Eltern sollen Kindern mit Aussage ein Gesicht geben
Nein, relevant für Urteil oder Motiv sind die sehr emotionalen Aussagen der Eltern vor Gericht nicht, das wissen alle im Saal. "Aber bislang ist im Prozess immer nur von dem angeklagten Fahrer die Rede gewesen. Mit ihren Aussagen können die beiden ihren Kindern ein Gesicht geben", sagt Anwalt Christof Müller-Holtz, der die Eltern des getöteten Mannes vertritt. Es sei in diesen Fällen üblich und wichtig, auch betroffene Verwandte zu Wort kommen zu lassen.
Die Mutter der 22-jährigen Toten bleibt lange stark, während sie der Richterin von ihrer Tochter erzählt. "Eine sehr fröhliche, sehr aufgeweckte junge Frau" sei sie gewesen, sportlich und reiselustig. "Sie war immer motiviert und wollte viel erreichen." Dann bricht es aus der ganz in Schwarz gekleideten Frau heraus: "Ich vermisse sie schrecklich. Ich vermisse ihr Lachen und ihr Reden", schluchzt die Mutter aus Erkrath (Nordrhein-Westfalen). Auch Richterin Cornelie Eßlinger-Graf muss zum Taschentuch greifen. Bittere Tränen am Ende auch auf der Anklagebank, dort, wo der 20-Jährige bislang starr seinen Blick nach unten gerichtet hatte.
Noch ist unklar, ob sich die Kammer am Ende des Prozesses Mitte November zu einem Mordurteil wird durchringen können, oder ob sie den jungen Mann der fahrlässigen Tötung beschuldigen wird. In den vergangenen Wochen hatten Zeugen und Sachverständige, Freunde und Bekannte vor allem das Bild eines scheuen und freundlichen Menschen gezeichnet, der auf schnelle Autos steht und bisweilen gerne angibt, um sich wichtiger zu machen.
Seine Fahrt mit dem gemieteten Jaguar F-Type Coupé durch Stuttgart und über die Autobahn hat der 20-Jährige ebenso eingeräumt wie die nachgewiesene Raserei. "Mir ist [...] schmerzlich bewusst, dass ich meine Fehler nicht wiedergutmachen kann", hatte er in einer Erklärung formuliert.
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