Böblingen/Stuttgart - Die Abfallentsorgung in der Region Stuttgart ist wie ein bunter Flickenteppich. Jeder Landkreis hat ein eigenes System, eigene Preise. Und der Service ist so unterschiedlich, dass ein Preisvergleich kaum möglich ist. Doch klar ist: Nur in Böblingen wird die Müllabfuhr im nächsten Jahr teurer. Im Kreis Ludwigsburg bezahlen Einwohner zwar mehr für den Restmüll, doch dafür wird die Biotonne billiger – und zur Bürgerpflicht. Unter dem Strich errechnet das Ludwigsburger Landratsamt eine Gebührensenkung von 1,4 Prozent. In den Kreisen Esslingen, Göppingen und Rems-Murr bleiben die Preise unverändert.

Böblingen

Viele Jahre herrschte an der Müllabfuhr-Preisfront Ruhe. „Das Unspektakuläre ist das eigentlich Spektakuläre“, hat Wolf Eisenmann, Vizelandrat und Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs, immer wieder gern gesagt. Denn die Gebühren für Privathaushalte liegen auf dem Niveau von 1994 – und sind damit, legt man die Teuerungsrate zugrunde, heute eigentlich um 25 Prozent günstiger. Doch jetzt dreht Böblingen an der Preisschraube: „Die Betriebs- und Personalkosten sind gestiegen, die Erlöse bei der Wertstoffvermarktung zurückgegangen“, begründet Eisenmann diesen Schritt.

Der Musterhaushalt (vier Personen) bezahlt für die Müllabfuhr im nächsten Jahr 161,25 Euro (bisher 149,40 Euro). Die Rechnung sieht so aus: 60 Euro (54) Grundgebühr, dazu 5,25 Euro (4,60) pro Leerung des 120-Liter-Behälters. Bei durchschnittlich neun Leerungen sind das 47,25 Euro, zusammen also 107,25 Euro. Addiert wird noch die Jahresgebühr für die grüne Biomülltonne, die mit 54 Euro unverändert bleibt. Macht zusammen 161,25 Euro. Beim Biomüll, der alle zwei Wochen abgeholt wird, ist die Gefäßgröße unerheblich. Die 120- und die 240-Liter-Tonne gibt es zum selben Preis.

Was gibt es noch? Wer einen größeren Restmülleimer (240 Liter) bevorzugt, bezahlt pro Leerung 10,50 Euro (bisher 9,20). Die vor einem Jahr eingeführte Wertstofftonne, die den Einwohnern den Gang zu einem der Wertstoffhöfe in den 26 Kommunen im Kreis Böblingen ersparen kann, kostet pro Abholung 3,50 Euro. Und die Abfuhrtermine für Rest- und Biomüll sowie für Papier und Wertstoffe, die in Form eines Kalenders Mitte Dezember an alle Haushalte verteilt wurden, gibt es nun auch als „Müllmann-App“ für Android und iPhone.

Stuttgart

Stuttgart

In der Landeshauptstadt wird die Müllabfuhr günstiger. Die Gebühren für die grauen Restmüllbehälter sinken je nach Größe um 3,95 bis 4,35 Prozent, im Schnitt um knapp 4,1 Prozent. Der Vergleich mit Böblingen zeigt aber, dass eine Stuttgarter Familie dennoch deutlich mehr bezahlen muss. Ein 120-Liter-Mülleimer kostet hier im nächsten Jahr 196,80 Euro, eine 240-Liter-Biotonne 111 Euro. Macht zusammen 307,80 Euro.

In Stuttgart gibt es beim Restmüll nicht wie in Böblingen Grund- und Leerungsgebühren, sondern eine Jahresgebühr. Die Höhe hängt von der Größe des Mülleimers ab – und ob er jede Woche oder alle 14 Tage geleert wird. Das obige Beispiel mit dem 120-Liter-Eimer gilt für die 14-tägliche Leerung. Beim Wochenrhythmus kostet diese Tonne 414 Euro. Für einen 240-Liter-Eimer bezahlen Stuttgarter 350,40 Euro (14-täglich) oder 735 Euro (wöchentlich). Ein 60-Liter-Eimer – in Böblingen ist diese Gefäßgröße nicht im Angebot – wird nur 14-täglich geleert und kostet 105,50 Euro im Jahr. Beim kleinsten Stuttgarter Eimer handelt sich um einen 120-Liter-Behälter, der einen Einsatz enthält und nur zur Hälfte gefüllt werden kann.

