabteilung. Sechsmal spielten die Blauen bereits zu Null, insgesamt gab es vor dem Auswärtsspiel beim Bahlinger SC (Samstag ,14 Uhr/Kaiserstuhlstadion) nur sieben Gegentore.

 

Deutlich mehr gefordert

Im Oberliga-Meisterjahr hatten die Kickers in 34 Spielen auch nur 17 Gegentreffer zugelassen, doch eine Etage höher werden sie deutlich mehr gefordert. „Du musst jetzt von der ersten bis zur letzten Minute voll da sein. Phasen, in denen du mal abschalten kannst, gibt es nicht mehr. Man kann sich nie sicher sein, dafür ist die individuelle Klasse der Stürmer zu groß“, sagte Kickers-Innenverteidiger Paul Polauke vor dem Spiel gegen den TSV Schott Mainz (3:0) im Interview mit unserer Redaktion. Entsprechend wichtig ist die erfolgte Weiterentwicklung der Hintermannschaft. Diese Fortschritte haben ihre Gründe.

Mit Felix Dornebusch steht ein erfahrener Torwart zwischen den Pfosten. Der 29-Jährige strahlt eine enorme Ruhe aus. Auch seine Vorgänger Ramon Castellucci und Maximilian Otto haben ihre Qualitäten und geben verlässliche Kommandos, doch mit seinen 1,93 Metern Länge und der damit verbundenen körperlichen Präsenz und Dominanz, bringt der Neuzugang vom VfB Oldenburg die Kickers auf eine andere Ebene.

Verlass auf den Torwart

Dies alles macht auch seine Vorderleute besser. „Speziell für die Innenverteidigung ist es elementar wichtig, dass du dich auf deinen Torwart zu 1000 Prozent verlassen kannst. Das verleiht eine große Sicherheit“, weiß Kickers-Sportdirektor Marc Stein (38), früher selbst als Profi im Abwehrzentrum zu Hause. Aus seiner Zeit bei Hertha BSC stammen seine persönlichen Lieblingsnebenleute: Innenverteidiger Josip Simunic und Torwart Jaroslav Drobny. „Wir waren ein eingespieltes Team und haben gegenseitig voneinander profitiert“, sagt Stein.

Bei den Kickers hat sich das Innenverteidigerduo Niklas Kolbe (26) und Paul Polauke (23) etabliert. Zum Stellenwert von Kolbe sagte Trainer Mustafa Ünal vor kurzem: „Wenn wir ihn ersetzen könnten, würden wir in einer anderen Liga spielen.“ Der 1,96-Meter-Riese besticht durch seine Kopfballstärke, sein Stellungsspiel, seine Übersicht und seinen starken linken Fuß. Mit Geduld (so lange Denis Zagaria noch im Kader war), aber auch mit viel Ehrgeiz, Trainingsfleiß und einer insgesamt sehr professionellen Einstellung hat sich Polauke den Stammplatz an Kolbes Seite erobert. Auch er ist mit seinen 1,89 Metern kopfballstark und ein richtig guter, kompromissloser Zweikämpfer.

Konkurrenz tut Kammerbauer gut

Zu den beiden zentralen Abwehrstrategen kommen routinierte Spieler rechts und links in der Viererkette. Marcel Schmidts (29) bringt Regionalligaerfahrung vom SSV Ulm 1846 mit, genauso David Kammerbauer aus seiner Zeit in Ulm sowie bei den SF Siegen. Der enorm lauf- und kampfstarke Schmidts liefert als absoluter Mentalitätsspieler immer 100 Prozent ab, Kammerbauer machte im vergangenen Jahr noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne. Dem 26-Jährigen tat die zusätzliche Konkurrenz auf seiner Position durch einen Mann wie Cedric Guarino gut.

Insgesamt profitiert die komplette Hintermannschaft auch von der taktischen Disziplin der Mittelfeldspieler und Stürmer. Sie halten sich an den Plan des Trainerteams und arbeiten sehr viel gegen den Ball. Ganz entscheidend für den weiteren Saisonverlauf der Kickers wird sein, ob diese Intensität aufrecht erhalten werden kann. „Das wird nicht einfach, wenn die Plätze tiefer werden, aber wir werden versuchen, die Belastung zu verteilen“, sagt Stein. „Die Jungs, die hinten dran sind, müssen dann, wenn sie die Chance erhalten, auch liefern.“

Ohne Mauersberger

Schon am Samstag in Bahlingen bekommt einer die Möglichkeit dazu, denn Stammkraft Christian Mauersberger fehlt wegen einer fünften Gelbe Karte.

Spielplan

Regionalliga
1. Spieltag: Kickers Offenbach – Stuttgarter Kickers 0:1, 2. Spieltag: Kickers – TuS Koblenz 7:0, 3. Spieltag: KSV Hessen Kassel – Kickers 2:1, 4. Spieltag: Kickers – 1. FSV Mainz 05 II 4:1, 5. Spieltag: TSV Steinbach Haiger – Kickers 1:3, 6. Spieltag: Kickers – TSG Balingen 2:2, 7. Spieltag: Kickers – VfR Aalen 0:0, 8. Spieltag: Eintracht Frankfurt II – Kickers 1:0, 9. Spieltag: Kickers – TSG 1899 Hoffenheim II 1:0, 10. Spieltag: SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – Kickers 0:2. 11. Spieltag: Kickers – TSV Schott Mainz 3:0, 12. Spieltag: Bahlinger SC – Kickers (Samstag, 7. Oktober, 14 Uhr). 12. Spieltag: Kickers – FSV Frankfurt (Samstag, 14. Oktober, 14 Uhr), VfB Stuttgart II – Kickers (21. Oktober, 14 Uhr).

WFV-Pokal
1. Runde: Freilos. 2. Runde: 1. Göppinger SV – Kickers 3:4 i.E. 3. Runde: TSV Weilimdorf – Kickers 0:7. Achtelfinale: TSG Backnang – Kickers (1. November, 14 Uhr). (jüf)