Willkommen in der Mensa. Eine der Aufgaben, welche die Studentenwerke übernehmen, ist die Hochschulgastronomie. Foto: Gentsch

Umstellung auf den genderkomformen Begriff verursacht hohe Kosten. Den Namen gibt es seit dem Jahr 192.

Stuttgart - Die Studentenwerke werden in Studierendenwerke umbenannt. Die entstehenden Kosten für die Umstellung müssen von den Anstalten selbst getragen werden. Nicht überall stößt der Beschluss der Regierung auf Verständnis.

Wie muss ich den BAföG-Antrag ausfüllen und wo muss ich mich für einen Platz im Studentenwohnheim melden? Das sind typische Fragen, mit denen sich Studenten an die Studentenwerke, jetzt Studierendenwerke, wenden. Schon im März hat die Mehrheit im Landtag mit dem dritten Hochschulrechtsänderungsgesetzes beschlossen, alle acht Studentenwerke in Baden-Württemberg in Studierendenwerke umzubenennen. Denn "die Gleichberechtigung von Frauen und Männern soll auch in der Rechtssprache zum Ausdruck kommen", heißt es in der Begründung.

Dabei gibt es den Namen Studentenwerk schon seit 1929. Nach dem Ersten Weltkrieg waren viele Studenten knapp bei Kasse und konnten sich kaum ein Studium finanzieren – die Studentenwerke wurden gegründet. In Rheinland-Pfalz und Hamburg wurden sie schon in Studierendenwerke umbenannt. Die übrigen Bundesländer halten bisher am etablierten Begriff fest. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann sagt: "Jahrzehntelang hat man mit dem Namen Studentenwerk leben können und jetzt entstehen so viel Kosten für eine belanglose Umbenennung." Studentenwerke hätten eigentlich andere Aufgaben, und das verwendete Geld solle sinnvoller für die Studenten eingesetzt werden.

"Jetzt müssen nach und nach Taten folgen"

Die Anstalten finanzieren sich zu zwei Dritteln aus selbst erwirtschafteten Erträgen wie Mieteinnahmen oder Erlöse der Hochschulgastronomie. Das restliche Drittel setzt sich aus den Semesterbeiträgen, der Aufwandsentschädigung für BAföG-Anträge und Zuschüssen von den Ländern zusammen. Doch die Umstellung verschlingt nicht gerade Peanuts-Beträge. Allein im Studierendenwerk Karlsruhe wird mit Gesamtkosten von 100.000 bis 120.000 Euro gerechnet. "Dabei ist der nicht-monetäre Aufwand noch viel größer", so Thomas Mosthaf, Leiter der Kommunikation. Je nach Personalstärke gehe die Umstellung schneller oder langsamer über die Bühne. In Stuttgart geht Marketingleiterin Melanie Westphal in einer groben Kostenschätzung von 60.000 Euro aus. Peter Phale, stellvertretender Leiter in Mannheim, spricht von sehr knapp bemessenen 40.000 Euro. "Es tauchen immer wieder neue Dinge auf, die geändert werden müssen, wie Grundbucheinträge oder Fahrzeugbriefe." Auch in Tübingen-Hohenheim ist das nicht anders. Hier geht man von Kosten im sechsstelligen Bereich aus.

Zwar gibt es kein festes Datum, bis wann die Änderung vollzogen sein muss, aber die zu bewältigende Arbeit ist im Zweifelsfall nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

Seit März hat sich schon einiges getan: Zwar wird auf der Webseite des Studentenwerks Baden-Württemberg noch der alte Begriff verwendet, doch von acht Studentenwerken haben bis auf Heidelberg, Ulm und Konstanz alle ihre Webseiten umgestellt. In Heidelberg geht zum ersten Oktober der neue Onlineautritt an den Start. "Intern sind wir schon fleißig am Umstellen, an den Telefonen melden wir uns mit Studierendenwerk", sagt Katrin Bansemer. Zu Beginn des Wintersemesters wird auch Ulm auf dem neuesten Stand sein.

"Diese Umstellung dauert seine Zeit", sagt Silke Schröder, "man muss bedenken, dass wir hier von einer Änderung in allen Bereichen sprechen. Dies reicht von der Kleidung der Gastronomie-Mitarbeiter über Signaturen bis hin zu Infobroschüren und dem Onlineauftritt." Zusätzlich wird die Umstellung dadurch verlangsamt, dass man trotzdem wirtschaftlich arbeiten wolle. "Das heißt, dass wir immer noch Restposten an Infoflyern mit dem alten Begriff haben, die erst aufgebraucht werden müssen."

Prinzipiell findet sie aber die Umstellung zum geschlechtsneutralen Studierendenwerk sinnvoll. "Jetzt müssen halt nach und nach die Taten folgen", meint sie.