Die Stuttgarter Kickers sind aus der Erfolgsspur geraten. Führten persönliche Befindlichkeiten dazu, dass zuletzt der Fokus verloren ging? Was muss im Heimspiel am Mittwoch gegen die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz beherzigt werden?
Mustafa Ünal will nicht die Gegner stark reden. Ihm geht es vielmehr um die richtige Einordnung: „Wir müssen in jedem Spiel an unsere Grenze gehen. Wir stehen deshalb ganz vorne, weil wir die Mannschaft sind, die am häufigsten als Einheit an ihre Grenze gekommen ist, nicht weil wir die Mannschaft sind, die den teuersten Kader und die besten Spieler hat“, sagte der Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers schon nach der 1:3-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt II. Widerspruch gab es dafür von keiner Seite. Bei der jüngsten 0:5-Klatsche bei der TSG 1899 Hoffenheim II wurde seine Aussage auf drastische Weise untermauert. Die individuell klar besseren TSG-Talente führten die Blauen teilweise regelrecht vor.
Warum? Weil die Kickers nicht als geschlossene Einheit auftraten, weil sie nicht mit ihren gewohnten Tugenden dagegenhielten. Deshalb sind die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen zu groß, darunter leiden die Kompaktheit und die Stabilität, die das Team bis kurz nach der Winterpause ausgezeichnet haben. Diese extreme Bereitschaft, Wege für den Mitspieler zu machen, hat die Mannschaft nach dem Aufstieg in einen Flow gebracht.
Wieder mehr Mut gefragt
„Wir dürfen uns nicht verstecken, müssen wieder mutig attackieren, stabil und homogen gegen den Ball arbeiten, wieder die Abläufe auf den Platz bringen, die uns stark gemacht haben“, fordert auch Sportdirektor Marc Stein vor dem Heimspiel an diesem Mittwoch (19 Uhr/Gazi-Stadion) gegen den Tabellenfünften SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, der die Drittligalizenz, genauso wie der Tabellensechste SGV Freiberg, nicht beantragt hat.
Spielen Befindlichkeiten eine Rolle?
Warum aber ist das Kickers-Team zuletzt von seinem Weg abgekommen? Nicht selten sind es in solchen Phasen im Fußball persönliche Befindlichkeiten einzelner, die in den Vordergrund rücken, und dazu beitragen, dass der Fokus aufs große Ganze verloren geht. Wie etwa unklare Vertragssituationen über die Saison hinaus. Davon ließen sich in der Branche – zumindest im Unterbewusstsein – auch schon erfahrene Spieler anstecken. Bei den Kickers glaubt Stein nicht, dass dies der Fall ist: „Wir sind sehr aufgeräumt, was die Vertragssituation der Spieler betrifft. Vielleicht denken die Spieler einfach in dieser für sie ungewohnten Lage zu viel nach.“
Wie auch immer. Auffällig ist, dass zuletzt auch zuverlässige Routiniers wie Felix Dornebusch, Niklas Kolbe oder Nico Blank keine Normalform brachten, weshalb es nun schnell gegen zusteuern gilt.
Mix aus Motivation und Aggressivität
Eine klare, konsequente Ansprache, mit einem Mix aus Motivation und Aggressivität, dürfte in der aktuellen Lage kein Nachteil sein. Zumal ein gewonnenes Spiel gegen Fulda viel verändern kann. Wenn nicht, könnte diese bisher weitgehend so famose Runde des Aufsteigers als Saison der verpassten Chance in die Kickers-Geschichte eingehen. Auch wenn Stein sagt: „Wir müssen bei uns bleiben und dürfen uns nicht zu viel aufbürden. Wir stehen nach 26 von 34 Spielen immer noch vorne, das hätte vor der Saison jeder unterschrieben.“