Christian Mauersberger ist der beständigste, auffallendste und auch treffsicherste Feldspieler der Stuttgarter Kickers im bisherigen Saisonverlauf. Wie erklärt sich der Offensivmann seine Topform, der vor sechs Jahren sein Leben änderte und zu Gott fand.
Christian Mauersberger ist ein offener, freundlicher Mensch, der auffallend oft mit einem Lächeln im Gesicht durchs Leben geht. Sein positiver Gemütszustand hängt nicht zwingend von seinen sportlichen Erfolgen ab, doch abträglich sind sie natürlich keinesfalls. Und derzeit läuft es für den Regionalligafußballer hervorragend: Mit den Stuttgarter Kickers ist er nach sechs Pflichtspielen immer noch ungeschlagen. Er selbst ist vor dem Heimspiel am kommenden Samstag (14 Uhr) im Gazi-Stadion gegen den FC-Astoria Walldorf der mit Abstand beständigste, auffälligste und auch treffsicherste Feldspieler der Blauen.
Die Hälfte der sechs Regionalligatore gehen auf sein Konto, zuletzt traf er dreimal in Serie. Was umso wichtiger ist, da es bisher noch kein Regionalligator eines Zentrumsstürmers gab. Die Treffer markierten die Außenverteidiger David Kammerbauer und Marcel Schmidts sowie Mittelfeldmann Lukas Kiefer – hinzu eben kommt Mauersbergers Dreierpack. „In drei Spielen hintereinander zu treffen, das ist mir noch nie passiert seit ich Profi bin“, sagt Mauersberger. Früher habe er Mitspieler belächelt, die behauptet haben, mit Ende 20 sei man im besten Fußballalter. „Inzwischen muss ich sagen, sie hatten Recht: Ich fühle mich jetzt mit 29 so fit, so motiviert, so gut wie noch nie.“
Mehr Fokus auf Ballbesitz
Im 4-3-3-System des neuen Trainers Marco Wildersinn wirbelt er auf Linksaußen, dahinter hält ihm Kammerbauer den Rücken frei. Das war in der etwas anderen Grundordnung unter Mustafa Ünal nicht anders. „Für mich haben sich nur Details verändert. Wir haben zwar einen deutlich stärkeren Fokus auf das Spiel mit Ball, behalten unsere Attacken gegen den Ball aber bei. Das macht uns variabler und unausrechenbarer“, findet Mauersberger.
Er selbst bringt zweifelsohne die Qualitäten mit, die für beide Spielphilosophien wichtig sind: Für den Ballbesitzfußball die technischen Qualitäten, einen sauberen ersten Kontakt, Dribbelstärke, Spielübersicht, Kreativität, Frische und Unbeschwertheit. Für das Umschaltspiel die nötige Laufstärke, Handlungsschnelligkeit und Aggressivität bei der Balleroberung.
„Ich habe Blut geleckt“
„Ich habe in den letzten Jahren schon noch einmal Blut geleckt, was meine Profikarriere betrifft“, sagt Mauersberger. Eigentlich hatte er damit abgeschlossen, als er nach den Stationen Chemnitzer FC, FC Schalke 04 II und FSV Zwickau für sich den Resetknopf drückte und von 2018 bis 2020 in der Verbands- und Oberliga hobbymäßig für den 1. FC Rielasingen-Arlen kickte. Er konzentrierte sich auf ein Gemeindepraktikum, später auf sein Theologiestudium am Bibelstudienkolleg in Ostfildern, das er derzeit ruhen lässt. Spätestens mit dem Wechsel vom SGV Freiberg 2023 zu den Kickers, den Sportdirektor Marc Stein frühzeitig eingeleitet hatte, gilt sein Hauptaugenmerk dem Sport – ohne sich dem ganz großen Druck auszusetzen.
„Fußball ist ein Wochengeschäft. Mal bist du der Held, mal der Depp. Davon habe ich mich gelöst“, sagt Mauersberger und nennt ein Beispiel aus seiner Zeit in der U-19-Nationalelf, in der er auch mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka zusammenspielte. Ein Länderspiel gegen Frankreich gewann er 2013 mit 4:3. „Ich habe damals mein erstes Tor für Deutschland erzielt, zwei Stunden später lag ich nach einem Syndesmosebandriss im Krankenhaus. Da habe ich hautnah miterlebt, wie eng Freud und Leid beisammen liegen.“ Von solchen Erlebnissen erzählt Mauersberger gerne, wenn er an Schulen Vorträge hält und Videos zeigt – als Mitglied des gemeinnützigen Vereins „Fußball mit Vision“.
Dies ist ein Projekt von aktiven und ehemaligen Profis (wie etwa Johannes Reichert, Eduard Löwen, Enrico Valentini), die der christliche Glaube und die Leidenschaft zum Sport verbindet. Wie die Kernbotschaft lautet? „Es geht darum, eine eigene Identität zu finden. Zu wissen, dass dich Gott unabhängig von deiner Leistung und deinem Standing bedingungslos annimmt.“
Vorträge an Schulen
Dieser Glaube gibt Mauersberger Kraft und Lebensfreude. „Wenn ich in mich reinhöre und mich frage, ob ich glücklich bin im Herzen, kann ich im Gegensatz zu früher voller Überzeugung sagen: Ja!“ Davon profitieren die Blauen – in dieser Saison bisher mehr denn je.