Auch beim Biomüll gibt es in der Landeshauptstadt drei Behältergrößen. Die Jahrespreise: 29,40 Euro (60 Liter), 58,20 Euro (120) und 111 Euro (240). Diese Tonnen werden im Frühjahr und Sommer wöchentlich, von November bis April alle zwei Wochen geleert.

Ludwigsburg

Ludwigsburg

Müll teurer, Biomüll günstiger: Das bringt das neues Jahr den Einwohnern im Kreis Ludwigsburg. Und die Biomüll-Tonne, die es in den Größen 60, 120 und 240 Liter gibt, wird zur Pflicht. Das hat der Kreistag Anfang Dezember beschlossen. Sein politisches Ziel: die Trennung von Abfall und Biogut verbessern. So wird vor allem das 240-Liter-Gefäß kräftig subventioniert: Einmal leeren kostet jetzt 1,45 Euro weniger als bisher und damit nur noch zwei Euro. Bei den kleineren Gefäßen ist der Preisvorteil mit 60 Cent (120 Liter, jetzt 1,40 Euro) und 20 Cent (60 Liter, jetzt ein Euro) geringer. Begründung: Wer eine kleine Tonne vor der Haustür stehen hat, neigt dazu, diese über den Rand hinaus zu füllen – und den Inhalt zusammenzupressen. Das Landratsamt spricht von „Verdichtungsfaktoren“, die jetzt bei den Gebühren berücksichtigt werden.

Das gilt auch beim Restmüll. Hier steigt die Leerungsgebühr für die 120-Liter-Tonne um 39 Cent auf 3,90 Euro, die für das 240-Liter-Gefäß aber nur um 33 Cent auf 6,96 Euro. Dazu kommt die Jahresgebühr, die in Ludwigsburg nach der Zahl der Personen im Haushalt gestaffelt ist und stabil bleibt. Ein Single bezahlt so 46,47 Euro, eine Familie mit einem Kind 77,53 Euro. Der Musterhaushalt (vier Personen) ist mit 93,36 Euro dabei. Das ergibt bei den gleichen Voraussetzungen wie in Böblingen (neunmal 120-Liter-Mülltone leeren plus 240-Liter-Tonne für den Biomüll bei 14-täglicher Leerung) eine Jahresgebühr von 208 Euro.

Esslingen

Esslingen

Hier bleibt in Sachen Müll alles beim Alten. Der Abfall wird im Zwei- oder Vier-Wochen-Rhythmus abgeholt, die Eimer gibt es in den Litergrößen 40, 60, 80, 120 und 240. Wer seine 120-Liter-Tonne alle vier Wochen leeren lässt, bezahlt eine Jahresgebühr von 58,80 Euro. Richtig teuer ist in Esslingen der Biomüll. Die Jahrespreise: 156 Euro (240-Liter-Tonne), 78 Euro (120 Liter), 39 Euro (60 Liter). Etwa halb so viel kostet jeweils die sogenannte Saison-Biotonne (Mai bis Oktober).

Rems-Murr-Kreis

Rems-Murr-Kreis

In Waiblingen und Umgebung tut sich zum Jahreswechsel beim Müllpreis nichts. Das steht seit November 2011 fest. Damals hatte der Kreistag die Gebühren für die Jahre 2012 und 2013 festgesetzt. Das Landratsamt im Rems-Murr-Kreis offeriert einen Musterhaushalt mit vier Personen und macht diese Rechnung auf: Jahresgebühr 74 Euro; Mülleimer (60-Liter, 14-täglicher Leerung) 38 Euro; Biotonne (80 Liter) 21 Euro. Macht zusammen für die Musterfamilie 133 Euro.

Göppingen

Göppingen

Das Besondere im Kreis Göppingen ist, dass es keine Biomüll-Tonne gibt. Das muss sich aber bald ändern. Nach dem am 1. Juni 2012 in Kraft getretenen Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) müssen biologische Abfälle spätestens ab Januar 2015 getrennt gesammelt werden. Noch aber wird in Göppingen nur Müll abgefahren. Die Gebühren berechnet nach Haushalts- und Behältergröße, sind unverändert. Eine vierköpfige Familie mit 120-Liter-Tonne bezahlt 174 Euro.