Noch nie habe sie so offen gesprochen, sagt die gebürtige Stuttgarter Influencerin Lena Mantler in einem Video, das derzeit viral geht. Darin spricht sie über ihre Sexualität und darüber, dass sie in jungen Jahren von einer Frau vergewaltigt wurde.
In einem weiten schwarzen Hoody mit kurzen,blonden verstrubbelten Haaren sitzt Lena Mantler vor einer Backsteinwand. Sie spricht über 20 Minuten auf Englisch, damit sie auch diejenigen ihrer Fans verstehen, die kein Deutsch verstehen, erklärt die 22-Jährige am Anfang des Videos. Die gebürtige Stuttgarterin, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Lisa zum Web-Star wurde, lebt aktuell als Influencerin und Model in New York.
Der Clip, der derzeit auf diversen sozialen Plattformen, unter anderem auf Instagram und TikTok, zu sehen ist, hat es in sich. Die Influencerin, die über 21 Millionen Follower hat, spricht erstmals öffentlich über jahrelang schwelenden Gerüchte über ihre Sexualität und offenbart, dass sie in jungen Jahren von einer Frau vergewaltigt wurde.
Während Mantler das Video aufnimmt, kommen ihr mehrmals die Tränen. Doch sie will kein Mitleid, wie sie betont. Sie möchte darauf hinweisen, dass man Menschen nie beurteilen sollte, wenn man ihre Geschichte nicht kennt. In ihrem Fall spreche die ganze Welt seit sie 17 Jahre alt ist, über ihre Sexualität – diskutiere über sie, ordne sie ein, sie sei lesbisch. Mantler selbst habe sich bis dato gar keine Gedanken dazu gemacht. Begonnen hätten die Gerüchte in der Kirche. Eine Bekannte von ihr habe das Gerücht vermutlich gestreut. Diverse Kirchenmitglieder hätten ihr daraufhin das Gefühl gegeben, nicht willkommen zu sein.
Die heutige Influencerin sei damals völlig verunsichert gewesen, mit einem beständigen Gefühl, „nicht genug zu sein“. Mit ihren Worten möchte Lena Mantler andere Jugendliche ermutigen, sich nicht von der Welt und von Außenstehenden definieren zu lassen.
„Du bist nicht gut genug“
Denn: „Wenn jeder dir erzählt, dass du nicht gut genug bist, glaubst du es irgendwann“, berichtet die heute 22-Jährige von ihren eigenen Erfahrungen. Niemand habe sie gefragt, wie es ihr gehe, als sie verurteilt wurde für ihre vermeintliche sexuelle Ausrichtung, die ebenfalls niemand je hinterfragt habe. Innerlich – auch durch die traumatische Erfahrung der Vergewaltigung – verängstigt sei sie zu einem so genannten People-Pleaser geworden, zu einem Menschen, der es anderen stets recht machen will.
Am Ende sei sie nur noch auf ihre sexuelle Orientierung reduziert worden, die man an ihrer Oversized-Kleidung ausgemacht haben wollte. Dieser Kleidungsstil sei letzten Endes jedoch lediglich ein Schutz für ihren Körper gewesen, erklärt die Influencerin im Video.
„Das hat mich gebrochen“
Jeder habe versucht, an ihr zu ziehen, die Kirche auf der einen Seite, die LGBTQIA+-Bewegung auf der anderen. Auf beiden Seiten hagelte es laut Mantler nicht nur Applaus, sondern auch Kritik ihr gegenüber. „Das hat mich gebrochen“, sagt sie rückblickend.
Als sie in jungen Jahren vergewaltigt wurde, konnte sie es keinem erzählen, die Scham habe überwogen. Sie konnte nicht für sich einstehen, obwohl sie das gerne getan hätte, erzählt sie.
Heute möchte sie ein Vorbild sein für junge Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie sie gesammelt haben. Seit Anfang des Jahres sei sie auch Gott wieder nähergekommen. Denn: „Gott urteilt nicht.“