Marco Goecke ist der Hauschoreograf des Stuttgarter Ballett, aber wie lange noch? Quelle: Unbekannt

Marco Goecke, Choreograf des Stuttgarter Balletts, wird als Intendant in Münster gehandelt.

Stuttgart - Marco Goecke, Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts, ist ein gefragter Künstler. Auch Ulrich Peters, zukünftiger Intendant des Stadttheaters Münster, schätzt ihn - und bringt Goecke ins Spiel für den Posten, von dem er eben Daniel Goldin geschasst hat. Peters hat nämlich Goldin und seiner Tanztheater-Kompanie die Verträge nicht verlängert; der aus Argentinien stammende Choreograf muss im Sommer 2012 nach 16 recht erfolgreichen Jahren mit seinem neunköpfigen Ensemble von dannen ziehen.

Weg vom Tanztheater

Im Gespräch mit der "Münsterschen Zeitung" deutet Peters an, in welche Richtung er plant - und da hört man in Stuttgart schon etwas genauer hin, auch wenn die von Peters geschilderten Rahmenbedingungen mit 12 Tänzern, vierzig Vorstellungen pro Saison und der Zuarbeit für Operette und Musical an Zeiten erinnern, die hier längst passé und folglich nicht so verlockend sind. Peters, zurzeit Intendant am Gärtnerplatz in München, sagt, dass ihm die Arbeit seines dortigen Tanztheaterchefs Hans Henning Paar gut gefalle. Und dass er Künstler bewundere wie den Leipziger Ballettdirektor Mario Schröder, Stephan Thoss (Wiesbaden) und eben Goecke, der schon einige seiner Stücke nach München exportiert hat. "Aber das sind die Götter", sagt Peters und blickt dennoch mutig nach oben: "Vielleicht wird es ja einer der genannten Namen."

Muss man sich in Stuttgart nun auf einen Exodus der kreativen Kräfte einstellen? Zum Spielzeitende verlassen Bridget Breiner und Douglas Lee die Kompanie, Christian Spuck wechselt 2012 als Ballettdirektor nach Zürich. Und Marco Goecke? Den gruselt hoffentlich auch, wenn er liest, was Peters zum Thema zu sagen hat. Er will weg vom Tanztheater, das Goldin in der Tradition von Pina Bausch bot, hin zu "kraftvollerem Tanz mit mehr Sprüngen", wie die "Münstersche Zeitung" notiert. "Ich nenne es Ballett, weil ich so altmodisch bin", so Peters, schränkt aber ein, dass er keinen staubigen Spitzentanz wolle. "Der Spitzentanz sollte ironisch gebrochen sein, aber es muss technisch schon möglich sein, den Spitzentanz zu bedienen." Ob einer der Götter sich darauf einlassen will?