Schiedsrichter Marvin Maier zeigt Kickers-Coach Mustafa Ünal die Gelbe Karte. Foto: Baumann

Die Stuttgarter Kickers starten mit einem 1:0 vor 6590 Zuschauern im Gazi-Stadion gegen Kickers Offenbach in die Regionalliga-Rückrunde. Im Mittelpunkt des emotionalen und intensiven Duells steht während und nach dem Spiel das Schiedsrichter-Gespann.

Den 1:0-Sieg aus der Hinrunde wiederholt, mit drei Punkten erfolgreich in die Rückrunde gestartet, und vor der stimmungsvollen Kulisse von 6590 Zuschauern die Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga verteidigt. Mustafa Ünal hätte allen Grund gehabt, die rundum positive Lage nach dem Spiel gegen Kickers Offenbach zu genießen. Doch der Trainer der Stuttgarter Kickers saß bei der Pressekonferenz auf dem Podium und sagte: „Ich kann mich gar nicht freuen.“

 

Der Grund für seine Worte war weder die Leistung seiner Mannschaft, die in der zweiten Halbzeit zwar nicht optimal war, noch lag es an irgendeiner schweren Verletzung eines Spielers. Was ihn – und viele andere auch – störte, war vielmehr der Auftritt von Schiedsrichter Marvin Maier und seinem Gespann. „Es war ein gutes und intensives Spiel, bis das Schiedsrichter-Gespann eingegriffen hat. Es war so ein toller Rahmen, zwei super Mannschaften – und dann hier so eine Show abzuziehen, das find ich einfach nicht gut, das ist ärgerlich“, sagte Ünal und ergänzte: „Jeder macht Fehler, aber allein als Schiedsrichter dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken, das ist nicht fair gegenüber den Spielern.“

Was war passiert? Erst übersah der 31-jährige Unparteiische vom TuS Windschläg aus dem Ortenaukreis ein eindeutiges Handspiel von OFC-Innenverteidiger Alexander Sorge im eigenen Strafraum (31.), das auch Offenbachs Trainer Christian Neidhart hinterher als klaren Elfmeter bezeichnete. In der 37. Minute schickte Maier dann Offenbachs Keanu Staude nach einem Gerangel mit Kevin Dicklhuber, der dabei Gelb sah, mit einer Roten Karte vom Platz.

Hand an der Schulter

Maßgeblichen Einfluss auf den Platzverweis nahm der Schiedsrichterassistent, der behauptete, Staude habe Dicklhuber am Hals erwischt, was sogar der Kickers-Kapitän selbst versuchte, richtig zu stellen: „Ich habe gegenüber dem Schiedsrichter erklärt, dass die Hand meines Gegenspielers an der Schulter war, nicht am Hals“, sagte der 34-Jährige.

Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein packendes, gutklassiges Regionalligaspiel, in dem die Blauen 1:0 führten. Eine Flanke von David Kammerbauer hatte Dicklhuber mit dem Kopf abgelegt auf Sinan Tekerci – der aus zwölf Metern traf. Überhaupt Tekerci: Den wendigen, ständig rochierenden Offensivmann bekamen die Offenbacher vor der Pause nicht in den Griff. Der Neuzugang von der SV Elversberg profitierte von seinen Freiheiten, die ihm seine Mittelfeldkollegen Luigi Campagna und Lukas Kiefer durch ihre Absicherung ermöglichten.

Zu sorglos nach der Pause

Doch davon sprachen hinterher die wenigsten. Genauso wenig wie von der etwas zu sorglosen Vorstellung der Blauen in Überzahl nach der Pause. Der Spitzenreiter verpasste es, früher den Deckel draufzumachen. Spätestens Tekerci und Dicklhuber hätten bei Riesenkonterchancen in der Schlussphase das 2:0 machen müssen.

„Spiel kaputt gemacht“

Doch wie erwähnt: Im Mittelpunkt stand hinterher nur der Schiedsrichter, bei dem sich der Eindruck aufdrängte, er wollte Fehler durch Konzessionsentscheidungen ausgleichen, wodurch sich die Fehler nur häuften. „Das Schiedsrichter-Gespann hat das ganze Spiel kaputt gemacht“, schimpfte Marco Alvarez, der Ex-Blaue im OFC-Dress. Auch seinem Trainer Christian Neidhart fehlte jegliches Verständnis: „Es waren so viele unglückliche Entscheidungen dabei, weil sich der Schiedsrichter so viel mit anderen Dingen beschäftigt hat. Es ist schwer zu akzeptieren, dass sie so massiv ins Spiel eingegriffen haben.“

Es kommt selten vor, dass sich beide Lager in ihrer Einschätzung so einig waren. Schon vor der Partie hatten SVK und OFC ihre Bedenken geäußert, dass zu diesem brisanten Duell der Traditionsclubs vor großer Kulisse ein Schiedsrichter eingeteilt wird, der erst zwei Regionalligaspiele gepfiffen hat. Und das an einem Wochenende, an dem von der ersten bis zur dritten Liga der Ball ruht.

Stein moniert Summe an Fehlentscheidungen

Selbst der eher zurückhaltende Kickers-Sportdirektor Marc Stein konnte das nicht fassen: „Es ist schon sehr fragwürdig, bei solch einem Spiel ein solch unerfahrenes Gespann zu schicken.“ Schon vor einer Woche hatten sich die Blauen benachteiligt gefühlt, als beim 2:2 gegen den FC 08 Homburg der Schiedsrichter den Gästen ein Tor zusprach, bei dem der Ball nicht hinter der Linie war, zumindest belegten dies die TV-Bilder.

„Wir hatten jetzt schon mehrmals Pech mit Entscheidungen“, ärgerte sich Stein. Was er besonders schade findet: „Die Fans sollen solche Spiele doch genießen, sich beim nach Hause gehen über ein tolles Fußballfest freuen – und sich nicht über den Schiedsrichter aufregen müssen.“

Aufstellung Stuttgarter Kickers

Dornebusch – Leon Maier, Blank, Kolbe, Kammerbauer (46. Schmidts) – Campagna – Dicklhuber, Kiefer (78. Ramusovic), Tekerci (90. Kalajdzic), Mauersberger (65. Berisha) – Braig (65. Antlitz).

Bank: Otto, Loris Maier, Riehle, Stojak.

Spielplan

Regionalliga
Kickers Offenbach – Stuttgarter Kickers 0:1, Kickers – TuS Koblenz 7:0, KSV Hessen Kassel – Kickers 2:1, Kickers – 1. FSV Mainz 05 II 4:1, TSV Steinbach Haiger – Kickers 1:3, Kickers – TSG Balingen 2:2, Kickers – VfR Aalen 0:0, Eintracht Frankfurt II – Kickers 1:0, Kickers – TSG 1899 Hoffenheim II 1:0, SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – Kickers 0:2, Kickers – TSV Schott Mainz 3:0, Bahlinger SC – Kickers 1:1, Kickers – FSV Frankfurt 0:0, VfB Stuttgart II – Kickers 0:2, Kickers – FC Astoria Walldorf 2:2, SGV Freiberg – Kickers 0:2, Kickers – FC 08 Homburg 2:2, Kickers – Kickers Offenbach 1:0, TuS Koblenz – Kickers (Sonntag, 26. November, 14 Uhr), Kickers – KSV Hessen Kassel (Sonntag, 3. Dezember, 14 Uhr), 1. FSV Mainz 05 II – Kickers (Sonntag, 10. Dezember, 16 Uhr).

WFV-Pokal
1. Runde: Freilos, 2. Runde: 1. Göppinger SV – Kickers 3:4 i.E., 3. Runde: TSV Weilimdorf – Kickers 0:7, Achtelfinale: TSG Backnang – Kickers 1:2 n.V. Viertelfinal-Auslosung am 26. Januar 2024. Noch dabei: SSV Ulm 1846 Fußball (dritte Liga), Stuttgarter Kickers, VfR Aalen (beide Regionalliga), SG Sonnenhof Großaspach, SSV Reutlingen (beide Oberliga), Türkspor Neckarsulm (Verbandsliga), TSV Buch, SG Empfingen (beide Landesliga). Termine: Viertelfinale 3. April (Nachholspiele 10. April), Halbfinale 1. Mai, Finale 25. Mai. (jüf)