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Die stark steigenden Kosten für gemeinsame Kulturbaustellen von Land und Stadt verursachen im Rathaus zunehmende Unruhe. Die CDU strebt an, dass der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am 15. Mai debattiert, was die Stadt sich im Kulturbereich noch leisten kann

Stuttgart - Die stark steigenden Kosten für gemeinsame Kulturbaustellen von Land und Stadt verursachen im Rathaus zunehmende Unruhe. Die CDU strebt an, dass der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am 15. Mai debattiert, was die Stadt sich im Kulturbereich noch leisten kann – und wie schnell. Auch über den Fortbestand des Staatstheater-Vertrags denkt sie nach.

Er sieht vor, dass Land und Stadt je 50 Prozent des Aufwands für das Stuttgarter Staatstheater inklusive John-Cranko-Schule finanzieren. Nun aber liebäugelt die CDU mit dem Karlsruher Modell: Beim Badischen Staatstheater, so die CDU, teilen sich Land und Stadt nur den Aufwand für den Betrieb und die Bauunterhaltung, nicht aber den darüber hinausgehenden Bauaufwand. Anders ausgedrückt: Bei Neubauten wäre die Stadt künftig – zumindest nach dem Projekt John-Cranko-Schule – nicht automatisch im Boot. Für die FDP-Fraktion sagte Stadtrat Heinz Lübbe: „Wir wollen auf jeden Fall keine Erhöhung des städtischen Anteils der Kosten.“ Das Projekt reihe sich in einen Reigen von Fehlplanungen des Landes ein.

32 Millionen Euro als Obergrenze

Grundsätzlich herrscht auch im Rathaus die Ansicht, dass die angepeilte Sanierung des Opernhauses und der Neubau für die Ballettschule unumgänglich seien. Doch die Sitzung des Verwaltungsrats der Staatstheater am Mittwoch hat großen Nachhall. Dabei hatte sich bestätigt, dass statt mit 32 Millionen Euro nun mit 45 bis 50 Millionen Euro zu rechnen wäre, wenn der Neubau wie geplant erstellt wird.

„Das ist keine Kostensteigerung“, sagte die Verwaltungsratsvorsitzende, Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) trotzdem. Mit Hilfe eines externen Projektsteuerers habe man erstmals differenziert betrachtet, was der Neubau nach gegenwärtigem Plan kosten wird. Bauer betrachtet den Fall als Beispiel für den nicht seltenen Fehler, dass man mit vagen Kosten startet und nachher einen höheren Aufwand rechtfertigen muss.

Der geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks wurde noch deutlicher. Die 32 Millionen Euro, auf die sich die Stadt als Obergrenze eingestellt und davon einen Anteil von 16 Millionen Euro errechnet hatte, seien „eine politisch entstandene Zahl, von der wir uns trennen müssen“. Auch mit der jetzt vereinbarten „Optimierung“ werde man nicht mehr die 32-Millionen-Marge erreichen. Bei den Flächen könne nicht mehr gekürzt werden. Dass der Aufwand höher ausfallen wird, rühre von einer zusätzlichen Kantine und Änderungen an der Probebühne her. Außerdem sei ein unabdingbares Gesundheitszentrum zur physiologischen Betreuung der Tänzerinnen und Tänzer des Balletts hinzugekommen. Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) bestreitet aber, dass früher diskutierte Zahlen nur politischen Charakter hatten und kritisiert die Bauverwaltung des Landes. OB Fritz Kuhn (Grüne) war schon vor der Sitzung des Verwaltungsrats „schockiert“.

Wie man die Kosten doch noch eingrenzen könnte, will man nun bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrats am 19. Juli klären. Dann müsse man das Ergebnis politisch bewerten, sagte Ministerin Bauer. Im November, vor den Etatberatungen der Stadt, falle hoffentlich die Entscheidung. Bauer möchte gern am Standort auf dem Hanggelände eines alten Wasserwerks am Urbansplatz und am Architektenentwurf festhalten.