Die Elektromobilität lahmt, die Konjunktur schwächelt, und mit den wichtigsten Absatzregionen drohen Handelskonflikte. Welche Konzepte haben Mercedes und Porsche, um das Geld zusammenzuhalten?
Nahezu zeitgleich haben Mercedes und Porsche sich dazu erklärt, mit welchen massiven Einsparungen sie ihre Lage und ihre Geschäftszahlen verbessern wollen. Bei beiden Unternehmen traten der Personalvorstand und der Betriebsratschef gemeinsam auf – und jeweils berichtete unsere Zeitung darüber exklusiv. Das sind aber nicht die einzigen Parallelen im Umgang der beiden Stuttgarter Premiumhersteller mit der hartnäckigen Krise.
Abbau von Personal
Der Abbau von Arbeitsplätzen ist für beide Unternehmen ein zentraler Bestandteil der Sparkonzepte. Anders als Mercedes spricht Porsche bereits sehr konkret über Zahlen. Porsche plant, die Zahl der Arbeitsplätze in Zuffenhausen und Weissach bis 2029 um 15 Prozent zu verringern und hat bereits im vergangenen Jahr 1500 befristete Arbeitsverhältnisse nicht mehr verlängert. In diesem Jahr laufen weitere 500 Befristungen aus, in den kommenden Jahren sollen nochmals rund 1900 Stellen hinzukommen. Zum Stellenabbau soll auch eine Altersteilzeit beitragen, deren Ausgestaltung bereits mit vielen Einzelheiten feststeht. Mercedes plant ebenfalls einen Jobabbau, ohne bisher allerdings Zahlen zu nennen.
Leistungen für Beschäftigte
Beide Unternehmen haben in den vergangenen Jahren stets Erfolgsbeteiligungen in Höhe von jeweils mehreren Tausend Euro an die Beschäftigten ausgeschüttet. Für beide ist nur die Reduzierung dieser Sonderzahlung ein Thema. Porsche hat bereits vereinbart, in diesem Jahr die freiwillige Sonderzahlung zu deckeln, die im vergangenen Jahr 9690 Euro erreichen konnte.
Auch Mercedes will mit dem Betriebsrat über die jährliche Mitarbeiterbeteiligung verhandeln. Schon in diesem Jahr dürfte sie deutlich unter den 7300 Euro des vergangenen Jahres bleiben. Auch beim sogenannten T-Zug A, einer jährlichen Zusatzzahlung, soll es eine Änderung geben. Diese Zahlung beträgt 27,5 Prozent des persönlichen Monatsentgelts und kann von Beschäftigten, die in Schicht arbeiten, Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, auch in bis zu acht freie Tage im Jahr umgewandelt werden. Dieses Wahlrecht soll nun entfallen – es gibt nur die freien Tage. Das schont die Kasse.
Begründung der Einsparungen
Beide Unternehmen sehen sich solide aufgestellt und betonen, es gehe darum, vorausschauend die Zukunftsfähigkeit zu sichern. „Mercedes-Benz steht heute solide da. Aber das wird nicht reichen, um auch morgen zu bestehen“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Bei Porsche heißt es: „Wir stehen zwar immer noch vergleichsweise gut da. Aber wir haben vielfältige Herausforderungen zu meistern – beispielsweise den verzögerten Hochlauf der Elektromobilität oder auch die herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.“ Es gelte jetzt, „frühzeitig die Weichen zu stellen“.
Position des Betriebsrats
Die Betriebsräte beider Unternehmen sind zu Gesprächen bereit, beide ziehen dabei sehr ähnliche rote Linien und verfolgen praktisch die gleichen Verhandlungsziele. Sowohl Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali als auch sein Pendant bei Porsche, Harald Buck, lehnen Eingriffe in tarifliche Regelungen strikt ab. Als Gegenleistung für mögliche künftige Zugeständnisse fordern beide eine Verlängerung des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen.
Die Standortsicherung („SOS“) bei Porsche sieht ebenso wie die Zukunftssicherung („Zusi“) bei Mercedes vor, dass betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausgeschlossen sind. Diese Vereinbarungen sollen bei beiden Unternehmen ihre Gültigkeit behalten. Sie sichern allerdings nicht die Beschäftigung insgesamt ab. Vielmehr schützen sie den Einzelnen davor, aus betrieblichen Gründen – etwa wegen Auftragsmangels – entlassen werden zu können. Einem Abbau von Stellen und einem Schrumpfen von Standorten stehen sie nicht im Wege.
Anstelle durch betriebsbedingte Kündigungen können Arbeitsplätze auch durch die Nichtbesetzung frei werdender Stellen, durch Altersteilzeit, durch das Auslaufen befristeter Verträge oder auch durch freiwillige Vereinbarungen zum Ausscheiden von Beschäftigten aus dem Unternehmen abgebaut werden.