Es läuft bei den Stuttgarter Regionalliga-Trainern Markus Fiedler (VfB II/li.) und Mustafa Ünal (Kickers). Foto: Pressefoto Baumann/Baumann

VfB II Erster, Kickers Zweiter – nach fünf Spieltagen führen die beiden Lokalrivalen die Tabelle an. Was sind die Gründe für das Stuttgarter Fußballhoch in der Regionalliga? Können sich die Teams oben halten?

Das direkte Duell ist noch eine Weile hin und wird erst Mitte September endgültig terminiert. Aber wahrscheinlich am 21. Oktober empfängt der VfB Stuttgart II die Stuttgarter Kickers zum Derby. Derzeit wäre es das absolute Regionalliga-Topspiel, ob es das auch noch in sieben Wochen ist? „Puh, bis dahin fließt noch viel Wasser den Neckar hinunter“, sagt Markus Fiedler, der neue Trainer der U 21 des VfB. Mit fünf Siegen aus fünf Spielen thront sein Team vor dem Heimspiel an diesem Sonntag (14 Uhr/Schlienz-Stadion) gegen den FC Astoria Walldorf an der Tabellenspitze. „Wir genießen diese schöne Momentaufnahme, tun aber gut daran, demütig zu bleiben. Der Wind kann sich schnell drehen“, dämpft Fiedler die Euphorie.

 

Was aber sind die Gründe für den Traumstart einer Mannschaft, die in den vergangenen beiden Spielzeiten die Plätze acht und elf belegte? Fest steht: An spielerischer Qualität mangelte es den talentierten Bundesliga-Nachwuchskickern auch in der Vergangenheit nicht. Wo sie in dieser Saison zugelegt haben, ist in den Bereichen Lauffreudigkeit, Intensität, Stabilität und Mentalität. Dazu leisten auch die Neuzugänge wie Alexander Groiß, Luan Simnica und Dejan Galjen (fünf Saisontore) ihren Beitrag. Statt brav wie ein Jugendteam aufzutreten, wird ordentlich dagegengehalten.

Widerständen trotzen

Gerade wenn es auf und neben dem Platz mal hitzig zugeht wie im Spiel beim FSV Frankfurt. Auch das gehört bei der Entwicklung eines Spielers auf dem Weg zum Profi dazu. Fiedler fordert diese Dinge ein. „Wer durch das Nadelöhr in Richtung Bundesliga gehen will, braucht den Willen, sich durchzubeißen, muss in der Lage sein, Widerständen zu trotzen, muss über seine Grenzen gehen.“

Dass seine Spieler dies bisher verinnerlicht haben, zeigt auch die Tatsache, dass sie drei der fünf Siege in der Schlussphase eingefahren haben. Behalten die VfB-Spieler diese Tugenden bei, ist es ihnen zuzutrauen, sich oben festzubeißen. Ohne den Start zu überbewerten, stellt sich generell die Frage: Wäre ein Drittligaaufstieg überhaupt sinnvoll? Fiedlers grundsätzliche Meinung dazu: „Die Ausbildung steht über allem, die Liga ist nicht das alles Entscheidende.“ Der 37-Jährige führt die TSG Hoffenheim II als Beispiel an: „Sie war noch nie Teil der dritten Liga, dennoch kamen dort immer wieder Spieler ganz nach oben.“

Dass die Stuttgarter Kickers in die dritte Liga wollen, steht außer Frage. Doch ein Durchmarsch steht für den Aufsteiger in dieser Saison nicht auf dem Plan. Auch wenn das Team von Trainer Mustafa Ünal mit vier Siegen aus fünf Spielen hervorragend aus den Startlöchern gekommen ist – und dabei besonders mit den Auswärtserfolgen bei den Titelfavoriten in Offenbach und Steinbach schon dicke Ausrufezeichen gesetzt hat. „Wir befinden uns in einem Flow, aber wir müssen wachsam sein. Es gab schon einige Aufsteiger, die eine Riesenhinrunde gespielt haben und dann noch hinten reingerutscht sind“, warnt Ünal.

