In den Stuttgarter Hörsälen studieren viele angehende Akademiker aus dem Ausland. Foto: Max Kovalenko/PPF

Die Landeshauptstadt wirbt um ausländische Studierende. Nach ihrem Abschluss sollen die künftigen Akademiker auch in Stuttgart bleiben.

Die Landeshauptstadt wirbt um ausländische Studierende. Nach ihrem Abschluss sollen die künftigen Akademiker auch in Stuttgart bleiben.

Stuttgart - Fritz Kuhn (Grüne) findet nur schöne Worte für Stuttgart: „Es ist nicht nur so, dass Stuttgart die höchste Dichte an Ingenieuren hat – auch kulturell haben wir unheimlich viel zu bieten.“ Schade nur, dass die Worte des Oberbürgermeisters bei Anete Fridihsone aus Untertürkheim nicht ankommen. Die 25-jährige Informatikstudentin aus Lettland versteht nämlich kein Deutsch. Und daran kränkelte die Infoveranstaltung „Your future in Stuttgart – Deine Zukunft in Stuttgart“ der Wirtschaftsförderung im Rathaus, die dafür werben wollte, dass Universitätsabsolventen aus dem Ausland nach dem Studium in Stuttgart der Landeshauptstadt die Treue halten.

Auch Andreas Schwarz vom Netzwerk Sprache und Karriere sieht das bei seinem Vortrag so. „Ohne die deutsche Sprache zu lernen, kann man sich hier weder sozial noch beruflich integrieren.“ Danach sei man aufgrund der sprachlichen Vielfalt gegenüber deutschen Absolventen sogar etwas im Vorteil. Auch das hat Fridihsone nicht verstanden und die Veranstaltung mittendrin verlassen. „Kaum ein Vortrag ist hier auf Englisch!“, sagt sie mit russischem Akzent.

Nur 25 Prozent der Absolventen werden hier sesshaft

Dennoch sollen laut der Studie „Mobile Talente“ rund zwei Drittel aller Studierenden aus dem Ausland nach dem Abschluss zumindest in Deutschland bleiben. 350 Studenten aus 60 Nationen sind gekommen, um herauszufinden, wie man als Ausländer am besten in die Karriere startet. Und daran tun sie laut der Studie gut: Trotz des Wunsches vieler, in Deutschland zu bleiben, werden nur 25 Prozent der Absolventen in Deutschland sesshaft.

Das Problem ist die Schnittstelle zwischen Studium und Berufsleben, bei der sich viele Studenten alleingelassen fühlen, sagt die Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration aus dem Jahr 2012. Insgesamt 19 Prozent der Stuttgarter Studenten kommen aus dem Ausland, die meisten davon aus China.

„Viele kennen sich einfach rechtlich zu schlecht aus“, erklärt Sandra Baumholz von der Wirtschaftsförderung. Die Studenten aus dem Ausland wüssten oft nicht, unter welchen Bedingungen sie sich überhaupt in Deutschland aufhalten dürfen. Dabei ist es der Stadt ein großes Anliegen, gut ausgebildete Fachkräfte in Stuttgart zu halten. Das hat OB Kuhn in seiner Rede immer wieder betont.

Nach den Vorträgen erhielten die Studenten die Möglichkeit, sich an Infoständen der Veranstaltungspartner über Themen wie Existenzgründung, berufsbezogene Sprachkurse, richtiges Bewerben oder Krankenversicherungen zu informieren. Eine kostenlose Stadtführung im Anschluss an die Veranstaltung sollte den Studierenden Stuttgart zusätzlich näherbringen.

Doch ohne Deutsch wird Anete Fridihsone beruflich wohl kaum im Kessel Fuß fassen. Ob sie die Sprache nicht einfach lernen will? „Nur, wenn ich mich dazu entscheide, einige Jahre in Stuttgart zu bleiben“, sagt sie. Die Stadt findet sie eigentlich sehr schön.

Wie sie sich auch entscheiden mag: „Alle, die hier leben, sind Stuttgarter – ob aus Spanien oder Marokko“, so Fritz Kuhn während seiner Rede.