Die Stuttgarter Kickers gewinnen den WFV-Pokal und ziehen in den DFB-Pokal ein. Nach den Tiefschlägen der vergangenen Jahre kehrt damit der Glaube zurück, dass dieser Verein erfolgreich sein kann. Hilft das im Aufstiegsrennen?
Als Keeper Ramon Castellucci in diesem Elfmeterkrimi den entscheidenden Ball von Adrian Beck pariert hatte, folgte eine wahre Explosion der Gefühle: Alle, die unter den 7300 Zuschauern im Gazi-Stadion irgendetwas mit den Stuttgarter Kickers zu tun hatten, jubelten voller Euphorie über diesen 5:4-Triumph im Elfmeterschießen gegen den Regionalligisten SSV Ulm 1846.
Balsam für die Kickers-Seele
Dieser WFV-Pokal-Titel, der Einzug in den DFB-Pokal – Auslosung der ersten Runde (29./30./31. Juli/1. August) am kommenden Sonntag – und die damit verbundenen TV-Gelder von rund 200 000 Euro machten im Lager der Blauen alle überglücklich. Es war Balsam auf die geschundene Kickers-Seele. „Nach wahnsinnig vielen Rückschlägen in den vergangenen Jahren, haben sich das vor allem unsere Fans mehr als verdient“, sagte Trainer Mustafa Ünal. „Dieses positive Erlebnis ist für Mannschaft und Verein ungemein wichtig“, ergänzte der Sportliche Leiter Marc Stein.
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Mit anderen Worten: Nach den Abstiegen 2016 in die Regionalliga und 2018 in die Oberliga ist der Glaube zurückgekehrt, dass dieser Verein auch wieder erfolgreich sein kann. „Das wird Kräfte freisetzen“, war sich Stein sicher. Kräfte freisetzen im Kampf um den Sprung in die vierte Liga, in dem die Kickers den Direktaufstieg im Duell mit dem SGV Freiberg (4:0 beim 1. Göppinger SV) nicht mehr aus eigener Kraft schaffen können. Es drohen die Aufstiegsspiele, die für den baden-württembergischen Vizemeister am 8. Juni mit einem Heimspiel gegen den Zweiten der Hessenliga beginnen.
120 Minuten Leidenschaft
„Diese Kickers-Mannschaft ist absolut regionalligatauglich“, lobte Ulms Coach Thomas Wörle die Blauen. Getragen von einer phänomenalen Unterstützung von den Rängen – allerdings verursachte Pyrotechnik aus beiden Fan-Lagern eine knapp achtminütige Spielunterbrechung – wuchsen sie kämpferisch über sich hinaus. In den Zweikämpfen gingen sie in den torlosen 120 Minuten mit ihrer Leidenschaft, Wucht und Aggressivität an die Grenzen des Erlaubten. Sieben Gelbe Karten zückte Schiedsrichter Timo Lämmle gegen die Kickers, zudem flog Mohamed Baroudi in der 98. Minute mit Rot vom Platz. Er hatte sich von seinem Gegenspieler Philipp Maier provozieren lassen und beging eine Tätlichkeit.
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Wörle beklagte hinterher eine überharte Gangart, warf den Kickers sogar vor, bewusst angeschlagene Spieler angegangen zu haben. Der ehemalige VfB-Jugendspieler spielte auf die Verletzung von Johannes Reichert an. Der SSV-Kapitän (alle Bänder im Knöchel gerissen) musste nach einem Foul von Kevin Dicklhuber in der 26. Minute ausgewechselt werden. „Wir wollten niemanden verletzen, im übrigen sind auch wir gefoult worden“, verteidigte Ünal seine Mannschaft, für die es bereits am Mittwoch (19 Uhr) mit dem drittletzten Oberliga-Saisonspiel beim FC Nöttingen weitergeht. „Es ist schön, mit einem Titel die weiteren Aufgaben angehen zu können“, sagte Ünal. Mit einem Titel, der den Glauben an den Erfolg bei den Kickers zurückgebracht hat.
Elfmeterschießen
1:0 Tunjic, 1:1 Jann, 2:1 Kammerbauer, 2:2 Geyer, 3:2 Kolbe, 3:3 Maier, 4:3 Dicklhuber, 4:4 Wähling, 5:4 Zagaria, Castellucci hält von Beck.
Aufstellungen
Stuttgarter Kickers Castellucci – Riedinger, Zagaria, Kolbe, Kammerbauer – Blank (96. Polauke), Campagna, Colic (86. Tunjic) – Braig (90. Eroglu), Dicklhuber, Riehle (82. Baroudi).
SSV Ulm 1846 Heimann – Allgeier, Geyer, Reichert (26. Guarino), Heilig – Maier, Kiefer (111. Klostermann) – Rochelt (85. Benko), Beck, Jann – Harres (85. Wähling).
Schiedsrichter Timo Lämmle (Rommelshausen).
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Duell zwischen Kickers und Freiberg
Restprogramm
25. Mai, 19 Uhr: FC Nöttingen – Kickers
28. Mai, 15.30 Uhr: Kickers- SV Oberachern, 15.30 Uhr: SGV – FV Lörrach-Brombach
4. Juni, 15.30 Uhr: SF Dorfmerkingen – Kickers, 15.30 Uhr: FC Nöttingen – SGV
Aufstiegsrunde
8. Juni (19 Uhr): Teilnehmer Oberliga Baden-Württemberg (SGV Freiberg oder Stuttgarter Kickers) – Teilnehmer Hessenliga (SG Barockstadt Fulda-Lehnerz oder Eintracht Stadtallendorf).
Bei Sieg Vertreter Baden-Württemberg, dann am
11. Juni (14 Uhr): Teilnehmer Hessen – Teilnehmer Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (Wormatia Worms oder Eintracht Trier) und 14. Juni (19 Uhr): Teilnehmer Rheinland-Pfalz-Saar – Teilnehmer Baden-Württemberg.
Bei Unentschieden oder Niederlage Vertreter Baden-Württemberg im ersten Spiel, dann am
11. Juni (14 Uhr): Teilnehmer Rheinland-Pfalz/Saar – Teilnehmer Baden-Württemberg und 14. Juni (19 Uhr): Teilnehmer Hessen – Teilnehmer Rheinland-Pfalz/Saar. Einer der drei Clubs schafft den Sprung in die Regionalliga. (jüf)