Hymnus-Lenker mit vielen Ideen: Rainer Homburg Foto: dpa/Sebastian Gollow

Für die Aufführung der „Eurovisionshymne“ steht Rainer Homburg noch einmal als Dirigent vor den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Sein Abschied ist ein Verlust für Stuttgart.

An diesem Sonntag, 19. Oktober, führen die Stuttgarter Hymnus Chorknaben in der Stiftskirche in Stuttgart ein besonderes Werk in besonderem Zusammenhang auf. Erklingen wird das Te Deum von Marc-Antoine Charpentier in D-Dur. Das am meisten aufgeführte Werk des französischen Komponisten für Soli, Chor und Orchester, entwickelt gegen Ende des 17. Jahrhunderts, kennen wir als Eurovisionshymne, und als europäisches Kunstwerk wird es denn auch erklingen – gemeinsam gesungen von drei Knabenchören. Mittendrin und zugleich hinter den Kulissen wirbelnd wie am Pult dirigierend: Rainer Homburg.

 

Für den Leiter der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben wird es der letzte Auftritt vor seinem Abschied am 26. Oktober. Ein Gottesdienst soll dann die ideenreiche Zeit der Ägide von Rainer Homburg beschließen. Im Frühjahr hatte er seinen Abschied bekanntgegeben – nach 15 Jahren und mit der Frage, mit welcher Intensität die immer wieder notwendige Verjüngung des Gesamtgebildes Hymnus-Chor vorangetrieben werden könnte.

Mit ungemeinem Engagement, kluger Literaturauswahl und auch Mut, mit dem Hymnus neue Wege in die Gesellschaft hinein zu gehen, hat Rainer Homburg die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben nicht nur in der Spitze der Knabenchöre etabliert, sondern vor allem auch wesentlich zu einer Marke für die Zukunft weiterentwickelt.

Sinnbildlich für die Hymnus-Idee: den jungen Sängern sollen Flügel wachsen Foto: Hymnus-Chorknaben/Dominiw

Die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben werden geprägt von der Qualität des Knabenchors, und so hat Rainer Homburg völlig zu Recht hier besondere Sorgfalt walten lassen. Nicht weniger bedeutsam aber ist die Neupositionierung der Hymnus-Chorknaben in der Stadtgesellschaft. Omnipräsent schien Rainer Homburg oft genug, omnipräsent damit auch der Hymnus. Ein Knabenchor als Gewicht, der gemeinsam von Knaben- und Männerchor gebildete Konzertchor als wiederum den Rang des Knabenchores spiegelnde Krönung: Dieser Hymnus-Weg weckte Begeisterung weit über die Konzerte hinaus.

Homburg erfand den Hymnus in der Pandemie neu

Wenn Rainer Homburg am 19. Oktober „seinen“ Hymnus gemeinsam mit den Singknaben der St. Ursenkathedrale aus der Schweiz und dem Bratislava Boys Choir aus der Slowakei erklingen lässt, ist dies durchaus typisch für den Mann, der gerade in Zeiten der Pandemie nicht etwa den Generationsfaden der jungen Sängerinnen abreißen lassen musste, sondern ideenreich die Hymnus-Chorknaben zum Motor eines neuen kulturellen Antritts in Stuttgarts machte. Die „Eurovisionshymne“ vermittelt auf anderer Ebene genau dies – voller Energie immer wieder neu das Miteinander zu wagen, vor Ort, in Europa und darüber hinaus.

Homburgs musikalischer Anspruch bleibt die Messlatte

Rainer Homburg wird Stuttgart fehlen. Man darf gespannt sein, welche Projekte er in Zukunft ansteuert. Seine ansteckende Begeisterung hat vieles möglich gemacht, sein ungemein hoher musikalischer Anspruch bleibt die Messlatte für die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben.