Viele Nicklichkeiten: Kickers-Torschütze Badiane (re.) wird gebremst Foto: Baumann

Extrem viele Ballverluste, zu wenig Laufbereitschaft von einigen Spielern – so präsentiert sich Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers beim 1:1 gegen Preußen Münster vor der Pause. Erst nach dem Platzverweis für Fabian Baumgärtel geht ein Ruck durch die Mannschaft – und der Heimnimbus an der Reutlinger Kreuzeiche bleibt gewahrt.

Reutlingen - Ein bisschen spielten bestimmt auch der Frust über die Leistung mancher Spieler und der Ärger über den verpassten Sieg eine Rolle. Michael Zeyer war nach der hitzigen Partie jedenfalls kaum zu bändigen. Präsidiumsmitglieder und Spieler bremsten den wild gestikulierenden Kickers-Sportdirektor auf dem Weg zum Schiedsrichtergespann. „Ich habe niemanden beleidigt. Wenn man als Verantwortlicher gar nicht mehr emotional sein darf, finde ich das sehr schade“, verteidigte Zeyer seinen Gefühlsausbruch. Mit einem Tag Abstand attestierte der Ex-Profi Fifa-Schiedsrichter Wolfgang Stark immerhin eine „durchschnittliche Leistung“. Und auch Horst Steffen monierte weniger die Entscheidungen des Unparteiischen aus Ergolding als vielmehr dessen Verhalten. „Herr Stark hat mir nach der Partie den Handschlag verweigert, das finde ich kindisch und nicht anständig“, kritisierte der Kickers- Trainer.

Die Szene, die die Emotionen an der Kreuzeiche hochkochen ließ, ereignete sich eine Minute vor der Pause. Kickers-Verteidiger Fabian Baumgärtel ging an der Mittellinie mit gestrecktem Bein gegen Marcus Piossek viel zu hart zur Sache. Trotz aller Proteste – die Rote Karte war absolut vertretbar. Das rüde Foul war der negative Höhepunkt einer ersten Halbzeit, die so gar nicht zu den bisherigen Vorstellungen der Kickers in dieser Saison passte. Die Konzentration und damit die Passgenauigkeit fehlten, die Mannschaft leistete sich extrem viele Ballverluste. Allen voran Marco Gaiser, den Steffen kurz nach seiner fünften Gelben Karte noch vor der Pause auswechselte. Für den 21-Jährigen war es erst der vierte Drittligaeinsatz von Beginn an – mildernde Umstände darf er deshalb geltend machen. Im Gegensatz zu anderen, weitaus routinierteren Spielern: Gerrit Müller, der nach einer Beckenprellung raus musste, präsentierte sich nicht so griffig wie sonst, und Elia Soriano zeigte seine schlechteste Saisonleistung. Zeyer kritisierte allgemein: „Ich verlange, dass alle elf Spieler verlässlich eine hohe Laufbereitschaft abrufen.“

Dies war gegen Münster bei fast allen nach der Pause der Fall – die Rote Karte als Hallo-wach-Effekt. Zudem packte der verletzte Kapitän Enzo Marchese die Mannschaft im Kabinentrakt an der Ehre. Prompt dominierten die Blauen mit einem Mann weniger die Partie. Sandrino Braun und vor allem Besar Halimi gingen voran. Der Ausgleich durch Lhadji Badiane (56./viertes Saisontor) war die logische Folge. Bis zur 80. Minute herrschte Einbahnstraßenfußball Richtung Münster-Tor, dann gingen den Kickers die Körner aus – und Keeper Korbinian Müller verhinderte mit einer Glanzparade das mögliche 1:2. „Wir haben eine tolle Moral gezeigt und richtig Gas gegeben“, sagte Steffen. Auf die Frage, warum das erst nach der Pause in Unterzahl der Fall war, wusste keiner eine Antwort. „Wir arbeiten an unserer Konstanz“, versprach Steffen. Die nächste Gelegenheit im Wettkampf bietet sich am kommenden Samstag (13.30 Uhr): Dann geht es im WFV-Pokal-Viertelfinale zu Oberligist FV Ravensburg.