Sorgenfreie Saison möglich

Dennoch spricht vor dem Heimspiel gegen die TSG Balingen (Samstag, 14 Uhr) einiges dafür, dass die Blauen zumindest eine sorgenfreie Saison spielen werden. Die starken Neuzugänge bringen in jeden Mannschaftsteil mehr Qualität, wobei der verletzte Offensivmann Sinan Tekerci sogar noch in der Hinterhand ist. Es gibt keinen Fremdkörper in der Mannschaft.

Nach dem Abgang von Denis Zagaria macht keiner mehr Stress, wenn er mal nicht zum Einsatz kommt. Luigi Campagna saß in Steinbach 90 Minuten auf der Bank, war aber der Erste in der Jubeltraube nach dem 3:1-Siegtreffer. Auch die Mischung im Team zwischen Erfahrung und jugendlicher Frische stimmt. Die größte Stärke ist bisher das enorm intensive, disziplinierte und konsequente Spiel gegen den Ball. Leisten die Blauen in diesem Bereich jedoch nur noch 80 Prozent, laufen sie Gefahr, in dieser Liga ihre Enttäuschungen zu erleben.

Nicht mehr der Gejagte

Weiterer Vorteil für die Kickers: Sie sind im Gegensatz zur Oberliga nicht mehr der von allen gejagte Topfavorit, die Gegner stellen sich nicht mehr nur hinten rein. Das wirkt befreiend und bietet vor allem im Umschaltspiel mehr Räume. „Wir haben nicht mehr den Druck, jedes Spiel gewinnen zu müssen, das kann schon befreiend sein“, räumt Ünal ein, „wir haben aber anderen Druck, nämlich dass jeder Fehler bestraft wird.“ Bisher kamen die Blauen damit ganz gut klar.

Termine

VfB Stuttgart II
1. Spieltag: VfB Stuttgart II – SG Barockstadt Fulda-Lehnerz 2:1. 2. Spieltag: TSV Schott Mainz – VfB II 1:3. 3. Spieltag: VfB II – Bahlinger SC 3:2. 4. Spieltag: FSV Frankfurt – VfB II 1:3. 5. Spieltag: TSG Balingen – VfB II 1:2, 6. Spieltag: VfB II – FC-Astoria Walldorf (Sonntag, 3. September, 14 Uhr). 7. Spieltag: SGV Freiberg – VfB II (Samstag, 9. September, 14 Uhr). 8. Spieltag: VfB II – FC 08 Homburg (Samstag, 16. September, 14 Uhr). 9. Spieltag: Kickers Offenbach – VfB II (Freitag, 22. September, 19 Uhr). 10. Spieltag: VfB II – TuS Koblenz (Samstag, 30. September, 14 Uhr). 11. Spieltag: KSV Hessen Kassel – VfB II (Dienstag, 3. Oktober, 14 Uhr). 12. Spieltag: VfB II – 1. FSV Mainz 05 II (Sonntag, 8. Oktober, 14 Uhr).

Stuttgarter Kickers
1. Spieltag: Kickers Offenbach – Stuttgarter Kickers 0:1, 2. Spieltag: Kickers – TuS Koblenz 7:0, 3. Spieltag: KSV Hessen Kassel – Kickers 2:1, 4. Spieltag: Kickers – 1. FSV Mainz 05 II 4:1, 5. Spieltag: TSV Steinbach Haiger – Kickers 1:3, 6. Spieltag: Kickers – TSG Balingen (Samstag, 2. September, 14 Uhr), 7. Spieltag: Kickers – VfR Aalen (Samstag, 9. September, 14 Uhr), 8. Spieltag: Eintracht Frankfurt II – Kickers (Freitag, 15. September, 19 Uhr), 9. Spieltag: Kickers – TSG 1899 Hoffenheim II (Samstag, 23. September, 14 Uhr), 10. Spieltag: SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – Kickers (Samstag, 30. September, 14 Uhr), 11. Spieltag: Kickers – TSV Schott Mainz (Mittwoch, 4. Oktober, 19 Uhr), 12. Spieltag: Bahlinger SC – Kickers (Samstag, 7. Oktober, 14 Uhr). (jüf)