In den Fililalen der Bäckerei Lang wie hier in Stuttgart geht der Betrieb weiter. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Bäckereikette Lang ist erneut in eine schwierige Lage geraten. Der Produktionsbetrieb des Unternehmens in Freiberg am Neckar hat Insolvenzantrag gestellt. Und der Eigentümer ist dabei, erhebliche Teile des Filialnetzes zu veräußern.

StuttgarT - Den Slogan kennen viele in Stuttgart und in der Region: „Zum Bäcker Lang lohnt jeder Gang“. In jüngerer Zeit ist der Mittelständler aber nicht durch Werbelyrik, sondern mit schlechten Firmennachrichten aufgefallen. NachInsolvenz, Restrukturierung und der Übernahmedurch die Münchner Unternehmensholding Quantum Capital Partners Mitte 2015 kehrte am Betriebssitz in Freiberg am Neckar nur kurz Ruhe ein. Anfang Juli hat der Produktionsbetrieb Topback beim Amtsgericht Ludwigsburg Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind rund 120 Mitarbeiter, sie erhalten bis September Insolvenzgeld. Bis dahin muss Insolvenzverwalter Holger Leichtle von der Kanzlei Schultze und Braun mit dem Eigner eine Lösung für das Unternehmen finden. Die Produktion läuft weiter.

Es fehlt an Investitionen in Maschinen

Sascha Neumann von der Beteiligungsgesellschaft Quantum begründet die schwierige Lage mit Altlasten durch unzureichende Anlagen. „Wir haben den riesigen Investitionsstau unterschätzt“, sagt Neumann. Im November 2010 hatte die damalige Max Lang Bäckerei-Konditorei den Produktionsbetrieb vom Industriebäcker Kamps übernommen und dazu 135 Filialen im Südwesten. Der bis dahin kleine Mittelständler wuchs auf einen Schlag stark, hatte nun 165 Filialen mit rund 550 Mitarbeitern in Baden-Württemberg und Bayern. Für die Auslastung der Produktion sorgte neben Hotels, Industrieunternehmen und Stuttgarter Kliniken als entscheidender Großkunde weiter die Bäckereikette Kamps. Doch 2016 wurde der Vertrag ohne Vorwarnung gekündigt. „Ein harter Schlag“, sagt Sascha Neumann. Es wurde Personal abgebaut, etwa 20 Beschäftigte. In der Folge sei es gelungen, Ersatzaufträge zu beschaffen, so den des Schweizer Lebensmittelhändlers Migros. „Aber nur auf dem Papier“, räumt der Manager ein. „Wir sind in den Probeläufen stecken geblieben.“ Es habe sich gezeigt, dass mit den auf den Bedarf von Kamps ausgelegten Maschinen neue Produkte für Großkunden nicht nach den erforderlichen Standards herstellbar seien. Quantum sieht einen Investitionsbedarf von 1,5 Millionen Euro. Den wollen die bisherigen Geldgeber aber nicht aufbringen. „Wir brauchen jemanden, der investiert“, räumt Neumann ein. Er führe bereits aussichtsreiche Gespräche mit potenziellen Investoren.

47 Filialen sind veräußert worden

Der Produktionsbetrieb ist nicht die einzige Baustelle der Bäckerei Lang. Nach der ersten Insolvenz hatte der damalige Insolvenzverwalter Wolfgang Bilgery das Personal deutlich auf rund 400 Mitarbeiter reduziert, die Zahl der Filialen auf etwa 110. Aber auch diese sind aus der Sicht von Quantum nicht alle rentabel. Inzwischen hat man 13 Läden in Betrieben des Autozulieferers Bosch ohnehin an einen Wettbewerber verloren. Einen Großteil der rund 80 noch verbliebenen Filialen – etwa die Hälfte firmiert unter dem Label Stefansbäck, die andere unter Bäckerei Lang – versucht die Investorengruppe nun zu veräußern. Etwa 20 Läden will man behalten. „Wir wollen uns auf den Stuttgarter Kessel konzentrieren“, sagt Manager Neumann. Für Filialen etwa in Karlsruhe oder in Nürnberg entstünden zu hohe Logistikkosten, die Qualität der Waren leide wegen des langen Transports.

Zum 1. Juli hat Quantum 47 vor allem im Großraum Stuttgart gelegene Filialen an die neu gegründete Café Lang GmbH des Münchner Jungunternehmers Ilyas Kaya übertragen, inklusive des Personals von rund 200 Mitarbeitern. Der 31-Jährige beschäftigt in seiner Firma Mocca Tec Kaffeetechnik rund 60 Mitarbeiter im Vertrieb, der Reparatur und dem Service von Kaffeemaschinen. Kaya will die Filialen von Lang unter dem vertrauten Namen weiterführen, diese aber Schritt für Schritt modernisieren und ihnen ein zeitgemäßes „gastronomisches Flair“ geben. Einstweilen laufe der Betrieb weiter wie bisher, sagt er.

Noch gibt es viele Fragezeigen

Quantum-Manager Neumann erklärt zu diesem Geschäft, man befinde sich in einer „Probephase“. Da es sich um angemietete Immobilien handle, müssten zuletzt auch die jeweiligen Vermieter dem Vertrag zustimmen. Dass solche Vereinbarungen nicht immer halten, zeigt die Veräußerung von etwa einem Dutzend Filialen in Nürnberg, die inzwischen wieder rückabgewickelt wurde.

Die Mitarbeiter in Freiberg und in den Filialen sind wegen der neuerlichen Krise stark verunsichert. „Wir haben Aufträge, wir arbeiten, wir hoffen, dass es weitergeht“, sagt eine Beschäftigte. „Die Mitarbeiter bleiben bei der Stange“, erklärt ein anderer. „Wenn wir scheitern, dann nicht an den Produkten, sondern am Management.“