Die-A-Junioren der Stuttgarter Kickers empfangen als Lohn für ihre WFV-Pokal-Erfolge an diesem Samstag den Hamburger SV zum DFB-Pokal-Duell. In die kommende Punkterunde geht das Team ohne den ganz großen Ergebnisdruck – aufgrund der Ligenumstrukturierung beim DFB.
Der Zeitplan an diesem Samstag lässt es zu. Bevor Mustafa Ünal mit den Regionaligafußballern der Stuttgarter Kickers um 14 Uhr im Gazi-Stadion zum württembergischen Derby die TSG Balingen empfängt, kann der Cheftrainer sich um 11 Uhr auf der Bezirkssportanlage den A-Junioren-Nachwuchs der Blauen anschauen – im DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen den Hamburger SV. „Natürlich bin ich dabei, dieses Spiel ist nichts Alltägliches und macht uns alle im Verein stolz“, sagt Ünal.
Seit 13 Jahren wieder dabei
2010 stand letztmals eine U19 der Blauen im DFB-Pokal. 1990 hat man den Wettbewerb sogar gewonnen, mit Günter Rommel auf der Trainerbank und Fredi Bobic im Sturm. Jetzt also das Comeback im nationalen Cup gegen den HSV, der in der U-19-Bundesliga Nord/Nordost mit drei Siegen aus vier Spielen auf Platz drei steht und in Glory Eliel Kiveta-Ndongalaysia ein Torjäger-Juwel in seinen Reihen hat. „Wir gehen als krasser Außenseiter ins Spiel“, sagt Norbert Stippel, der Sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) der Kickers, und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Das war unsere erste Mannschaft vergangenes Jahr gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth aber auch.“ Am Ende triumphierten die Blauen mit 2:0.
„Das Ergebnis aber“, sagt der Sportdirektor Marc Stein, „ist eher zweitrangig. Die Mannschaft soll alles raushauen in diesem Pokalfight und es als Belohnung ansehen.“ Als Belohnung für die Erfolge im vergangenen WFV-Pokal-Wettbewerb, in dem das Team die Bundesligisten VfB Stuttgart (im Viertelfinale) und 1. FC Heidenheim (im Finale im Eybacher Tal in Geislingen) bezwang.
Damals war Yannick Dreyer noch der verantwortliche Mann auf der Trainerbank der U19. Nach seinem Abgang zum 1. FSV Mainz 05 hat Sven Ackermann seine Aufgaben übernommen – auch als Co-Trainer der ersten Mannschaft. „Wir sitzen im gleichen Büro, wissen wer der nächste Nachwuchsspieler ist, der oben anklopft, diese Verzahnung, dieser ständige Austausch, ist enorm wichtig“, sagt Ünal. Ist Ackermann, der eher den konsequent-harten Typen Hermann „Tiger“ Gerland verkörpert, einmal unabkömmlich, weil er mit dem Regionalligateam unterwegs ist, hat er zwei Assistenten, auf die er sich verlassen kann: Die beiden ehemaligen Profis Julian Leist und Marcel Brandstetter.
Der Start in die neue Oberligasaison erfolgt durch die DFB-Pokal-Teilnahme erst am 10. September (14 Uhr) gegen den Freiburger FC. Und eigentlich können die Kickers ohne großen Ergebnisdruck in Sachen Aufstieg in die kommende Runde starten. Denn die U-17- und U-19-Bundesligen werden ab der Spielzeit 2024/25 in ihrer bisherigen Form abgeschafft und ersetzt durch DFB-Nachwuchsligen. In der sind alle Vereine dauerhaft vertreten, die einen NLZ-Status besitzen. Also auch die Kickers, vorausgesetzt die erste Mannschaft schafft den Klassenverbleib in der Regionalliga.
Die Meinungen über diese Änderung gehen auseinander. Es wird zwar ein deutscher Meister ausgespielt, doch es gibt keine Absteiger. „Den eingeschränkten Wettbewerb halten manche für Blödsinn, andere finden es gut, dass man sich nicht mehr nur vom Ergebnis leiten lässt und zehn Renner und Kämpfer einsetzt, aber spielerisch veranlagte, dribbelstarke Toptalente auf der Bank lässt“, sagt Stippel. Der DFB-Fußball-Lehrer und Nachwuchsexperte selbst sieht die Angelegenheit pragmatisch.: „Mit der bisherigen Vorgehensweise lief es zuletzt doch auch alles andere als rund im deutschen Fußball, warum also nicht einmal etwas anderes probieren.“