Roland Wenk an seinem Arbeitsplatz: Der Behördenleiter ist für 700 Liegenschaften und alle Neubauvorhaben des Landes in Stuttgart zuständig. Foto: Peter Petsch

Roland Wenk wurde jüngst in seine neue Aufgabe als Leiter des Stuttgarter Amts Vermögen und Bau, einer Behörde des Landes, eingeführt. Im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagt der 57-Jährige, wie er ähnliche Baupannen wie in der Vergangenheit verhindern will.

Roland Wenk wurde jüngst in seine neue Aufgabe als Leiter des Stuttgarter Amts Vermögen und Bau, einer Behörde des Landes, eingeführt. Im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagt der 57-Jährige, wie er ähnliche Baupannen wie in der Vergangenheit verhindern will.
Stuttgart - Sie stammen aus Bad Säckingen. Was treibt einen Badener ins Schwäbische?
Muss ich die Frage beantworten? Bei Identitätsgefühlen erwischen Sie mich nicht. Ich fühle mich zwar als Alemanne, aber zum Kulturkreis der Alemannen gehört auch Stuttgart.
Als neuer Baudirektor sind Sie zuständig für sämtliche Neubauvorhaben des Landes in Stuttgart und für vorhandene Bauten im Landesbesitz. Wie viele Liegenschaften sind es genau?
Etwa 700. Die Summe, die das Amt in diesen Liegenschaften durch Bauen, Betreiben, An- und Vermieten, An- und Verkauf umsetzt, liegt bei rund 280 Millionen Euro pro Jahr.
Wie sind Sie zu Ihrem neuen Amt gekommen?
Das Amt ist sozusagen zum Mann gekommen, obwohl mir der Stuttgarter Stallgeruch und die Einbindung in die örtlichen Netzwerke fehlt und ich viele Jahre fast ausschließlich im Hochschul- und Klinikbau tätig war. Angesichts der tollen Liegenschaften und der neuen Herausforderung bin ich schwach geworden.
Schreckt Sie die unmittelbare Nähe zur Landespolitik nicht ab?
Sagen wir mal so: Dass die Projekte meines Amts im Blickpunkt der Politik und auch der Medien stehen, erleichtert die Arbeit nicht gerade.
Welches sind die wichtigsten Projekte der kommenden Monate?
Der Umbau des Landtags steht an. Der soll für 52 Millionen Euro bis Frühjahr 2016 fertig sein. Das Staatsministerium mit der Villa Reitzenstein und dem Neubau soll bereits zum Frühjahr beziehungsweise Sommer 2015 beziehbar sein. Mit einigen Maßnahmen, die zeitgleich laufen, liegt das Investitionsvolumen bei rund 31 Millionen Euro. Die Einrichtung eines Bürger- und Medienzentrums auf den Freiflächen zwischen Landtag und Abgeordnetenhaus kommt auf uns zu und wird 17,5 Millionen Euro kosten. Und innerhalb der Staatstheater geht es mit dem Neubau der John-Cranko-Schule mit einem Kostenrahmen von rund 45 Millionen Euro und der Sanierung des Opernhauses weiter.
Bei der Sanierung des Schauspielhauses haben sich die Pannen so gehäuft, dass sie zum Politikum wurden. Wie wollen Sie Bauverzögerungen und Kostensteigerungen verhindern?
Aus den Fehlern wurde gelernt. Wir werden mit mehr Sorgfalt an die Zeitschiene gehen, Bauvorhaben nicht mehr so früh in den Staatshaushaltsplan einstellen, sondern erst, wenn ein genauer Kostenplan vorliegt. Außerdem sollen künftig Spielräume für Baurisiken eingeplant werden.
Heißt das, bislang wurden Projekte genehmigt, ohne dass die Kosten kalkuliert waren?
Es gab Kostenveranschlagungen, die abstrakt nach der Nutzfläche ermittelt wurden. Das konnte so gemacht werden, weil die Baupreise lange Zeit stagnierten. Wegen der ständigen Preissteigerungen geht das nicht mehr. Risikovorsorge wurde nur unzureichend getroffen, damit dieses Geld nicht für andere Maßnahmen fehlt.
Wie stehen Sie zur Denkmalpflege? Beispiel Lusthausruine im Schlossgarten. Die Landesbaubehörde wollte sie „ in Würde“ verfallen lassen. Bürgerprotest verhinderte das.
Ich kann Volkes Stimme und den Wunsch, das Bestehende zu erhalten, gut verstehen. Zwischen der Ruine und dem neuen Ministeriumsgebäude, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, wird es ein schönes Spannungsverhältnis geben, wenn das Gerüst an der Ruine erst weg ist. Ob man etwas in Würde verfallen lässt, sollte man sehr genau bedenken.
Wie wichtig ist Bürgerprotest?
Manchmal ist das anstrengend. Aber wir brauchen die Männer und Frauen, die protestieren. Sie gehen einen schweren Weg – von dem die Gesellschaft profitiert.
Derzeit wird über die Öffnung des Neuen Schlosses für die Bürger diskutiert. Was halten Sie von dieser Idee?
Ich möchte mich nicht in die politische Bewertung solcher Pläne einmischen. Ich frage mich persönlich allerdings, ob man das so isoliert diskutieren kann. Immerhin wird es ja 150 Meter entfernt das Bürger- und Medienzentrum geben. Mit dem Hotel Silber kommt ein weiterer Dokumentationsort dazu. Man sollte nicht die gesamte Innenstadt zu einer „Event-Location“ machen. Außerdem müsste mit dem Finanz- und Wirtschaftsministerium eines der größten Ministerien neu untergebracht werden. Das ist auch ein wirtschaftlicher Aspekt. Eine gute Alternative wäre es, den Weißen Saal im Neuen Schloss mehr als bisher für die Bürger zu öffnen.
Wo sehen Sie im Amt Handlungsbedarf?
In der personellen Ausstattung. Wir haben zu wenige Ingenieure. Da es bei uns nicht so viele hoch dotierte Stellen gibt, ist die Fluktuation groß.
Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?
Bauen ist die allerletzte Abenteuerbranche. Eigentümer, Nutzer, der Markt und vieles mehr nehmen Einfluss auf Sanierungs- und Neubauplanungen. Jeder Bau ist ein Unikat und stellt im Gegensatz zur Fließbandproduktion eines Autos andere Anforderungen. Das macht die Sache so ungemein spannend.
Wenn Sie einen Wunsch freihätten . . .
. . . würde ich mir Glück wünschen. Denn ohne Glück geht es nicht – und ohne Fehler auch nicht. Deshalb braucht es auch eine Fehlerkultur. -